Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 12. Januar 2017, Teil 2

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Bob ist ein echter Hingucker, im Huckepack lässt er sich von seinem Herrchen durch die Großstadt tragen. Der hübsche rote Kerl ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich, verzauberte Millionen von Lesern und erwies sich als ein segenreicher Glücksbringer für einen obdachlosen Junkie, der über die Freundschaft zu ihm sein Leben in den Griff bekam.


Dass der echte Bob sich selbst spielt, erweist sich als ein Clou, und so wie Roger Spottiswoode in seiner Adaption der gleichnamigen Autobiografie von James Bowen die soziale Misere seines Protagonisten zwischen Armut, Drogen und Isolation beklemmend auffächert, darf weit mehr erwartet werden als ein rührseliger Tierfilm.


So wie diese Geschichte könnte auch ein Film von Ken Loach beginnen. James (Luke Treadaway) versucht sich mit seiner Gitarre auf Londons Straßen über Wasser zu halten, aber die Tageseinnahmen reichen noch nicht einmal für einen Schnellimbiss. Wiewohl der Junkie nach einer Überdosis im Krankenhaus aufwacht, findet er immerhin Beistand bei einer engagierten Sozialarbeiterin, die ihm eine bescheidene Bleibe verschafft. Als er den Vierbeiner abgemagert und erkrankt vor seiner Haustür findet, beschließt er ihn aufzupäppeln und gibt sein letztes Geld für ihn aus. Doch Bob revanchiert sich, weicht nicht mehr von seiner Seite und wird zu seinem Maskottchen. Fortan klingelt es in der Kasse, wenn James, das Katerchen auf seinen Schultern, Musik macht, und allmählich findet er die Kraft, den Entzug voranzutreiben.


Steinig ist der vor ihm liegende Weg gleichwohl, gepflastert mit allerhand Rückschlägen und zwischenmenschlichen Konflikten, sei es mit dem Vater, der einst die Familie verließ, inzwischen mit einer neuen Frau in einer heilen Welt lebt und den Kontakt ängstlich abblockt, sei es die hilfsbereite Nachbarin, die sich nach einem Missverständnis verstört abwendet. Aber ein bisschen Glück gehört bekanntlich auch zum Leben, und wie sich nach und nach alles zum Guten wendet, schildert „Bob der Streuner“ sehr bewegend ohne Anflüge von Kitsch.

Foto: Herrchenund Bob © Concorde Filmverleih

Info:
Bob, der Streuner (Großbritannien 2016)
Originaltitel: A Street Cat Named Bob
Genre: Drama
Filmlänge: 100 Minuten
Regie: Roger Spottiswoode
Drehbuch: Tim John und Maria Nation, nach dem Buch von James Bowen und Garry Jenkins
Darsteller: Luke Treadaway, Ruta Gedmintas, Joanne Froggatt, Anthony Head, Beth Goddard, Darren Evans u.a.
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 12.01.2017