Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts, kündigt die Beendigung ihrer Tätigkeit für Herbst 2017 an
Hubertus von Bramnitz
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wenn nicht im vorherigen Sommer Max Hollein, Direktor von Städel, Schirn und Liebieghaus, nach San Francisco entschwunden, Susanne Gaensheimer im August nach Düsseldorf ginge, würde die Ankündigung vom Montag, daß sich Claudia Dillmann Ende September von der von ihr wesentlich aufgebauten Konstruktion von Filminstitut und Filmmuseum zurückzieht, nicht so reinhauen.
Nein, wir persönlich halten das für das zeitliche Zusammentreffen von persönlichen Entscheidungen, die keinen gemeinsamen Grund haben und sicher nicht eine Abkehr von Frankfurt darstellen und erst recht keine Antwort darauf, daß in Frankfurt nun die SPD das Kulturdezernat besetzt. Uns scheint eher die Definition für den Surrealismus zuzutreffen, die von der zufälligen Begegnung einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch (Lautréamont) spricht oder auch die Koinzidenz von Ereignissen, die eben keinen ursächlichen Zusammenhang haben. Wenn eine Gemeinsamkeit da wäre, dann die, daß alle drei Institutionen, alles Museen, hervorragende Arbeit leisten und sozusagen in der Blüte ihrer Bedeutung stehen, wie es so heißt: hervorragend aufgestellt sind. Da gehen neugierige, tatendurstige Menschen gerne...
Auf jeden Fall hat Claudia Dillmann gestern die Beendigung ihrer zwanzigjährigen Tätigkeit als Vorstand und Direktorin des Deutschen Filminstituts DIF e.V., zu dem das Deutsche Filmmuseum am Frankfurter Museumsufer gehört, zum September 2017 bekanntgegeben. Ihren Entschluss teilte sie der Verwaltungsratsvorsitzenden des Instituts, Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig, in einem persönlichen Gespräch mit. Dillmann wird in den vorzeitigen Ruhestand wechseln. Sie will sich in Zukunft wieder dem Schreiben widmen und kann sich auch vorstellen, ihre Kenntnisse und Erfahrungen in die Kulturberatung einzubringen.
Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres 2016 hat sich Claudia Dillmann zu diesem Schritt entschlossen: „Das Haus ist gut aufgestellt. Die finanzielle Grundlage für die Arbeit des Deutschen Filminstituts samt des Filmmuseums und der Projekte hat sich in den vergangenen Monaten sehr verbessert, das Haus kann auf seine Förderer auf kommunaler, Landes- und Bundesebene bauen. Auch inhaltlich konnte das Institut zukunftsweisende Partnerschaften, beispielsweise mit der Goethe-Universität Frankfurt oder dem Bundesarchiv, auf den Weg bringen, so Dillmann. Eine bis Sommer 2019 reichende Ausstellungsplanung biete Verlässlichkeit und zugleich den Freiraum, in 2018 neue Ideen zu entwickeln.
„Mit Freude und auch mit Genugtuung schaue ich auf die 20 Jahre im DIF zurück, in denen das Institut sich so erfolgreich entwickelte, so die 62-Jährige, die zu ihren Erfolgen die Gründung von goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden, den Aufbau der Online-Plattform filmportal.de, ihre Präsidentschaft in der Vereinigung der europäischen Filmarchive und Kinematheken von 2004 bis 2012, die Planung und den Bau des neuen Filmmuseums in den Jahren 2007 bis 2011 sowie die Fortschritte bei der Digitalisierung des deutschen Filmerbes seit 2014 zählen kann.
Die Verwaltungsratsvorsitzende Ina Hartwig nahm Dillmanns Entschluss mit großem Bedauern auf und würdigte zugleich die Leistung der langjährigen Direktorin:
„Mit dem Ausscheiden Claudia Dillmanns, die von meinem Vorgänger Hilmar Hoffmann ans Deutsche Filminstitut geholt worden war, endet eine Ära. Ihre zwanzigjährige Arbeit hat das Institut geprägt und weit vorangebracht. Die Direktorin, deren private Gründe für einen vorzeitigen Ruhestand ich gut nachvollziehen kann, hinterlässt ein hervorragend aufgestelltes Haus mit einem klaren Profil, einem exzellenten Team und den besten Perspektiven für die Weiterentwicklung unter einer neuen Leitung. Hervorzuheben sind die wegweisenden, höchst erfolgreichen und zukunftsweisenden Projekte auf dem Feld der kulturellen Bildung, die Claudia Dillmann verantwortete. Ich bedauere ihre Entscheidung und bin ihr zugleich dankbar für alles, was sie für das Deutsche Filminstitut und damit auch für die Frankfurter Kulturlandschaft geleistet hat. Dankenswerterweise wird Frau Dillmann in einer Übergangszeit beratend zur Verfügung stehen.
Über Dillmanns Nachfolge für das eigenständige Institut soll auf dem Wege einer internationalen Ausschreibung entschieden werden.
Kommentar: Eigentlich bleibt den Frankfurtern in dieser Situation nur, mit Hermann Hesse zu antworten, daß jedem Anfang ein Zauber innewohne. Es ist so, daß durch den Abgang der drei Personen Löcher gerissen werden, aber es ist auch so, daß neue Besen gut kehren. Nicht gut kehren müssen, aber gut kehren können. Es hat also die Kulturdezernentin ein großes Arbeitsfeld vor sich, aber auch einen großen personellen Gestaltungsspielraum.
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