Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. April, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - 2015 hat Gil Roman, der Chef des berühmten Béjart Ballett Lausanne (BBL), eine Wiederaufnahme von Maurice Bèjarts Ballett-Choreographie von Ludwig van Beethovens Neunter Symphonie geplant. Diese Ballettfassung wurde 1964 in Brüssel zum ersten Mal aufgeführt.

Maurice Béjart (1927 - 2007) gilt als einer der Erneuerer des klassischen Balletts. Er entwickelte Ende der 1960er Jahre eine neue Auffassung vom Ballett, dem sog. Totaltheater - und bringt Gesamtkunstwerke aus Musik, Sprache und Tanz zu spektakulären Aufführungen. Damit versuchte er das Ballett auch für ein theaterfernes Publikum interessant zu machen. Außerdem veränderte er auch die Aufgabe der männlichen Tänzer auf der Bühne, in dem er sie zu eigenständigen Personen machte.

 

Maurice Béjarts Ballettfassung von Beethovens Neunte Symphonie, die den ewigen Kreislauf des Lebens und die Freude am Dasein feiert, ist eines der großartigsten Tanzstücke des 20. Jahrhunderts. Gil Roman wollte das Werk wieder aufführen, dabei hat er nicht nur die Choreographie von Béjart verwendet, sondern auch die Kostüme der Tänzer genau wurden kopiert.

 

Dieser Film ist eine Dokumentation über die Proben zu der Wiederaufführung. Da die Lausanner Ballett Companie das Projekt alleine nicht stemmen konnte, wurden die vier Sätze von Beethovens Neunter zwischen ihnen und dem Tokyo Ballet aufgeteilt. Zur gleichen Zeit proben auch unabhängig voneinander das Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta und der Ritsu Yu Kai Choir in Tokio.

 

Die spanische Regisseurin Arantxa Aguirre verfolgt in ihrer Dokumentation neun Monate lang die Proben, und zeigt die harte Probenarbeit der Tänzer und Tänzerinnen. Sie lässt die Schauspielerin Malya Roman, die Tochter des Leiters des Béjart Ballett Lausanne, Interviews während der einzelnen Arbeitsschritte führen. Daneben erläutert sie auch die Komplexität des gesamten Unterfangens.

 

Durch eine bewusste Beteiligung aller menschlichen Rassen bei den Solotänzern soll Beethovens "alle Menschen werden Brüder" ebenso dargestellt werden wie in der Gleichbehandlung von Tänzern und Tänzerinnen.

 

Daneben zeigt der Film auch die alltäglichen Probleme, die bei so einer langen Vorbereitungszeit auftreten können: Da wird die Solotänzerin des ersten Satzes schwanger und muss ersetzt werden, oder eine der Tänzerinnen vertritt sich kurz vor der Premiere den Fuß und kann bei den ersten Aufführungen auf keinen Fall tanzen.

 

 

Die Dokumentation "Dancing Beethoven", die die Probearbeiten während der neunmonatigen Entstehungsphase begleitet, gibt einen tollen Einblick in die Arbeit der beiden Ballett-Companien. Sie zeigt auch jederzeit, dass das Thema "Freude" nicht nur auf der Bühne dargestellt wird, sondern, dass es auch in der Zusammenarbeit und während der Proben - trotz aller Mühen - erfahren wird.

 

Wenn man als Besucher des Films aber keine Ahnung hat, wer z.B. Maurice Béjart war, hat man doch etwas Probleme dem Film zu folgen. Da die Szenen auch öfter zwischen den einzelnen Probeorten hin und her springen, ist es nicht immer leicht dem Geschehen zu folgen. Es wäre z.B. hilfreich gewesen, Malya Romans Interviewpartner zumindest beim ersten Mal durch Untertitel vorzustellen.

 

Der Film wird im Kino in Französisch mit deutschen Untertiteln gezeigt werden. Dazu kommen noch einige Interviews in Spanisch und Japanisch.

 

Trotz der genannten Kritik gibt "Dancing Beethoven" spannende und beeindruckende Einblicke in die Arbeit der Tanz-Companien und vermittelt Eindrücke, wie eine solche Inszenierung zu Stande kommt. Es wird dabei auch nicht vergessen, welche Unwägbarkeiten auftreten können.

 

Der Film zeigt zudem, wie weit Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie inzwischen weltweites Kulturgut geworden ist.

 

Zusatz: Der Zuschauer wünscht sich sicher, dass er in dem Film größere Teile der endgültigen Aufführung zu sehen bekommt. Dies ist aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich, da bereits 2015 eine DVD- und Blu-ray-Fassung unter dem Titel "The Ninth Symphony by Maurice Béjart" bei der Firma EuroArts, Berlin erschienen ist.

 

Foto: Szene aus Dancing Beethoven © Arsenal Filmverleih

 

Info:

Dancing Beethoven (Schweiz, Spanien 2016)

Genre: Dokumentation

Filmlänge: 79 Min.

Regie: Arantxa Aguirre

Mit Malya Roman u.a.

Verleih: Arsenal Filmverleih

FSK: ab 0 Jahren

Kinostart: 13.04.2017