Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Fast am Ende des „Spessartbogens“ entsteht auf diesem Wanderweg, im Wald oberhalb von Schlüchtern-Hohenzell, das dritte Kunstwerk des Land-Art-Künstlers Faxe Müller. Wir besuchten den Bildhauer und seinen Sohn im Forst bei den Dreharbeiten des Hessischen Rundfunks zu seinem neuen Projekt.
Jetzt können Wanderer sich auch am Ende des „Spessartbogens“ von unverständlichen Zeichen im Wald verwirren lassen. Faxe Müller, der mit Kalkfarbe diese Markierungen an Bäume gemalt hat, lacht: „Die zunächst sinnlos wirkende Farbe soll die Leute verwundern und ins Grübeln bringen.“ Doch eine Lösung ist buchstäblich in Sicht, denn aus bestimmten Blickwinkeln fügen sich die Kleckse oder Tupfer zu geometrischen Gebilden. Und von einem einzigen festen Standpunkt aus, erschließt sich das Gesamtbild.
Der Bildhauer wandert selber sehr viel und staunte früher über komische Zeichen im Wald: „Manche sind ja bekannte Markierungen für Wanderwege, aber andere sind Hinweise der Forstbetriebe, die nicht für jedermann verständlich sind.“ Diese Erfahrung sah er als Bildhauer sicherlich mit anderen Augen als normale Wanderer und hat deshalb versucht, sie mit seiner Kunst zu verbinden. Er wollte nicht einfach nur seine Skulpturen im Gehölz wie in einer Galerie aufstellen, sondern die Natur selbst an einigen Orten als Kunstwerk gestalten. Seine Forstbilder, wie die „Wabernde Welle“, die „WALDverWORTUNG“ oder nun seine neue Arbeit, sind riesige Installationen. Deren Synthese von Natur und Kunst stört, gleichzeitig versöhnt sie aber auch die scheinbaren Gegensätze.
Gemeinsam mit Fritz Dänner, dem Geschäftsführer des „Spessartbogens“, hat er vor einigen Jahren überlegt, wo passiert auf dem Wanderweg nicht so viel, wo könnte hier Kunst entstehen? Er ist den ganzen Pfad abgegangen, hat ein Dutzend größere Baumgruppen fotografiert und dann seine Ideen entwickelt. Die ersten beiden Kunststationen zwischen Hanau / Gelnhausen sowie Biebergemünd / Bad Orb konnten 2014 mit Hilfe der Sparkassen finanziert werden. Jetzt, da HR 3 demnächst über den Hessischen Spessart berichten will, hat sich der Main-Kinzig-Kreis an den meisten Kosten für die „WEGZEICHENFORMEL“ beteiligt.
Die künstlerische Waldarbeit ist sehr aufwendig, viel Recherche und umfangreiche Vorarbeiten sind erforderlich, bevor die Realisierung beginnen kann. Am Beispiel einer einfachen Doppellinie macht Müller diese Notwendigkeit deutlich: Wenn von einem bestimmten Punkt aus, an den Bäumen eine durchgehende Doppellinie erkennbar sein soll, dann müssen auch die Stämme in der Tiefe des Forstes einbezogen werden - sie stehen ja nicht nebeneinander in einer Linie. Je tiefer sie im Wald stehen, um so breiter und gleichzeitig höher muss die Linie werden.
Auch für seine neue Arbeit „WEGZEICHENFORMEL“ hat der Künstler einen Bezugsrahmen gebaut. „Zum ersten Mal mit einer Maske“, berichtet er, „bisher hatte ich nur eine Kinnauflage als Sichtpunkt. Nun kann ich sowohl die nahen als auch die bis zu 100 Meter entfernten, zu bemalenden Baumflächen genau bestimmen und mit Hilfe eines Helfers kennzeichnen.“ Der Zeitpunkt für die Fertigstellung des neuen Werks und dessen Eröffnung stehen noch nicht fest, allerdings lohnt es sich für neugierige Wanderer die wachsende Installation jetzt schon zu besuchen.
HINTERGRUND
Aufwendig legt Autorin Juliane Hipp die Szenerie zum Filmen fest: Der Künstler grundiert und bemalt im Vordergrund einen Baum, sei Sohn Jakob steht 50 Meter weiter auf einer Leiter im Wald und malt ebenfalls. In der Totale sind beide zu sehen, ansonsten werden viele Nahaufnahmen gemacht, bei denen der Pressebesucher weder fotografieren („Das Klicken stört“) noch umhergehen („Das Knacken stört“) darf. Da das TV-Team gut zwei Stunden zu spät kam, war vorher jedoch ausreichend Zeit für das ausführliche Gespräch mit dem Künstler.
Fotos:
- Erst die Malerei an den tiefer stehenden Bäumen und der richtige Blickpunkt vollenden das Zeichen
- mit dem HR-3-Fernsehteam5574
- Porträt Faxe Müller,
alle Fotos © Hanswerner Kruse
Info:
Wegbeschreibung
Wandern: Vom alten Weinberg bei Hohenzell den „Spessartbogen“ in Richtung Weiperz gehen
Motorisiert: Hohenzell über Spessartstraße zur „Spechtehütte“ (ausgeschildert). Dort nach Parkplatz (links) Weg HO 1 / HO 3 nehmen, am Ende parken und in den Wald auf dem „Spessartbogen“ (ausgeschildert) 100 Meter gehen.
Spessartbogen
Der gut 90 km lange Wanderweg von Langenselbold bis Schlüchtern ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Die Strecke ist ein zertifizierter Premiumwanderweg, das heißt durch einen geplanten Verlauf bietet der Pfad eine „Erlebnisgarantie für die unterschiedlichsten Vorlieben“ sowie zertifizierte Wanderführer, Unterkünfte und Gasthäuser. www.spessartbogen.de
- Erst die Malerei an den tiefer stehenden Bäumen und der richtige Blickpunkt vollenden das Zeichen
- mit dem HR-3-Fernsehteam5574
- Porträt Faxe Müller,
alle Fotos © Hanswerner Kruse
Info:
Wegbeschreibung
Wandern: Vom alten Weinberg bei Hohenzell den „Spessartbogen“ in Richtung Weiperz gehen
Motorisiert: Hohenzell über Spessartstraße zur „Spechtehütte“ (ausgeschildert). Dort nach Parkplatz (links) Weg HO 1 / HO 3 nehmen, am Ende parken und in den Wald auf dem „Spessartbogen“ (ausgeschildert) 100 Meter gehen.
Spessartbogen
Der gut 90 km lange Wanderweg von Langenselbold bis Schlüchtern ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Die Strecke ist ein zertifizierter Premiumwanderweg, das heißt durch einen geplanten Verlauf bietet der Pfad eine „Erlebnisgarantie für die unterschiedlichsten Vorlieben“ sowie zertifizierte Wanderführer, Unterkünfte und Gasthäuser. www.spessartbogen.de