67. Internationale Filmfestspiele Berlin, BERLINALE vom 9. bis 19. Februar 2017, Teil 2

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Dank der Unterstützung durch die sächsische Uhrenmanufaktur Glashütte Original initiieren die Internationalen Filmfestspiele Berlin 2017 die Vergabe des Glashütte Original Dokumentarfilmpreises. Das ist eine gute Idee, wenn man überblickt, in welchem Ausmaß Dokumentarfilme zugenommen haben, die dann in sich viele unterschiedliche Mischformen von semi-dokumentarisch, nachgestellten Szenen bis streng Originalaufnahmen besitzen.


Die Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm ist mit einem Preisgeld von € 50.000 dotiert, das von Glashütte Original gestiftet wird. Insgesamt werden rund 18 aktuelle Dokumentarbeiträge aus den Sektionen Wettbewerb, Panorama, Forum, Generation, Berlinale Special, Perspektive Deutsches Kino sowie der Sonderreihe Kulinarisches Kino für den Glashütte Original Dokumentarfilmpreis nominiert. Eine dreiköpfige Jury entscheidet über die Vergabe, das Preisgeld teilen sich Regisseur und Produzent des Preisträgerfilms. Die Auszeichnung wird im Rahmen der offiziellen Preisverleihung im Berlinale Palast verliehen.

Seit langem engagieren sich die Internationalen Filmfestspiele Berlin für den Dokumentarfilm und dokumentarische Formen. Das zeigt sich sowohl im Programm der verschiedenen Sektionen, Initiativen und Sonderreihen als auch im European Film Market (EFM). 2016 wurden insgesamt 77 Dokumentarfilme und dokumentarische Formen gezeigt. Zudem fanden die unterschiedlichsten Aspekte des Dokumentarfilms verstärkt Eingang in den Diskurs – bei Workshops, Panels und Präsentationen.

„Wir freuen uns sehr, dass wir unser Engagement für den Dokumentarfilm bei der Berlinale mit dem Glashütte Original Dokumentarfilmpreis gemeinsam mit unserem langjährigen Partner krönen können. Der Preis ist ein wichtiges Signal für die Dokumentarfilmbranche und zugleich Wertschätzung für die Filmemacherinnen und Filmemacher, die ihre Projekte teilweise mit hohem persönlichen Risiko realisieren“, so Festivaldirektor Dieter Kosslick.

Ab 2017 wird die traditionsreiche deutsche Uhrenmanufaktur das Festival als Hauptpartner unterstützen. Neben dem Preisgeld wird Glashütte Original auch die Statuette stellen, die in aufwendiger Handarbeit in der sächsischen Manufaktur gefertigt wird.

„Unsere langjährige Beziehung mit der Berlinale zeichnet sich besonders durch die inhaltliche Nähe unserer Manufaktur zum Festival aus. Es gibt zahlreiche Schnittstellen zwischen der Uhrmacherkunst und der Kunst des Filmemachens. Wir freuen uns daher außerordentlich, die Berlinale ab 2017 nicht nur als Hauptpartner zu unterstützen, sondern mit dem Glashütte Original Dokumentarfilmpreis auch eine ganz besondere Filmform zu fördern“, so Yann Gamard, CEO Glashütte Original.

 

Kommentar: Wie gesagt, wir finden das gut, daß auch die Berlinale einen Dokumentarfilmpreis verleiht, was andere Festivals schon länger tun. Wir erwarten aber schon eine Definition dessen, was darunter verstanden wird.

Über keinen Dokumentarfilm haben wir so viel geschrieben wie über FRITZ BAUER - TOD AUF RATEN von Ilona Ziok, der im Jahr 2010 auf der Berlinale umjubelt wurde. Das wäre ein würdiger Preisträger gewesen. Stattdessen hat dieser Film eine so interessante Geschichte, daß Weltexpresso demnächst doch wieder einmal ausführlicher darüber schreiben sollte, was - sogar in der ARD - unternommen wurde, damit dieser Film möglichst nicht im Ersten gezeigt wird. Die Hintergründe liegen schlicht in dem, was die Geschichtswissenschaften Deutungshoheit nennen. Die zu besetzen hatte nämlich das nach dem Hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer benannte  Institut in Frankfurt versäumt, in dem das Fritz-Bauer-Institut seinen Namensgeber, der eine bundesrepublikanische Berühmtheit war, ruhen ließ, seine Schriften nicht herausgab, auf sein Lebenswerk nicht einging und ihn als politische Figur ignorierte. Alles das nun zeigt der Dokumentarfilm von Ilona Ziok.

Jahre später hat das Institut dann eine Biographie schreiben lassen, Spielfilmautoren beraten, eine Ausstellung gemacht, die durch die BRD tourt, inzwischen auch von Bauer etwas herausgegeben. Aber, oh Schreck, oh Graus. Zu was mutierte in den Filmen und zuvor im Buch und der Ausstellung Bauer? Der würde sich buchstäblich im Grabe herumdrehen!

Da sollte man sich wirklich lieber an das Original , an ihn selbst halten, der im TOD AUF RATEN so authentisch wirkt, wie Bauer war: aufrecht, deutlich,  unerschrocken, seine Hoffnung auf die Jugend setzend und von den Ewiggestrigen verlangend, daß sie sich mit ihren Taten auseinandersetzen.

Kein Wunder, daß der Film im Ausland ein Renner ist. Ja, wir werden über diese Entwicklung unbedingt wieder einmal ausführlicher schreiben müssen.

Die Redaktion

 

Foto: Cover des Films (c) CV Films

Info: Berlinale vom 9. bis 19. Februar 2017