Jury der Evangelischen Filmarbeit präsentierte ihren „Film des Jahres" am Samstag, 10. Dezember, 19:45 Uhr, im Kino des Deutschen Filmmuseums

Anna von Stillmark

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das war schon gelungen. Diese Jury war nicht nur ihrer Zeit voraus, in dem sie vor dem Ereignis in Breslau und dem Gewinn der fünf wichtigsten europäischen Filmpreise für TONI ERDMANN denselben Film auf ihr Schild als FILM DES JAHRES hob. Sondern sie war sozusagen auch gleichzeitig am Werk, als in Breslau die Sieger bekanntgegeben wurden, gab es zeitgleich in Frankfurt eine Lobpreisung des Films, den Film selbst zu sehen und einen Sektempfang, der dann gleich Breslau mitfeiern konnte.


Seit mehr als 60 Jahren vergibt die Jury der Evangelischen Filmarbeit das Prädikat „Film des Monats an herausragende Filme. Aus den 2016 ausgezeichneten Filmen wählte sie den „Film des Jahres: TONI ERDMANN (DE 2016) von Maren Ade. Eine gute Gelegenheit, den vielfach gefeierten Film noch einmal auf der großen Leinwand zu sehen und sich der Veranstaltung in Breslau ebenbürtig zu fühlen. Nur mußte man leider auf das filmische Personal sowie die Regisseurin verzichten, die in Polen wichtiger waren.

Das war am Samstag, 10. Dezember
19:45 Uhr
Preisverleihung an NFP marketing & distribution (Verleiher des Films)
Die Laudatio hieltlt Andreas Busche, kinofenster.de


ca. 20:15 Uhr
TONI ERDMANN
Deutschland/Österreich 2016. R: Maren Ade
D: Sandra Hüller, Peter Simonischek. 162 Min. DCP


Familienkomödie, Gesellschaftssatire, Frauendrama: Die dritte Regiearbeit der Autorenfilmerin Maren Ade hat von allem ein bisschen - und ist doch ganz anders, vollkommen eigen. Über nahezu drei Stunden entfaltet TONI ERDMANN das Psychogramm einer Gesellschaft, die den Kontakt zur Wirklichkeit verloren hat: In Bukarest, einer Stadt, die verzweifelt den Anschluss an die internationale Wirtschaft sucht, halten Ines und ihre Kolleg/innen das neoliberale Lebensmodell in Schwung. Was das den Einzelnen kostet, macht der Film fast physisch spürbar: Alle sind permanent im Stress und einer Serie sozialer Demütigungen ausgesetzt. Hinter der grotesken Komik der pointiert geschriebenen und brillant gespielten Szenen lauern Angst und Scham. Einen deutschen Film, der so erfindungsreich und gelassen das Individuelle mit einer weiträumigen sozialen Perspektive verbindet, hat es lange nicht gegeben.

 

Foto: Vater und Tochter (c) Quelle DIF


Info: Im Anschluss an die Filmvorführung gab es den Sektempfang