„Die Kopfwelt der modernen amerikanischen Frau ist ein sehr komischer Ort, wenn man ihn besucht.“, erklärt Leslye Headland. Genau dies hat die Regisseurin und Drehbuchautorin getan. Die Köpfe sitzen auf den längst nicht mehr jungen Schultern von Regan (Kirsten Dunst), Katie (Isla Fisher), Gena (Lizzy Caplan) und Becky (Rebel Wilson). Die übergewichtige Braut ist die einstige Schulfreundin des Protagonistinnen-Trios und Titelfigur des bissigen Chick-Flicks, der die Nacht vor der Hochzeit so hemmungslos auskostet wie die Brautjungfern es beim Rettungsversuch des demolierten Hochzeitskleides tun.
Das bekommt einen tiefen Riss, als die gestresste Regan und die minderbemittelte Katie vor Gena darin posieren. Ähnlich geschieht es früher am Abend mit der Freundschaft zwischen Becky und dem in seiner unsensiblen Egomanie verletzenden Drogenparty-Duo Gena und Katie. Das Chaotische der beiden ist die Kehrseite der Kontrollsucht, mit der Regan eine Eskalieren verhindern will. Das ihr Vorhaben misslingt, ist die Prämisse des herb-komischen Kinodebüts, mit dem Headland der Sprung vom Off-Broadway nach Sundance und in die hiesigen Kinos gelang. „Darauf habe ich gewartet“, schwärmt Katie. „Seit...“ Nein, nicht seit gestern Abend, wie ihr Kollege vermutet, sondern dem 21. Juli 2011. Da startete in den hiesigen Kinos die Kirsten Wiigs und Annie Mumolos „Bridesmaids“. Die Brautjungfern-Komödie etablierte den derben Ton sexualisierter Buddy-Movies, den auch „Bachelorette“ anschlägt, für ein weibliches Zielpublikum und Figurenensemble.
Letztes verdankt seine Sympathiewirkung den zwischen Witz und Tragik balancierenden Spiel von Kirsten Dunst und Rebel Wilson. Sie, um die in Filmrealität und -titel sich drehen, ist nur eine Randfigur der Handlung, die weniger an der Braut interessiert ist als am Brautkleid. Die immer mehr ruinierte Robe wird zum Symbol eines traditionelle Lebenskonzepts, dem Beckys Gefährtinnen vergebens nachjagen. Dass die als „Schweinegesicht“ verspottete Dicke es zuerst erreicht, erfüllt besonders Regan mit Neid. Er scheint der Dreh- und Angelpunkt der Clique, deren sexuelle Selbstbestimmtheit und Direktheit als verhüllte Selbstverletzung erscheint. Narkotischen, erotischen und anekdotischen Ausfälle, die bei männlichen Protagonisten Charakterstärke markieren, sind bei den Frauen Warnsignale emotionaler Instabilität. „Es ist nicht mehr niedlich.“, mahnt Gena ihr Teenager-Schwarm Trevor (James Marsden), an dem sie noch immer hängt.
Während beide sich neu annähern, wird Katie von dem behutsamen Joe (Kyle Bornheimer) gebremst und Regan lockert ihr Selbstdiktat bei einem One-Night-Stand mit dem aalglatten Clyde (Adam Scott). Junggesellinnen können in der ambivalenten Komödie von Junggesellen lernen, wenn es um Beziehungen geht, ob freundschaftlich, sexuell oder romantisch. Eine Überschneidung ist verpönt, wie ein verklemmter Lesben-Witz zeigt. Eine Alternative zu der Eheeintönigkeit, der selbst Becky mit gemischten Gefühlen entgegengeht, kennt Headland nicht; nur die Belustigung über weibliche Rollendilemma. „Als ich die Geschichte als Theaterstück schrieb, dachte ich, ich würde ein sehr ernstes Script schreiben.“ Das Publikum der Uraufführung sah das anders: „Jede berührende Einsicht, über der ich gebrütet hatte, war plötzlich ein Witz.“
Das Lachen darüber beliebt einem im Halse stecken – wenn es überhaupt aufkommt. Die Figuren sind abgestumpft durch Pharmazeutika und Traumata, die oberflächlich angeschnitten werden, und ersetzen Anteilnahme durch Sentimentalität: „Du hast nicht mehr geweint seit Thomas Jay in „My Girl“ gestorben ist.“, sagt Gena, die auch den Inhalt treffen zusammenfasst: „Das ist eine echt lange Geschichte, die sich nicht sonderlich lohnt.“
Oneline: Drei erstklassige Darstellerinnen in drittklassiger Komödie im Drogen- statt Liebesrausch.