hwk steine 9631Die letzte Ausstellung im Fuldaer Kunstverein

Hanswerner Kruse

Fulda (Weltexpresso) - Der Fuldaer Kunstverein eröffnete am Wochenende seine letzte Ausstellung in den alten Galerieräumen mit dem Thema „Steine“ und präsentierte einen beachtlichen „Steinbruch“ seiner Mitglieder. Auf vielfältige Weise setzten sich die Künstlerinnen und Künstler des Vereins mit Steinen auseinander und veranschaulichten die große Bandbreite des Motivs. Denn „ein Stein ist nicht nur ein Stein“, so der Untertitel der Schau.

Weich und weiblich anmutende, sitzende oder liegende „Figuren“ aus Marmor, Quarzit und anderen Steinen, mit wunderbaren Maserungen, ermunterten viele Menschen zum Berühren. Da Rudolf Benz seine Objekte sehr eng gestellt hatte, konnte man nicht um sie herumgehen und von allen Seiten betrachten, sondern wurde zum Anfassen geradezu provoziert. Der Künstler ermunterte das Publikum sogar zum Anheben der schweren Objekte (Foto).

Auch die beiden, weniger abstrahierten Köpfe, „Die Zwei“ von Alexander Pazatka regten zum Betasten an. Während der Vernissage saß Sänger Kalle Z. direkt hinter ihnen und sang zur Gitarre „Im a rock“, den alten Song von Simon & Garfunkel. Besucherinnen und Besucher durften auch in einem Mobile „Fliegende Steine“ anheben, sich auf „Kuschelsteine“ setzen oder damit beschmeißen. Textilkünstlerin Anne Härtel-Geise hatte - ganz in der Tradition der Pop Art - federleichte, mit unterschiedlichen Stoffen überzogene Schaumstoffsteine kreiert.

Spannende Objektkunst schuf wieder einmal Alexander Litinow, diesmal aus Stein in Verbindung mit anderen Materialien. Seine Titel wie „Pegasus“ oder „Modistin“ legten Fährten zur Interpretation dieser, zwischen Figuration und Abstraktion gradwandernden Arbeiten. Hannah Wölfel präsentierte skurrile keramische Figuren aus Steinzeug, etwa die „Tänzerin im Sturm“, und machte damit auch allegorisch deutlich, Ton als Material kann plastisch und formbar sein, wird aber nach dem Brennen zu unveränderbarem Stein. Das macht auch das Bild „Matrix Geröll“ Tara Schönbergers deutlich: Voneinander isolierte Menschen scheinen in Steinen eingeschlossen zu sein, statt sich flexibel und plastisch zu begegnen.

Im „Steinbruch“ des Kunstvereins wurden nicht nur Skulpturen sondern auch einige Fotografien und viele Bilder präsentiert. Die Fotoarbeiten verfremdeten steinerne Realität - Klaus-Peter Ebert ließ die Grabstelen eines jüdischen Friedhofs sprechen, Thomas Anders hob in der Natur die Kontraste zwischen Fließen und Erstarrung hervor. Viele Malerinnen und Maler bildeten ursprüngliche oder bearbeitete Steine ab, also Säulen, Ruinen, kultische Objekte. Jochen Burk zeigte sogar einen Asteroid als „Besuch aus dem All“.

In der Vernissage wurde viel über Steine gesprochen: Sprichwörter, Redewendungen, Wortspiele - es ist erstaunlich, welche Rolle Steine im Leben von uns Menschen spielen. Das hat Gabriele Helmke-Becker in ihrem Triptychon aufgegriffen. Zwei Material-Collagen verweisen auf das Spiel mit Steinen, auf eine Tafel schrieb sie viele, viele unterschiedliche Sinnsprüche zu Steinen.

Ein Stein ist ein Stein ist ein Stein - der Besuch dieser Ausstellung mit 58 Arbeiten von 30 Kunstschaffenden lohnt einen Besuch!


Foto: © hwk

Info: 

Gemeinschaftsausstellung „Steine“ noch bis zum 17. Dezember 2017 im Kunstverein Fulda, Kanalstraße 52. Geöffnet Freitag und Sonntag 15 - 18 Uhr, Samstag 10 - 15 Uhr