Ein Fernseh-Roman als Zweiteiler am Montag, 16. Januar und Mittwoch, 18. Januar 2017, Teil 1

Günther van Endert

Köln (Weltexpresso) - Gut Ding will Weile haben. Darum kündigen wir schon heute eine Sendung an, über die wir noch viel berichten werden, denn wenn ein Hotel ADLON in Berlin berühmt wurde, so gilt das für das SACHER nicht minder, sondern sogar mehr. Darüber haben wir aus der Redaktion genug Geschichten beizutragen, die in der Fernsehverfilmung sicher keine Rolle spielen. 

Erst einmal aber fangen wir staatstragend an und lassen den ZDF-Redaktionsleiter zu Wort kommen. Nur, daß dies als "Event-Zweiteiler" angekündigt ist, dagegen hätte das SACHER als erste protestiert. Die hatten es nicht nötig, mit solchen Vokalbeln rumzuschmeißen, damals nicht und vermuten wir, heute auch nicht. Das SACHER ist nämlich echt vornehm, was heißen soll, daß der Gast König ist. Die Redaktion


Das Sacher. In bester Gesellschaft


"Sacher" steht für eine ausgezeichnet schmeckende Torte, vor allem aber für ein berühmtes Wiener Hotel. Dies steht wiederum für luxuriöse Annehmlichkeit, für gewachsene Ästhetik, für einen ganz besonderen Charme, der in den Hoch-Zeiten der k. und k.-Doppelmonarchie entstand und bis heute präsent ist. Im Hotel lebte ein großes internationales Publikum. Wien war die Haupt­stadt eines auch nach heutigen Maßstäben bemerkenswert funk­tionierenden Vielvölker-Imperiums. Das Sacher, auch heute noch eine erste und besondere Adresse, war der Ort für höfische Ele­ganz, für Intrigen und Machtspiele, für ein üppiges gesellschaftli­ches Leben und vor allem auch für große und kleine Leiden­schaften.

Der Zweiteiler "Das Sacher. In bester Gesellschaft", der Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, greift die vom Mythos Sacher vorgegebene 'Stimmung' auf und gestaltet daraus ein mo­dernes Fernsehdrama. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven. Eine letztendlich scheiternde bittersüße Liebesgeschichte bildet den emotionalen Hauptstrang. Ähnlich wie in Goethes 'Wahlverwandtschaften' sind zwei Paare miteinander verbandelt, ein Paar aus Berlin, eins aus Österreich. Die Entführung eines Mädchens, das zwar vor der Prostitution gerettet, aber über Jahre eingesperrt wird, zeigt die dunkle Kehrseite der Metropole Wien. Nicht zuletzt geht es um politische Bestrebungen am Vorabend des Ersten Weltkriegs – reaktionäre und reformerische – sowie die sich anbahnende Verbindung von Polizei und einem Gedan­kengut, die auf das Unheil nach der Katastrophe des Krieges hin­weist. Für all das ist das Hotel Sacher der entscheidende Begeg­nungs- und Kommunikationsort.

ZDF und ORF ist es gelungen, ein sehr großes Ensemble be­kannter Schauspieler für den Film zu versammeln. Neben Josefine Preuß, Julia Koschitz und Ursula Strauss in den weibli­chen Hauptrollen spielen neben vielen anderen Florian Stetter, Laurence Rupp, Simon Schwarz, Joachim Król, Peter Simonischek, Bernhard Schir, Robert Palfrader, Dietmar Bär, Nina Proll, Edin Hasanovic, Jasna Fritzi Bauer, Robert Stadlober und Jürgen Tarrach – und füllen den Film mit prallem Leben.

Die multiperspektivische Erzählweise ist ungewöhnlich, neu und spannend für ein großes Event-Programm. Das flüssige Ineinan­dergreifen verschiedener, sich gegenseitig vorantreibender Stränge entspricht dem Wesen eines großen historischen Ro­mans. 'Das Sacher' ist ein Fernseh-Roman für die ganze Familie.

Foto: (c) ZDF, Pedro Domenigg

Info:
Günther van Endert
ZDF Redaktionsleiter Fernsehspiel II