Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 27. Dezember 2016

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Ben Cash (Viggo Mortensen) ist ein hochgebildeter Aussteiger. Er lebt mit seinen 6 Kindern zwischen 7 und 18 Jahren in den Wäldern Washingtons. Ben unterrichtet seine Kinder nicht nur selbst und bringt ihnen ein überdurchschnittliches Wissen bei, sondern er verlangt auch, dass sie nicht nur auswendig lernen sondern auch selbst denken, außerdem zeigt er ihnen, wie man jagt und in der Wildnis überlebt.


Als der 18jährige Bodovan "Bo" (George Mackey) seinen ersten Hirsch nur mit einem Messer erlegt, wird er von Ben zum Mann erklärt. Die Familie lebt allein im Wald unter einfachen Verhältnissen und als Selbstversorger. Sie haben keinen Kontakt zu neuer Technologie oder dem Lärm und Tempo der restlichen Welt.

Bei einem Besuch im nächstgelegenen Städtchen erfährt Ben durch einen Anruf, dass seine Frau Leslie (Trin Miller), die in einem Sanatorium in New Mexico lebte, nach langer Krankheit Selbstmord begangen hat. Seine Schwiegereltern Jack (Frank Langella) und Abigail (Ann Dowd) wollen ein christliches Begräbnis möglichst ohne Ben und seine Brut, während Leslie in ihrem Testament ausdrücklich verbrannt werden will.

Auf Drängen der Kinder macht sich Ben in ihrem alten Familienbus auf den Weg nach Süden und in die Zivilisation. Dies stellt vor allem für die Kinder eine enorme Herausforderung dar, denn sie haben ein Leben außerhalb des Waldes zuvor kaum kennengelernt.

Schon das Zusammentreffen mit Leslies Schwester Harper (Kathryn Hahn) und ihrer Familie zeigt, wie gebildet Berns Kinder sind, wie wenig sie aber von der realen Welt kennen gelernt haben. Besonders der 12jährige Rellian (Nicholas Hamilton) ist von den Computerspielen, vom Fernsehen etc. begeistert.

Als dann auch das Zusammentreffen mit den Großeltern in einem Eklat endet und der Großvater sogar droht, für seine Enkel das Sorgerecht zu beantragen, sind es letztendlich die Kinder, die ihre eigenen Entscheidungen treffen und dabei auch versuchen, Mutters Testament zu erfüllen....


Regisseur von "Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück" ist Matt Ross, der auch selbst das Drehbuch verfasst hat. Er wurde für den Film bei den Filmfestspielen in Cannes im Mai 2016 mit dem Regiepreis in der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet.

Matt Ross, der selbst in eine amerikanischen Kommune auf dem Land aufgewachsen ist, zeigt auf ausgesprochen charmante Weise das Leben dieser Robinson-Familie. Der Zuschauer kann sich an vielen Stellen dem naiven Charme der Kinder nicht entziehen, die über ihr Alter hinaus gebildet sind und unbefangen Fragen stellen, die vermutlich vielen Eltern peinlich wären, die vom Vater aber genauso selbstverständlich beantwortet werden.

Der Regisseur zeigt aber auch auf, dass ein solches Leben nicht nur seine Vorteile hat, sondern dass Ben sich in einigen Situationen dann doch auch wie ein echter Familientyrann verhält und nur seine Meinung gelten lässt; z.B. wenn Bo erzählt, dass er bei vielen der bekannten Elite-Universitäten auch ohne richtigen Schulabschluss angenommen worden ist, wenn Rellian sich darüber ärgert, dass sie nicht wie allen anderen Familien Weihnachten feiern oder wenn die Kinder beim Besuch eines Burger-Restaurants ganz wild auf das Essen dort sind.

Es wird aber auch an anderen Stellen gezeigt, dass das Wissen der Kinder über die Welt hauptsächlich aus Büchern stammt, vom praktischen Leben außerhalb ihres Waldes sind sie dagegen schnell überfordert. Andere Szenen sind wunderbar amüsant, z.B. wenn sich die agnostische Familie einem Polizisten gegenüber als Homeschooling-Hardcore-Christen ausgibt und ihn dann mit religiösen Liedern und Traktaten in die Flucht schlägt oder wenn Bo einem Mädchen direkt nach dem ersten Kuss einen hochtrabenden Heiratsantrag macht.

Leider fehlt dem Film an einigen Stellen eine etwas ernsthaftere Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen von Bens alternativer Lebensweise, denn der Weg zum Leben in einer Sekte ist doch nicht allzu weit. Ein wenig mehr Ambivalenz hätte den Film an solchen Stellen sicher noch interessanter gemacht.

Es ist dann doch ein geglückter aber auch utopischer Moment, wie es Ben und den Kindern am Ende gelingt, ihre Lebensweise mit den Verlockungen der modernen Welt zu vereinbaren.

Viggo Mortensen erhielt zu Recht für seine Darstellung als Ben Cash eine Nominierung für die 74. Golden Globe Awards als Bester Hauptdarsteller in einem Drama. Aber auch die Darsteller der Kinder sind hervorragend. Hervorzuheben ist vor allem George Mackey als Bodovan, der älteste Sohn der Cash-Kinder.

Insgesamt ist "Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück" trotz der geäußerten Kritik ein wunderbarer und absolut sehenswerter Film, den man sich ganz sicher auch zu Hause mit der ganzen Familie ansehen kann. Eltern sollten aber nicht verwundert sein, wenn die eigenen Kinder anschließend ein paar unangenehme Fragen stellen.

Foto: DVD Cover © Universum Film

Info:
"Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück" ist ab dem 27. Dezember 2016 als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Sprachversionen sind auf der DVD Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1, auf der Blu-ray Deutsch und Englisch in DTS-HD 5.1 MA. Die Untertitel sind bei beiden Formaten in Deutsch. Das Bildformat der DVD ist 2,40:1 (16:9 anamorph) und der Blu-ray 2,40:1 (1080p/24).

Extras auf DVD und Blu-ray sind:
Making Of (3:52 Min.), B-Roll (8:32 Min), Deutscher Kinotrailer (2:09 Min).

Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück (USA 2016)
Originaltitel: Captain Fantastic
Genre: Tragikomödie
Filmlänge: ca. 118 Minuten
Regie und Drehbuch: Matt Ross
Darsteller: Viggo Mortensen, George Mackay, Annalise Basso, Frank Langella, Kathryn Hahn, Steve Zahn u.a.
Verleih: Universum Film
FSK: ab 12 Jahren