Serie: LICHTER Filmfest Frankfurt International vom 28. März bis 2. April, Teil 3
Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Frankfurt goes Virtual Reality. Was die letzte Buchmesse vormachte, zieht nun ins Filmgeschäft ein. Erstmals veranstaltet das LICHTER Filmfest den VR Storytelling Wettbewerb. Aus über 50 Einreichungen hat eine Expertenjury fünf internationale 360°-Filme ausgewählt.
Im Rahmen des ZDF Digital I VR-Lab zeigt LICHTER die Finalisten am 30. und 31. März 2017 im Frankfurter studioNAXOS.
Man stelle sich vor: Gerade noch dem Ruf einer Meerjungfrau folgend, spielt man schon wenige Minuten später in einem Musikvideo mit. Und plötzlich geht es auf einen Streifzug durch die irische Hauptstadt Dublin. „Was in der schnöden Realität nicht vorstellbar ist, machen wir mit einer VR-Brille beim LICHTER Filmfest möglich“, sagt Festivalleiter Gregor Maria Schubert. Die fünf Finalfilme des Wettbewerbs entführen die Festivalbesucher im studioNAXOS in die unterschiedlichsten Bilderwelten, in denen der Zuschauer mitten im Geschehen ist. Während er der Handlung folgt, kann er den Kopf in alle Richtungen drehen und den Bildausschnitt selbst wählen. „Diese virtuelle Seherfahrung sprengt dabei unser kollektives Kinoerlebnis“, so Schubert, „weil sie uns an Orte katapultiert, an denen wir den Menschen in den Filmen scheinbar ganz allein begegnen.“
Aus über 50 Einreichungen haben Ralph Benz (3sat), Astrid Kahmke (Bayerisches Filmzentrum), Kay Meseberg (arte), Eckart Köberich (ZDF Digital) und Maro Heutnik (CHEIL) die fünf Finalisten ausgewählt. Die Jury legte den Fokus bei der Bewertung der narrativen und dokumentarischen Virtual Reality-Filme nicht auf das reine Spektakel, für das die Technik bislang bekannt ist. „Wir haben Filme gesucht, die sich nicht nur an der Technik berauschen, sondern sich in den Dienst der Geschichte stellen“, so Schubert. Der Gewinner darf sich über einen Geldpreis von 1.000 Euro freuen. Die Zweit- und Drittplatzierten erhalten jeweils 500 Euro. Die Sieger werden am 30. März 2017 im Anschluss an eine festivalbegleitende Tagung zum Thema im Rahmen des ZDF-Digital | VR Lab im studioNAXOS geehrt.
Die Finalisten des VR Storytelling Wettbewerbs
In der Weltpremiere Siren Song nehmen die kanadischen Experimentalfilmer Ali Weinstein und Nicolas Jolliet den Zuschauern mit auf ein Tauchabenteuer der besonderen Art. In atmosphärischen Unterwasserlandschaften führen mystische Fabelwesen betörende Tänze auf. Die schwerelose Freediving-Choreographie der Meerjungfrauen nutzt den 360°-Raum in atemberaubender Weise.
In der Deutschlandpremiere Dublin in the Dark: The Story of 'Emerald Noir' (Regie: Henry Stuart) erzählt die Schriftstellerin Tana French, wie sich die geschichtsträchtige Stadt immer wieder neu erfindet. Gefilmt in beeindruckendem stereoskopischem 3D strahlt der Dokumentarfilm die inspirierende Kraft aus, die Dublin auf eine ganze Autorengeneration ausübt.
Ebenfalls Deutschlandpremiere feiert Family Circle von Linara Bagautdinova. Die russische Regisseurin erzählt in vier Minuten eine komplette Familiengeschichte und macht sich dabei vier Zeitebenen zunutze. Liebe und Hass, Annäherung und Entfremdung, Streit und Versöhnung – in einer kaleidoskopartigen Anordnung verknüpft Bagautinova die Mittel der Bühne mit denen der virtuellen Realität und erschafft so ein völlig neues narratives Format.
In Tankstelle des Glücks (Regie: Uwe Flade) macht Friedrich Liechtenstein ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann: eine skurrile Spritztour durch Berlin. Plötzlich sitzt der Zuschauer auf dem Beifahrersitz im Auto des Entertainers und damit mittendrin im Musikvideo zu „1000 Liter“. Am Ende stimmt die ganze Stadt in den Song ein, gute Laune garantiert!
Lebt ein Monster unter meinem Bett? Wer die Frage aus seiner Kindheit kennt, wird von der Antwort in Sergeant James (Deutschlandpremiere) des Franzosen Alexandre Perez überrascht sein. Denn mithilfe der außergewöhnlichen VR-Perspektive liegt auf einmal das Kinopublikum unter jenen Bettlatten, unter denen Kinder in schlaflosen Nächten das gruselige Ungeheuer vermuten. Ein Rollentausch, der schnell klarmacht: Auch Monster können sich vor den befremdlichen Vorgängen über ihnen fürchten.
ZDF Digital | VR Lab im studioNAXOS
Für das junge Medium Virtual Reality und 360°-Video ist der Dialog zwischen Machern und Publikum entscheidend. „Deshalb ist es uns wichtig den Austausch zwischen jungen Kreativen und erfahrenen Branchenvertretern zu fördern und die Zugangsschwelle niedrig zu halten. Aus diesem Grund haben wir alles unternommen, um eine kostenfrei zugängliche Konferenz zu schaffen“, sagt Eckart Köberich, Leiter des ZDF Digital | VR Labs. Die Teilnahme an der Konferenz am 30. März 2017 erfordert lediglich eine Registrierung. Besuchern ohne Registrierung wird eine Teilnahme nicht garantiert. Im VR Lab berichten am 30. März und 31. März 2017 internationale Experten von ihren Erfahrungen mit dem Erzählen in virtuellen Welten. Auf einer zweitägigen Messe können Filmemacher Werkzeuge zur Herstellung von VR-Inhalten kennenlernen und sich beraten lassen. Experten von ZDF Digital geben Auskunft zu Themen rund um VR-Konzeption, 360°-Video-Produktion, interaktive VR und Plattformstrategien. Nähere Informationen bezüglich des genauen Ablaufs, unsere Speaker und die Registrierung unter: http://www.zdf-digital.com/vr-konferenz/
Foto: (c) freenet.de
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Hintergrund
Das LICHTER Filmfest ist die zentrale Plattform des Filmschaffens der Rhein-Main-Region und mit seiner Auswahl von Filmen aus allen Regionen der Welt das einzige wirklich internationale Festival an einem wachsenden Standort der Filmbranche. LICHTER geht vom 28. März bis zum 2. April 2017 in seine zehnte Ausgabe. Im Jubiläumsjahr beleuchtet das Festival das Thema „Wahrheit“ in all seinen Facetten. In der internationalen Filmreihe und seinem Begleitprogramm geht es um die zutiefst menschliche Suche nach der einen Wahrheit wie auch um die allgegenwärtigen Versuche von Populisten, Wahrheiten zu verdrehen und zu verschleiern. LICHTER hat seine Wurzeln in der Film- und Kulturszene der Region: Das LICHTER Filmfest Frankfurt International begann als Werkschau des regionalen Films in einem selbstgebauten Atelierkino und hat sich in den letzten neun Jahren zu einem mehrtägigen, internationalen Festival entwickelt. LICHTER findet seit 2008 jedes Jahr im Frühling an verschiedenen Spielstätten in Frankfurt und in anderen Städten der Rhein-Main-Region statt. Ein Team aus rund 40 hauptsächlich ehrenamtlich engagierten Filmemachern, Medienexperten und Filmliebhabern richtet das Festival alljährlich aus.