Das Comedy-Duo in Osthessen!
Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) . Zur letzten Veranstaltung im Schlüchterner Kuki-Zelt in diesem Jahr war dort das Comedy-Duo „Die Feisten“ zu Gast. Zur Melancholie dieses Abschieds fügte sich hervorragend der eher hintergründige und unaufgeregte Humor der beiden Komödianten.
„Da drin können viele Dinge / außer Nüsse sein...“ Natürlich begannen die Zwei den Abend mit ihrem Erfolgssong, dem virtuos auf der Ukulele begleiteten Nussschüsselblues: „Viren und Bakterien / machen in der Nussschüssel Ferien.“ Warum sie sich „Die Feisten“ nennen, also die Vierschrötigen oder Plumpen, ist nicht so ganz nachvollziehbar - selbst als sie grummelig „Ich bin kein Nazi, sondern ein Ve-ge-ta-ri-er“ trällerten. Sänger C., gesprochen Zeh, sang meist cool mit sanfter Stimme und sparsamen Bewegungen, gab später jedoch auch mal den wilden James Brown. Rainer spielte Percussion, etliche Saiteninstrumente und intonierte mit perfekter Vokalstimme den Bass.
Manchmal interpretierten sie Uraltschlager mit upgedateten Reimen: Zum schmalzig dargebotenen „Der Junge mit der Mundharmonika“ rappte C. zwischendrin die sentimentale Geschichte dieses gestrauchelten Knaben. Aus „Griechischer Wein“ wurde die Geschichte vom Aufsteiger und seinen Arschkriechereien: „Kriech nich’ da rein!“ Als Coverband der „Amigos“ offerierten sie dem begeisterten Publikum die Geschichte der „Flamingo Dolores, die eigentlich Heike hieß.“ Häufig begannen Ihre süßlich angestimmten Songs zu sanften Reggae- oder Skaklängen, endeten aber ständig mit bitterbösen Pointen. Gelegentlich gaben sie ihre ungezogenen Lieder sogar a capella wieder.
„Die Feisten“ sangen vom dramatischen gewordenen Alltag aber auch von unfassbaren Dramen, etwa dem „Tsunami der Liebe“: Eine durchgeknallte Stalkerin, die den Sänger nach einer netten Liebesnacht bedrängte, wurde schließlich vom ukrainischen Nachbarn in die Flucht geschlagen. Oder der Sänger verknallte sich in eine scharfe, wunderschöne Frau und fragte, „wen interessieren innere Werte wenn die Packung stimmt.“ Doch „die Packung“ verweigerte sich ihm, wollte lieber einen Mann mit „inneren Werten.“
Im Frühjahr erhielt das Duo den renommierten Kleinkunstpreis. Nach diesem Erlebnis im Kuki-Zelt - das „Die Feisten“ immer „rotes Indianerzelt“ nannten - kann man nur sagen zu recht. Denn ohne dusseligen Klamauk und marktschreierische Jokes zerlegten sie gelassen und tiefsinnig unsere Wirklichkeit. Dabei unternahmen sie durchaus Ausflüge unter die Gürtellinie, spielten mit politisch unkorrekten Klischees und waren bei aller vordergründigen Sanftheit wenig zimperlich.
Der mitreißende Abschluss der Saison im Kuki-Zelt wurde mit stehenden Ovationen des Publikums und einigen Zugaben des Comedy-Duos gefeiert. Allzu traurig muss man jetzt nicht sein, denn es gibt ja im Winter das Kino und sicher auch ein wenig Kleinkunst im evangelischen Gemeindehaus, dem gewohnten „Kuki im Exil.“
Foto: C. gibt den James Brown © Hanswerner Kruse: