Kunstwoche 2017 in Kleinsassen
Hanswerner Kruse
Kleinsassen (Weltexpresso) - Der Rundgang über den Kleinsassener Kunstmarkt ist ein Erlebnis, für das man Zeit braucht. In der unermesslichen Vielfalt der ausgestellten und meist käuflichen Dinge findet sich für jeden etwas, von freien Kunstaktionen und viel Schmuck bis zu Bildern aller Art und Kunsthandwerk.
An den Ständen auf der Kunstwiese und der abgesperrten Dorfstraße malen und zeichnen viele Aussteller zwischen ihren Werken oder arbeiten an Skulpturen. Vorbeikommende können unter Anleitung Schmuck anfertigen oder Wollobjekte filzen. Sie erleben, wie die Arbeiten entstehen und können selbst den Umgang mit künstlerischen Mitteln erfahren. Die kleine Amy treffen wir vor der Kunststation beim Puppenbau, auf der Bühne in Andreas Wahlers Zaubertheater und beim Malen an einem Gemeinschaftsbild.
Manchmal schwebt zwischen den Ständen eine Goldmarie, eher Mahnerin als Märchenfigur: „Es ist nicht alles Gold was glänzt“, sagt die Akteurin, „man soll sich durch den Schein nicht blenden lassen!“ Auf dem steilen Weg zur nahen Kunststation, deren Fassaden frisch bemalt glänzen, findet man Relikte früherer Kunst-Aktionen. Mächtige Skulpturen begrüßen die Besucher auf der Wiese vor dem Ausstellungshaus, neben dem auch Workshops angeboten werden. Hier werden Hemmschwellen zur „großen Kunst“ abgebaut. Großartig, dass die Kunststation und der Verein zur Kunstwoche (wieder) so gut zusammenarbeiten.
Die Atmosphäre der Kunstwoche im Malerdorf ist einmalig - nicht nur durch die Rhön-Landschaft als Kulisse und das kreative Begleitprogramm. Vor allem begegnen die Aussteller dem Publikum und sind direkt mit den Dorfbewohnern verbunden. Trotz vieler Unbilden lieben die Kleinsassener ihren Kunstmarkt. Die beiden Handwerker am Bratwurstgrill nehmen sich alljährlich dafür frei, insgesamt gibt es jetzt vier provisorische Wirtshäuser der Dörfler. Manche Einheimische bedanken sich: „Schön, dass es euch gibt, ihr bringt Leben ins Dorf.“ Viele von ihnen sind Teil der Kunstwoche, weil sie ihre Scheunen, Garagen und Gärten für die Kunst zur Verfügung stellen. Auch für freie Kreative ist hier Platz, spontan unterhält eine sächsische Kabarettistin mittags Besucher beim Essen.
Monika Schmidt ist mit ihren großformatigen, mit kräftigen Farben gemalten Naturbildern, seit einem Jahrzehnt in Kleinsassen präsent. „Ich male schon immer“, sagt sie, „ich habe nie etwas anderes gemacht.“ In ihrem Aktionszelt ermuntert sie die Vorbeikommenden an einem großen Bild mit zu pinseln. Besonders die Kinder freuen sich, dass sie hier mit „den Großen“ malen dürfen. Vor einigen Jahren entstand ein Landschaftsbild mit dem Malerdorf im Hintergrund und Hunderten kleiner Blumen im unteren Bildbereich. „Noch immer kommen Leute und suchen die winzigen Blumen, die sie einst gemalt haben“, erzählt Schmidt lachend.
Rainer Spiegel freut sich über die Resonanz auf seine Metallarbeiten. Er präsentiert seit zehn Jahren in einem Garten eiserne Feuerkugeln und Objekte mit bunten, in der Sonne blinkenden Glaskugeln. „Hier kommen die richtigen Leute vorbei, die solche Arbeiten zu schätzen wissen“, meint er.
Seit vier Jahren belebt der fantasievolle Ogonjok den Kunstmarkt. Zum Verkaufen hat der Poet nichts, doch mit originellen und skurrilen Ideen erfreut er die Besucher. Diesmal hängte viele Schiefertafeln auf, dessen Satz „Mir geht ein Licht auf wenn...“ Vorbeigehende vollenden können. In diesem Jahr inszeniert er außerdem eine „Luther-Aktion: Statt 95 Thesen kann man sich bei ihm für eins von 95 Wesen engagieren.
Ob im Malerdorf nun alles echte Kunst oder Kunsthandwerk ist, wollen wir nicht entscheiden. Doch so wie Ogonjok und Goldmarie machen viele Kreative hier die Welt ein wenig bunter und fröhlicher.
FOTOs Hanswerner Kruse
7909 Nicht nur die freien Akteure Ogonjok und Goldmarie machen die Welt ein wenig bunter und fröhlicher
8073 Monica Schmidt mit dem geblümten Gemeinschaftsbild
8122 Kunst und Dorfidylle
Info:
Kunstwoche Kleinsassen bis zum 20. August, täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Infos www.malerdorf-kleinsassen.de