
Claudia Schulmerich
Wiesbaden (Weltexpresso) – ...70 JAHRE DEUTSCHER NACHKRIEGSFILM IM SPIEGEL DER CCC hieß der Film, dessen Weltpremiere auf dem Festival im Kino Caligari gefeiert wurde, mit der Besonderheit, daß Arthur Brauner anwesend war, der die Central Cinema Company aufgebaut hatte.
‚Atze‘ Brauner wird tatsächlich am 1. August nächsten Jahres 100 Jahre, was man nicht glauben mag. Er sieht nicht nur viel jünger aus, sondern ist geistig auf voller Höhe und sprach analytisch scharf das Entscheidende an, als nach der Weltpremiere des Films eine Diskussionsrunde mit seiner Tochter Alice Brauner und der Regisseurin Kathrin Anderson stattfand, das Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt, moderierte.
Der zuerst gezeigte Film MARINA, MABUSE UND MORITURI...ist ein spannender Überblick über den deutschen Nachkriegsfilm. Man muß beim Anschauen nur aufpassen, daß man nicht glaubt, daß Brauner alle deutschen Nachkriegsfilme produziert habe. MARINA...stellt schon im Titel klar, daß es ‚nur‘ um die von Brauner produzierten Filme geht. Wenn man dann aber die ganzen Titel hört und Filmausschnitte sieht, kommt einem als Zuschauer das wie das gesamte Spektrum des Nachkriegsfilms vor, was schlicht daran liegt, daß die CCC lange die größte und erfolgreichste deutsche Filmproduktionsfirma war.
Daß heute und in Wiesbaden die Weltpremiere stattfand, hat damit zu tun, daß dies gewissermaßen die Nachlese des ARTUR-BRAUNER-SYMPOSIUM war, das im Rahmen von GoEast 2015 in Wiesbaden stattfand. Das Festival hatte an diesem Sonntag zum Film und der Diskussion eingeladen: „Die von Artur Brauner 1946 gegründete CCC (Central Cinema Company) zählte zu den größten

In der Tat verknüpft der Dokumentarfilm die gezeigten Spielfilme mit den Interpretationen von heute. Wie politisch die Zeiten waren, politisch im Film, ist offensichtlich, wenn man an die heutigen Filme denkt. Heute beispielsweise werden gesellschaftliche Probleme und Verhältnisse in Komödien darstellt, die damals als knallharte Realität auf die Leinwand kamen. Man muß nur an das Liebenswürdige WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS denken….

Natürlich wußte man, daß er als Jude von den Nazis verfolgt war und überlebt hatte, was er aber schon 1946 als 28jähriger in Berlin alles unternahm, das erfährt man hier. Ein Energiebündel und einer, der von Anfang an in seiner Familie einen Rückhalt besaß. Das konnte man auch bei der sonntäglichen Podiumsdiskussion erleben. Denn er hat mit seiner Frau Maria seit 1947 eine Ehefrau, die ihm in jeder Hinsicht den Rücken freihielt und vier Kindern aufzog, dabei aber immer auch Gesprächspartnerin für seine beruflichen Belange blieb. Sie saß zwar unten in der ersten Reihe im Publikum, während Artur Brauner und Tochter Marina auf dem Podium saßen, aber hatte durch Zwischenrufe schon eine Situation geschaffen, daß man von unten sie oben mitdabei sah.

Foto: Titel: Artur Brauner, dann: Mario Adorf, Armin Mueller-Stahl und die Familie in der ersten Reihe des Caligari am Sonntag, links Ehefrau Maria, stehend dahinter Marina (c) goEast.de
Info:
www.filmestival-goEast.de