Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Januar 2017, Teil 2
Kirsten Liese
Berlin (Weltexpresso) - Ein frecher Kurzhaarschnitt, ein sonniges Lächeln und eine positive Ausstrahlung: Wenn man Luca so sieht, könnte man sie für einen Wonneproppen halten. Dabei ist die junge Frau gerade dabei, sich aus einer Krise aufzurappeln, litt sie doch lange Zeit an Depressionen, Drogen und an einer destruktiven Beziehung.
Doch seit sie sich um einen Hund kümmern muss, den sie aus einer Tötungsstation aufgenommen hat, verfolgt sie wieder ein Ziel: das Abitur nachmachen und Tiermedizin studieren. Das wird nicht leicht, wiewohl sie die eigene Mutter in Englisch zur Lehrerin hat. Denn die nimmt Luca hart ran. Mathe ist auch noch so ein Schwachpunkt, und zu allem Übel drängt sich der gewalttätige Exfreund wieder auf.
Philipp Eichholtz („Liebe mich!“) stellt in seinem jüngsten Werk die Frage nach dem selbstbestimmten Leben. Wie man sich bettet, so liegt man, lautet ein altes Sprichwort. Aber das ist leichter gesagt als getan, erfordert die viel beschworene Eigenverantwortlichkeit doch auch Kraft. „Luca tanzt leise“ verschreibt sich dabei keiner therapeutischen Absicht, zeigt anrührend einfach nur, wie schwer das ist.
Mit improvisierten Dialogen, kleinem Budget, Laienschauspielern und Geschichten um junge Menschen, die mit Problemen fertig werden müssen, steht der Film in bester Mumblecore-Tradition. Aber auch das Alter spielt in dieser neuen deutsche Welle keine geringe Rolle: So fand Eichholtz in seiner Großmutter die großzügige Förderin seiner Produktionsfirma, in kleinerer Rolle trat zudem die 95-jährige Ruth Bickelhaupt, Mutter des Mumblecore-Pioniers Axel Ranisch, für diesen Film vor die Kamera.
Überhaupt die Figuren: Sie alle sind herrliche Originale, allen voran Kurt (Hans-Heinrich Hardt), der Sitznachbar aus der Schule, der an alten Autos herum bastelt und mit seiner Berliner Schnauze erfrischend komisch wirkt.
Mit ihrem noch unverbrauchten Gesicht, all ihrer Willensstärke, Energie und Disziplin, die ihr hoffentlich auch über ein tragisches Ereignis in den letzten Filmminuten hinweghelfen werden, nimmt Martina Schöne-Radunski in der Titelrolle für sich ein. Es ist ein schöner Zug des Regisseurs, ganz en passant Lucas konsequente Tierliebe aufzugreifen, die sich darin ausdrückt, kein Fleisch zu essen.
Nur der beliebige, poppige Soundtrack passt nicht zu einem Drama, das davon erzählt, wie schwierig es ist, leise zu tanzen und gibt dem Film unnötig einen kommerziellen Anstrich.