hz popmusik in Deutschland Ausst opt 2017Die Ausstellung ‚Oh Yeah! Popmusik in Deutschland‘ des Museums für Kommunikation Frankfurt ist als Einstieg konzipiert, Teil 1/2

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Ausstellung führt mit Lounges und Soundkugeln, in die bei Bedarf eingestöpselt werden kann, in eine interessante und lehrreiche Zusammenstellung des Phänomens Pop ein.

Die Ausstellung ‚Oh Yeah‘ im MfK Frankfurt ist nett gemacht, reißt aber nicht so recht mit, es kommt emotional wenig rüber. Sie geht retrospektiv vor. Sie stellt keine herausgearbeitete Beziehung zur Internationale der Popmusik her. Dazu könnten verschiedene Auftritte von Alterfahrenen und Neuhinzugekommenen dienen, selbst wenn sie solo (ohne Gruppe) kommen, nur um zu erzählen, aus der Praxis zu berichten und ein paar Intros auf der Gitarre anzuspielen. Es gibt so viele Intros und Riffs, die absolute Durchzieher sind und sei es nur mal ein eins wie ‚Enter Sandmann‘ von Metallica oder eins wie ‚I’ve been mistreated‘ von Richie Blackmore (Deep Purple). Der wohlige Schauer ist in allen Fällen garantiert. Kein Original muss einlaufen, aber ein Demonstrieren der Praktiken müsste in die Ausstellung integriert werden.

https://www.youtube.com/watch?v=CD-E-LDc384

https://www.youtube.com/watch?v=JyAZ4oEQkTs

https://www.youtube.com/watch?v=IS6n2Hx9Ykk

https://www.youtube.com/watch?v=DnTZFXBDBDU

(zum Einkopieren neben die Lupe: Metallica, Deep Purple, Led Zeppelin, Remo Four, D)


Die Ausstellung, die von einer Box zur nächsten springt

Die Ausstellung ‚Popmusik in Deutschland‘ hängt sich an das internationale Bild der Popmusik dran, bearbeitet aber nicht die Beziehung zum groß gefächerten internationalen Ganzen des Geschäfts. Niemand muss einer Beziehung sklavisch oder sonst wie folgen, aber globale Bezüge zu konkretisieren und mehr herauszuarbeiten, wäre angebracht. Das geht nicht ohne eine gewisse Praxis.

Can, Ashra Temple, Kraftwerk u.a. waren spezifisch deutsche Ausprägungen der Popmusik, sie waren und sind vergrübelter als die kosmopolitische Linie, aber das hat seine Legitimität. Mit ihnen wurde ein eigenes weltoffenes Genre gezeugt. Eine Gruppe wie die Petards hatten das Zeug für den internationalen Auftritt, blieben aber provinziell – sie kamen von der Provinz nicht los, obwohl ihr Schlagzeuger dem Spiel von Ginger Baker (Cream) sehr nahe kam. Es wurde von ihnen mehr erwartet, als dann kam. Oft wurde auch zu sehr nur kopiert und nachgemacht. Das schwingt auch bei den Lords mit, die aber heute zu Recht anerkannter sind als sie es damals sein konnten, aufgrund der überwältigenden internationalen Konkurrenz, auch in der Sache. Sie verewigten sich alleine schon mit ihrer Interpretation des Songs ‚Que cera cera‘.


Der Aufbruch kam mit der Gitarre

Die Gitarre steht im Zentrum der Popmusik, in der Ausstellung ist sie bloß ausgestellt. Es gibt ‚massenweise‘ ‚Spätgeborene‘, die das Ding mindestens so gut schon wie ein Original beherrschen (indem sie nachspielen). Schon 15jährige haben die notwendige Bewegung aus ihrem Handgelenk auf Startposition. Macht doch einfach mal ein paar Termine! Musiker, die aktuell was zeigen können, gibt es im Frankfurter Raum genug, wie z.B. Matthias Baumgart, der vor Ort in die US-afro-amerikanische Schule gegangen ist (jeden Dienstagabend in einer Jam Session zu hören).

Was gemeinhin unter Popmusik firmiert, war mit einem Aufbruch, ja mit einem Aufstand der Jugend verbunden, die gegen die Väter rebellieren musste, um ein wahrhaft historisches Werk in Szene zu setzen. Das war eine besondere Leistung, ein notwendiges Stadium der Weltgeschichte, auch wenn Diamat-Honecker das anders sah. Die Ausstellung liefert späteren Generationen, die nicht im Auge des Sturms unterwegs waren, zumindest einen Einblick und einen Einstieg in dieses einzigartige Fach.

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