Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 26. Januar 2017

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt (Weltexpresso) - "Ausgelöscht" ist eine dreiteilige französische Dokumentation, in der aktuelle paläontologische Vorstellungen erläutert werden, die auf neuen aufschlussreichen Funden beruhen. Daneben werden diese Ergebnisse mit Befunden aus der Genetik, der Geologie und sogar der Teilchenphysik ergänzt und mit Hilfe modernster Computergraphiken und CGI-Techniken illustriert.


Episode 1: Wer hat die dicken Brummer umgebracht?


Im Erdaltertum vor etwa 320 Mill. Jahren war die Riesenlibelle Meganeura monyi mit einer Flügelspannweite von bis zu 70 Zentimetern die Beherrscherin der Lüfte, da es noch keine fliegenden Reptilien oder Vögel gab. Gleichzeitig lebten auf der Erde Riesentausendfüßler und andere große Gliedertiere.

Wissenschafter vermuteten, dass die großen Gliederfüßler durch eine Verringerung des Sauerstoffgehaltes in der Atmosphäre während der Karbonzeit ausstarben. Neue Funde belegen allerdings, dass es auch noch vor 250 Mill. Jahre Rieseninsekten gab. Sie mussten in der Lage gewesen sein, auch mit weniger Sauerstoff in der Luft auszukommen.

Erste neue Ergebnisse aus dem Jahre 2012 zeigten, dass vermutlich nicht nur der geringere Sauerstoffgehalt sondern auch die Konkurrenz von Vorfahren der Vögel und kleineren Flugsauriern Gründe für das Aussterben der Riesenlibellen sein konnten.

In der Dokumentation kamen führende Paläontologen wie der Karlsruher Professor Eberhard Frey zu Wort. Daneben zeigten Computeranimationen und Interviews mit Experten Hypothesen auf, warum die Rieseninsekten von der Erde verschwanden.



Episode 2: Gefiederte Drachen – Wie die Vögel in den Himmel kamen


Es war schon lange in der Wissenschaft sicher, dass die Vögel von den Dinosauriern abstammen, aber erst vor etwa 20 Jahren wurden in der nordchinesischen Provinz Liaoning die ersten Saurier gefunden, bei denen sich auch die Federn mit fossilisiert hatten. Außerdem wurde 2014 in Sibirien eine pflanzenfressende Saurierart entdeckt, die zeigt, dass die Dinosaurier schon sehr viel früher Federn hatten, als bisher angenommen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch manche Arten der großen Saurier Federn und keine Schuppen besaßen.

In der Dokumentation werden nicht nur eindrucksvolle Bilder von den Fossilien gezeigt, sondern der Zuschauer erhält durch Computerrekonstruktionen auch einen Eindruck, wie die Tiere ausgesehen und sich bewegt haben. Jeder Fund hat aber nicht nur Wissenslücken geschlossen sondern es wurden immer wieder neue Fragen aufgeworfen, z.B. wie flogen eigentlich die Saurier: Stürzten sie sich zum Gleitflug aus den Wipfeln der Bäume oder war sie in der Lage, vom Boden aus zu starten?

Heute gilt Anchiornis huxleyi aus der Familie der Troodontidae als das fehlende Bindeglied zwischen Sauriern und Vögeln. Er ist ein kleiner vogelähnlicher Dinosaurier mit gut entwickelte Federn an Armen und Beinen, der im frühen Oberjura vor etwa 160 Mill. Jahren lebte - und er ist älter als der auch in Deutschland gefundene Archaeopteryx, der ca. 150 Mill. Jahre alt ist.



Episode 3: Wie die Säuger die Saurier überlebten

Die Paläontologen vermuteten lange Zeit, dass sich die Säugetiere erst dann auf den Erde ausbreiten konnten, als die Saurier am Aussterben waren. Erst 2000 wurden in der nordchinesischen Provinz Liaoning sehr gut erhaltene Fossilien gefunden, die erkennen lassen, dass die typischen Eigenschaften der Säugetiere schon viel früher ausgeprägt waren.

Bis zum Übergang ins 21. Jahrhundert konnten aber nur Knochenfragmente gefunden werden. Erst die neuen Fossilien aus Liaoning waren vollständig. Sie belegen, dass die Vorfahren der plazenta-tragenden Säugetiere deutlich älter sind, als bisher vermutet. So ist z.B. Eomaia scansoria, das als einer der ältesten Vertreter der höheren Säugetiere angesehen wird, etwa 125 Mill. Jahre alt.

Dann wurde der spitzmausgroße Baumbewohner Juramaia sinensis gefunden, der vor etwa 160 Mill. Jahre lebte, und der ganz sicher in die Ahnenreihe der Plazenta-Tiere gehört und kein Beuteltier mehr ist. Mit diesem Fossil ließ sich der Stammbaum der Plazentalier und damit auch des Menschen um weitere 35 Millionen Jahre zurückdatieren.


"Ausgelöscht" ist eine dreiteilige Dokumentation von Arte France. Die einzelnen Episoden sind 2015 und 2016 entstanden. Dabei ist "Wer hat die dicken Brummer umgebracht?" zwar thematisch ähnlich, ist aber trotzdem inhaltlich mit den anderen beiden Folgen nicht verbunden, außerdem haben die dort geschilderten Ereignisse deutlich früher in der Erdgeschichte stattgefunden, nämlich im Erdaltertum und nicht im Erdmittelalter wie die Entstehung der Vögel und Säugetiere.

Alle drei Folgen sind interessant gestaltet. Vor allem die immer wieder eingestreuten Computergrafiken unterstützen die Aussagen der Wissenschaftler bildlich und machen damit die Tiere und deren Umgebung auch für Laien vorstellbar.

Dazu werden in allen drei Teilen außergewöhnliche neue Fundestücke vorgestellt. Das Besondere dabei ist, dass an den genannten Fundstellen nicht nur Skelette sondern auch fossilisierte Haut und Federn gefunden wurden. Dies macht es möglich eine Entwicklungslinie von den Dinosauriern zu den Vögel und von flaumartigen Federn zu Flugfedern zu erstellen. Leider wurden in diesem Zusammenhang keine Aussagen zur Bedeutung von Fell und Federn für die Thermoregulation der Tiere und damit auch die Möglichkeiten der Verbreitung in kältere Regionen gemacht. Auch wurden die Unterschiede zwischen dem Fell der Säugetiere und den Federn von Dinosauriern und Vögeln nicht behandelt.

Insgesamt ist "Ausgelöscht" aber eine gelungene und spannende Dokumentationsreihe über die Entstehung und das Verschwinden von besonders bemerkendwerten Insekten und anderen Gliederfüßlern sowie der Dinosaurier, der Vögel und der Säugetiere im Laufe der Erdgeschichte. Leider fehlt durch die Aufteilung in drei Folgen etwas der rote Faden zwischen den einzelnen Teilen. Trotz der Kritik ist die Serie - vor allem da neuste Ergebnisse eingearbeitet wurden - informativ und spannend und aus diesem Grund nicht nur für naturwissenschaftlich Interessierte sehenswert.



Foto: Cover DVD © Koch Media

Info:
"Ausgelöscht - Als die Dinosaurier die Welt beherrschten" ist eine Arte Edition, die ab dem 26. Januar 2017 als DVD und Blu-ray mit jeweils 2 Discs im Handel erhältlich ist. Sprachversionen sind auf der DVD Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0, auf der Blu-ray Deutsch und Englisch in DTS-HD Master Audio 5.1. Die Untertitel sind bei beiden Formaten in Deutsch. Das Bildformat von der DVD ist 2,40:1 (16:9 anamorph) und von der Blu-ray 2,40:1 (1080p/24). Die Discs enthalten keine Extras.

Ausgelöscht - Als die Dinosaurier die Welt beherrschten (Frankreich 2016)
Englischer Titel: A New Prehistory
Genre: Dokumentation
Filmlänge: ca. 150 Minuten (3 x ~ 50 Min.)
Drehbuch und Regie: Emma Baus und Bertrand Loyer
Verleih: Koch Media
FSK: Info-Programm