Roman Herzig und Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mußt man das den Auswärtigen immer von neuem sagen, daß der Frankfurter Römer das historische Rathaus der Stadt ist, mit seiner neugotischen Giebelfassade, die ja eine Dreigiebelfassade ist, eine getreppte dazu.
Aber diejenigen, die am Freitagspätnachmittags an der Feierstunde im Kaisersall des Römers teilnahmen, als Oberbürgermeister Peter Feldmann die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt an den Frankfurter Konzertmanager Marek Lieberberg verlieh, die wissen das eh. Sie sind nämlich sehr oft im Römer, aus vielen Anlässen. Marek Lieberberg eher selten, darum was das schon etwas Besonderes. Marek Lieberberg ist sogar selten in Frankfurt, zumindest ist es uns so gegangen, als wir ihm einmal unbedingt von einem Künstler erzählen wollten, den er in der Welt 'vermarkten' sollte, wie wir meinten. Da war er dauernd unterwegs, wie es so einem Impressario auch ansteht. Und wie war das mit der kleinen Insel irgendwo, wo es warm und schön ist?
Auf jeden Fall ist der In Frankfurt geborene und beheimatete Marek Lieberberg einer, auf den die Stadt mit Recht stolz ist. Marek Lieberberg wurde als Kind jüdischer Überlebender des Holocaust am 7. Mai 1946 im DP-Lager Zeilsheim geboren. Und obwohl es an diesem seinem Ehrentag um ihn geht, ist sein lokaler Geburtsort doch etwas, was man in Frankfurt gerne wieder einmal in größerem Zusammenhang in einer Ausstellung sehen möchte. Wie nämlich die wenigen durch den Nazimord Verschonten und Überlebenden sich sammelten, zusammen mit den Juden, die aus Osteuropa vorwiegend in die amerikanische Besatzungszone kamen, und in diesem Lager für Displaced Persons so etwas wie eine Wiedergeburt europäischen Judentums zustandebrachten. Zeilsheim am westlichen Rand von Frankfurt. Dies also ein andermal.
„Trotz seines internationalen Erfolges blieb Marek Lieberberg seiner Geburtsstadt Frankfurt immer treu. Lieberbergs Engagement für Musik, Kultur und gesellschaftliche Themen sind ungebrochen. Eine tolerante und internationale Stadt wie Frankfurt kann sich keinen besseren Botschafter gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorstellen“, so Peter Feldmann und würdigte Lieberberg gleichzeitig als Wegbereiter der Rock- und Popmusik in Deutschland sowie der europäischen Festivalidee „Rock am Ring“. Um alllein dessen Geschichte auszubreiten, wäre ein neuer Artikel nötig. Uns ist Lieberberg eben auch seit seiner ersten Konzertagentur Mamma Concerts und dem Auftritt der The Who ein Begriff.
Man kann seine vielen Unternehmungen gar nicht aufzählen. Die Stadt Frankfurt würdigt mit der Ehrenplakette eben den Impresario, der sich seit Jahrzehnten mit beispiellosem Engagement um die Frankfurter und europaweite Konzert- und Festivalkultur verdient gemacht hat. Zudem würdigt sie Lieberberg für seine von ihm initiierten Aktionen für Menschlichkeit und gegen Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt.
Neben den Festival- und Musikkonzerten mit Stars wie Madonna, Bruce Springsteen oder Celine Dion widmet sich Marek Lieberberg immer neuen innovativen Formaten. So erweiterte er in den letzten Jahren sein Portfolio mit klassischer Oper über Musicals wie der deutschsprachigen Erstaufführung des Broadway-Erfolgs „Rent“ oder der Tournee des weltweit erfolgreichen ABBA-Musicals „Mamma Mia!“ in Deutschland und Österreich bis zur Tourleitung der Arena-Produktionen des „Cirque du Soleil“.
„Ich betrachte die Ehrenplakette nicht nur als persönliche Anerkennung, sondern als wichtiges Zeichen der Wertschätzung der modernen Musik und ihrer Produzenten“, so Marek Lieberberg über die ihm durch seine Heimatstadt verliehene Würdigung.
Das war für seine Begriffe nun aber wirklich eine faire Erwiderung auf die Ehrung. Im Kaisersaal hätte Marek Lieberberg auch keinen Anlaß gehabt, sich zu echauffieren. Aber daß er es anderen Ortes tut, das hat uns immer gut gefallen. 'Wutreden' nennt er es selber, dabei sind diese, wie anläßlich des für einen Tag infolge von (wohl falscher und überflüssiger) Terrorwarnung ausgesetzten letzten Rock am Ring Konzerts, Aussagen ja eher witzig, wenn er betont, er habe bisher noch keine Muslime gesehen, "die zu Zehntausenden auf die Straße gegangen sind und gesagt haben, was macht ihr da eigentlich?"
Wichtig ist, daß er in seiner eigenen - sehr undurchsichtigen - Branche des Geschäftes mit der Musik, offene Worte nicht scheut und sogar Ehrungen, wie die mehrmalige Verleihung des LEA-Preises an ihn nicht angenommen hatte, bis er dann, bei einer Preisübergabe in der Frankfurter Festhalle, doch ja sagte und damit auch seinen Frieden mit den anderen Veranstaltern signalisierte. Es gibt soviel Überangepaßte und Leute, die glauben, daß sie sich mit offenen Worten das Geschäft verderben, daß unsereiner um jeden froh ist, der seine Meinung auch äußert. Darum freuen wir uns auch über die Ehrung von Marek Lieberberg. Schließlich gibt es nicht so viele, die von ihrer Branche ausgezeichnet werden und vom Frankfurter Oberbürgermeister im Namen der Stadt Frankfurt geehrt werden.
Und beide Male in der 'Gudd Stubb' der Stadt. Davon gibt es nämlich zwei. Für kleinere Menschenmassen den Kaisersaal des Frankfurter Römers, für zehntausend Menschen und mehr die Frankfurter Festhalle.
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