Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. April, Teil 4

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Doch, der Film hat auch einige witzige Höhepunkte und unterhält einen, aber er steht und fällt doch mit der Hauptdarstellerin Shirley MacLaine, die als 83jährige hier eine über 80jährige spielt, die genug vom Leben hatte, aber nun mit ihrem eigenen Nachruf eine neue Lebensmotivation gewinnt.

 

Mit der zunehmenden Vergreisung unserer Gesellschaften infolge der gegenüber früheren Generationen einfacheren und gesünderen Lebensweise und der Fortschritte der Medizin, spült die Filmindustrie eine Reihe von Komödien über alte Leute in unsere Kinos. Allerdings sind das immer alte Männer und man sieht sie sooft vor sich, wenn man nur an das Thema denkt. Eigentlich abgegrast, das Thema. Ja, schon, aber nur, was alte Männer betrifft. Mit Harriet Lauler (Shirley MacLaine) betritt endlich einmal die weibliche Greisin die Bühne und läßt sich von dieser auch nicht mehr vertreiben, so überschäumend, durchsetzungswillig und -fähig, so lebensbejahend und spöttisch, so veränderungsfähig sogar kommt diese Ex-Geschäftsfrau daher.

 

Nein, mit ihr ist nicht gut Kirschenessen, sie ist eine Diktatorin, die andere zwingt, nach ihrer Pfeife zu tanzen, sie legt jedes Wort auf die Goldwaage, ist überkritisch, will immer das Sagen haben und vor allem, über alles Bescheid wissen und alles selber regeln. So kommt sie uns allein in ihrem feudalen Haus entgegen, wenn wir sie bei ihren seltsamen Versuchen, sich das Leben zu nehmen, kennenlernen. Hier nämlich ist sie nicht so durchsetzungsfähig wie sonst. Irgendwas ist da noch, was ihr vor ihrem Ableben fehlt.

 

Natürlich! Ihr Nachruf. Sie hat schon lange alle Nachrufe in den Zeitungen auf wichtige Persönlichkeiten gesammelt. Und sie hat auch schon mitbekommen, daß eine junge Journalistin in diesem Bereich eingesetzt ist – und auch gut schreibt, nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich, diese grässlichen und Harriet bekannten Idioten zu angenehmen Mitmenschen zurechtschreibt. So eine braucht sie auch.

 

Wie sie nun an diese Anne (Amanda Seyfried) als diejenige gerät, die auch ihren Nachruf vorbereiten soll, sagt alles über das bisherige Leben der Geschäftsfrau: Druck, Drohung, Macht. Hier gegenüber dem Chefredakteur, dessen Blatt Jahrzehnte von von ihr vermittelten Anzeigen lebte und dem sie ihr Vermögen hinterlassen will. Der muß JA sagen und gibt den Druck an Anne weiter, die zwar nicht will – schließlich macht sie sonst Nachrufe auf Tote -, aber muß, will sie weiter beschäftigt bleiben.

 

So weit, so gut, so ungut. Anne macht sich auf den Weg und in den Ergebnissen liegen die ersten starken Szenen des Films. Sie muß 100 von Harriet alphabetisch geordnete Zeitzeugen befragen. Doch kein einziges gutes Haar lassen ihre alten Kollegen und ihr Ex-Mann an Harriet, aber auch niemand anderer, der sie kennt. Niemand. Anders herum wird ein Schuh daraus. Sie wird gehaßt! Auf dieser Basis kann sie eigentlich nicht schreiben und legt einen konstruierten 08/15 Nachruf auf den Tisch. Dieser Nachruf macht Harriet wach. Sie analysiert Nachrufe und filtert Bereiche heraus, zu denen neben Familie, Freunden und Beruf auch gehört, etwas geschaffen zu haben, was der Gemeinschaft nutzt.

 

Also los, und als über Achtzigjährige das schaffen, was sie ihr Leben lang versäumte: Aussöhnung mit Ex-Mann und Tochter Elizabeth, die sie 30 Jahre nicht gesehen hatte, Aussöhnung mit ihren Kollegen, Herstellen einer besonders guten Tat. Die läuft ihr mit der kleinen frechen schwarzen Brenda (Ann Jewel Lee Dixon) über den Weg. Tatsächlich befeuert die Kleine nicht nur Harriet, sondern auch den Film und sie ist Anlaß einiger Aufregungen. Eine schöne Idee auch, die Alte als Radio-DJ die richtigen Stücke zusammenstellen zu sehen, denn sie setzt sich in der Sendung einer DJ-Kultlegende durch und darf Platten auflegen.

 

Wie sie es schafft, im Nachhinein ihr sozial vertanes Leben dann doch noch zu einem glücklichen Ende zu gestalten, können Sie selbst erleben. Dieser Film gehört zu denen, bei denen sie unaufhörlich lachen können, weil die Situationskomik gelungen und die Schauspieler gut besetzt sind. Aber mehr als die Komik, entdeckt man dann doch nicht. Gute Unterhaltung.

Foto: (c) Verleih