Neues Theater für Puppenspiel und Kleinkunst in STEINAU an der Straße
Hanswerner Kruse
Steinau (Weltexpresso) - Wenige Tage vor der Eröffnung des Theatriums luden die neuen Betreiber zu einem Pressefrühstück mitten auf der Bühne ein. „Es ist ja nicht so, dass wir uns hier in das von der Stadt gemachte Bett legen“, meinten die drei Theaterleute zu Beginn.
Sie haben bisher sehr viel organisatorische und handwerkliche Arbeit in das Projekt gesteckt. In Dresden besorgten sie - fast geschenkte - rote Polsterstühle, die mit Hilfe des Bauhofs montiert wurden und sehr modern wirken. „Wir haben das Gefühl, hier sehr gewollt zu werden“, sagten sie, „man merkt, Steinau will das Theatrium haben!“
Die neuen Besitzer kommen gemeinsam auf gut 100 Jahre Bühnenerfahrung und bringen großes kreatives Potential mit: Wolf-Dieter Gööck ist Sänger, Schauspieler und Regisseur. Bühnen- und Kostümbildnerin Ella Späte hat auch schon bei den Hersfelder Festspielen gearbeitet. Puppenspieler und Regisseur Detlef Heinichen kennt Steinau gut durch die alljährlichen Puppenfestspiele. Als er die Bestrebungen zur Veränderung des kleinen Theaters im Steinauer Marstall mitbekam, legte er geschwind mit seinen Leuten ein passendes Konzept vor.
Das von ihnen angebotene Figurentheater soll wesentlich zeitgemäßer werden als das bisherige Marionettenspiel. Wie im aktuellen Puppentheater üblich, werden die Spieler Teil der Handlung und sprechen selbst die Texte. Mit „Adams Äpfel“ hat Heinichen in Steinau schon deutliche Zeichen für spanendes Figurenspiel gesetzt. Die neuen Bühnenbesitzer sprechen voller Hochachtung von den „Holzköppen“, den Vorbesitzern des Kindertheaters. Aber sie selbst werden auch Erwachsenen-Stücke anbieten: „Das Familientheater liegt uns am Herzen“, meinte Gööck. „Mit befreundeten Künstlern wollen wir unser Angebot durch Kabarett, Comedy und Musik erweitern.“
„Herr Kling, sie werden ihren Spaß haben “, versprach Späte dem anwesenden Leiter des Grimm-Museums, „Märchen sind in dieser Stadt sehr wichtig.“ Deshalb haben die Theaterschaffenden bereits reichlich Ideen, was man noch anbieten könnte: Märchenkabarett für Erwachsene, ein Grimm-Stück der Bremer Shakespeare Company, Märchen im klassischen Papiertheater. Natürlich wollen sie sich „auch den Traditionen unterordnen“ und, etwa am Märchensonntag, passende Angebote präsentieren.
Aber Heinichen machte klar, „wir wollen die überlieferten Märchen weiter entwickeln.“ Denn vor dem Festschreiben durch die Grimms seien die mündlichen Erzählungen ja ständig verändert worden. Die Neuerungen sollen behutsam vorgenommen und den Besuchern gut vermittelt werden.
Saal und Bühne sind fast fertig, bis auf den riesigen Kronleuchter besteht das Foyer nur in der Fantasie der Gestalterin Späte. Sie zeigt moderne Märchenbilder, die an der Wand befestigt werden und mit Haken als Garderobe dienen sollen.
Die drei sprühen vor Ideen für die Zukunft des Theatriums, wenn es sich in der Stadt etabliert und mit anderen lokalen Kulturinitiativen vernetzt hat. Man könnte „Puppen-Dinner“ anbieten - also Figurenspiel und Angebote der gastronomischen Nachbarschaft verbinden. Gööck erzählt mit glänzenden Augen, er könne sich auch einen Steinauer Opernsommer vorstellen. Wenn man das Trio so erlebt, wird spürbar, es gibt die notwendige Verjüngung der Marstall-Bühne, die sich viele Steinauer gewünscht haben. So wie das Schlüchterner KuKi-Kino wird auch das Theatrium große Strahlkraft in der Region entfalten.
Fotos:
© Hanswerner Kruse
Info:
Gespielt wird im Theatrium donnerstags bis sonntags, Freitag- und Samstagabend wird Theater für Erwachsene angeboten. Die Vorstellungen für das erste Wochenende am 24. / 25. sind fast ausverkauft. PROGRAMM unter www.theatrium-steinau.de
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5317 Die modernen Märchenbilder für die Wände werden noch Garderobe (v.l.n.r.) Wolf-Dieter Gööck, Ella Späte, Detlef Heinichen
5319 Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit (v.l.n.r.) Detlef Heinichen, Ella Späte, Wolf-Dieter Gööck auf der Baustelle