sz Barbara Schmidtke SZ Auf in die Sommerfrische in den Schwarzwald nach Bad Liebenzell, Premiere am 11. Juni

Sabine Zoller

Bad Liebenzell (Weltexpresso) - Zum 20-jährigen Jubiläum des Freien Theaters in Bad Liebenzell hat sich Barbara Schmidtke in eine waschechte Berlinerin verwandelt. Ihr Markenzeichen: Hemdbluse und Handtasche.

Mit großer Ausstrahlung begeistert die Autorin, Sängerin und Theaterfachfrau mit einfachen Gesten und ausdrucksstarkem Minenspiel als Clara Wortmann im neuen Theaterstück „Die Lindenwirtin“. Zu ihrem bereits breit gefächerten Repertoire bietet die leidenschaftliche Regisseurin in Zusammenarbeit mit der Kurstadt nun erstmals ein Schauspiel mit Musik und Erlebnisgastronomie an authentischem Ort.

sz Einkehr im alten gasthaus SZDas neue Stück bietet mit seinem Erlebnistheater nicht nur einen historischen Streifzug durch das charmante Liebenzell. Mit viel Liebe zum Detail und ungewöhnlich feinteiligen Recherchen werden Liebenzeller Originale aus der Wilhelminischen Zeit zum Leben erweckt und dem Zuschauer mit ihren Vorlieben und Besonderheiten vorgestellt.

Vom Berliner Boulevard „Unter den Linden“ reist Clara Wortmann zur Sommerfrische in den Schwarzwald. Im alten Ortskern von Liebenzell findet sie Quartier im „Gasthaus zur Linde“ und erlebt hier sonnige Tage fernab der großen Weltgeschichte. Sie taucht ein in den Mikrokosmos der Jahrhundertwende, erlebt das Alltagsleben von Bürgern, Dienstboten und der resoluten Lindenwirtin vor absolut authentischer Kulisse in Liebenzells schönstem Jugendstilsaal. „Jugendstil” - eine Epoche die ein neues Stil- und Lebensgefühl diktiert. Auch in der Mode setzten sich bei den Damen fließende, bodenlange Kleider sowie linienbetonte Roben durch, die die Taille von jeder Schnürung befreien und den Körper nicht mehr einengen. Männer tragen Gehrock und Zylinder. Zum geselligen Beisammensein trifft sich die Gesellschaft im Gasthaus.

Im Kommunikationszentrum der Stadt wird gut bürgerlich aufgetischt und ein süffiges Helles vom Lindenbräu gezapft. Aktuelle Themen werden diskutiert und nebenbei gibt es vieles über die kleinen Dinge des Alltags zu erfahren. „Langsam fügt sich aus den einzelnen Puzzleteilen das komplette Bild zusammen“, erklärt Barbara Schmidtke und schmunzelt. Es ist heiß und Anfang Juni bleibt nicht mehr viel Zeit für Veränderungen. Geduldig probieren die Mitglieder des Freien Theaters Bad Liebenzell im Requisitenraum unter dem Gebälk des alten Gasthauses zur Linde die Kleidungsstücke für das neue Theaterstück.

sz Kerstin Weis und die Mode um 1900 Foto SZAlles soll zu der Zeit um 1900 passen. Mode anno dazumal ist eben kein Jogginganzug und sind keine Flip Flop Sandalen. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren viele Haushaltsauflösungen besucht und Freunde angesprochen, wenn wir wussten, dass es von den Großeltern noch alte Kleidungsstücke gibt“, so Schmidtke, die sich als Ideengeberin, Initiatorin, Regisseurin und aktive Schauspielerin intensiv mit der Geschichte des Ortes Bad Liebenzell auseinandergesetzt hat. „Die Jahrhundertwende ist eine für mich faszinierende Zeit, die die Grenzen des 19. Jahrhunderts sprengt und der Frau neue Chancen gibt.“ In der Mode werden fließende, bodenlange Kleider sowie linienbetonte Roben modern, die die Taille von jeder Schnürung befreien und den Körper nicht mehr einengen. Originale Modeteile sind im Ludwigsburger Mode-Museum zu sehen, aber nicht käuflich zu erwerben. Daher werden individuelle Modelle für die Theatergruppe auch selbst geschneidert oder eben wertvolle alte Kleidungsstücke umgearbeitet.

Jetzt, wenige Tage vor der Premiere des neuen Theaterstückes ist fast alles komplett. Kerstin Weiss, Tourismusdirektorin der Kurstadt ist begeistert von der Authentizität der Kleidungsstücke, die den darzustellenden Part der Laienschauspieler kongenial unterstreichen. Insbesondere der Weißwäsche-Fundus hat es der Managerin angetan. Die im umgangssprachlichen Bereich als „Unterhosen“ bezeichneten Damen-Dessous des 19. Jahrhunderts waren wegen der umständlichen Reifröcke bis um 1900 im Schritt offen und entsprechen nicht unbedingt den Idealmaßen einer heutigen Miss Germany.

sz Weiswasche SZKorsetts waren zwar Unterkleidung, aber nicht „Wäsche“, da sie nicht gewaschen werden konnten. Unterwäsche wurde bis ins 19. Jahrhundert fast ausschließlich aus weißem Leinen gefertigt und „Weißware“ genannt: Leinen war günstig und im Gegensatz zu Wolle gut waschbar. Allerdings musste es aufwändig gebleicht werden bis es weiß war. Daher war ein weißer Stoff ein Statussymbol. Baumwolle wurde erst später allgemein erschwinglich.

Mit dem Freien Theater Bad Liebenzell erleben Sie am kommenden Sonntag eine Premiere. Die Zeitreise beginnt mit einem Stadtspaziergang und endet im Jugendstilsaal des oben zitierten Gasthauses mit einem kulinarischen Schmaus. Wer mag, taucht ein in die Zeit der Sommerfrische, die vor über 100 Jahren vornehmlich zum adeligen und großbürgerlichen Sommervergnügen zählte um die Vorzüge von gepflegter Natur und urbaner Geselligkeit miteinander zu verbinden.

Fotos: © Sabine Zoller

Info: 
Premiere: Sonntag 11.06.2017, 16.00 Uhr Maximale Teilnehmerzahl: 70 Personen Preis: 25,00 € inkl. Speisen Anmeldung: Freies Theater Bad Liebenzell im Kulturtreff Baumstr. 21 75378 Bad Liebenzell Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Tel: +49 7052 93 33 21
Weitere Termine finden Sie auf www.bad-liebenzell.de