lum kathjuttaInstitut für Stadtgeschichte zeigt zur Luminale vier Installationen

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Luminale in Frankfurt ist tatsächlich so spektakulär wie die Bilder aussehen. Man möchte sich teilen können, um alle 149 Lichtinstallationen in Frankfurt und Offenbach sehen zu können. Das Anschauen ist kostenlos, aber es gibt geführte Nachtspaziergänge, neudeutsch lächerlich NIGHTWALKS genannt. So bietet das Journal Frankfurt bis zum 23. März den Stadtspaziergang zwischen 17.30 und 21.30 Uhr an, Dauer 90 Minuten und 20 Stationen. 

Das Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterklosterur zeigt zur diesjährigen Luminale vom 18. bis 23. März 2018 mit verlängerten Öffnungszeiten von 19 bis 24 Uhr und bei freiem Eintritt vier Lichtkunstprojekte. „Als Partner konnten wir zum zweiten Mal den Bund Deutscher Innenarchitekten (bdia), Landesverband Hessen, gewinnen, mit dem wir bereits 2016 sehr erfolgreich kooperiert haben“, freut sich Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte. „Ich hoffe auf eine Wiederholung des großen Publikumszuspruchs, denn wir sind glücklicherweise auch eine Station auf dem neu geschaffenen Light Walk“, so Dr. Brockhoff.

lum kathainstitut„Die Neukonzeption der Luminale ermöglicht es uns, nun den Nachwuchs der Innenarchitekten zu fördern und mit der Hochschule Darmstadt (h-da) zusammenzuarbeiten“, erläutert Monika Slomski, Vorsitzende des bdia Hessen. Drei Lichtinstallationen in der neu eingerichteten Luminale-Rubrik
„Study“ setzen das einmalige mittelalterliche Kleinod Karmeliterkloster und die Stadtentwicklung Frankfurts auf überraschende Weise in Szene. Studierende der h-da, Fachbereiche Architektur und Innenarchitektur, schufen unter Anleitung von Prof. Matthias Friedrich, dem Lehrbeauftragten
Dipl. Des. Simon Schlör sowie mit inhaltlicher und kuratorischer Unterstützung des Instituts für Stadtgeschichte sowie des bdia Hessen ausdrucksstarke Lichtbilder, die sich ganz dem Motto „No future without history / Keine Zukunft ohne Vergangenheit“ verschrieben haben.

„Für die Studierenden ist es eine sehr wertvolle und motivierende Erfahrung, ein so großes, öffentlich wirksames Projekt von der Idee, über die Feinplanung bis zur handwerklichen Umsetzung budget- und termingerecht zu realisieren“, unterstreicht Prof. Friedrich. Eine Videoinstallation über dem Eingang des Karmeliterklosters empfängt die Besucher. Der bdia Hessen ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit dem Institut für Stadtgeschichte und dem Studenten Thomas Beisiegel aus Kaiserslautern diese Inszenierung in der Rubrik „Lichtkunst Outdoor“ selbst zu konzipieren. „‚No future without history‘ wirft nicht nur einen Blick auf die Fassaden bekannter und unbekannterer Frankfurter Bauwerke, sondern macht auch die Entwicklung der Innenraumgestaltung bewusst“, erklärt Slomski. Neben historischen Bildern aus den Beständen des Instituts für Stadtgeschichte setzen Wortspiele und Zitate die Gebäude spannend in Szene – sinnigerweise auf der Fassade des Klosters, dessen Innenräume während der Luminale selbst in völlig neuer Anmutung zu bewundern sind.

lum kathzwillingDer Lichtrundgang „Im Rhythmus der Geschichte“ mit vier Stationen spielt sowohl mit der Geschichte Frankfurts als auch mit der Ästhetik der Klosterarchitektur. Im Nordflügel des Kreuzganges lässt sich das Wachstum Frankfurts vom Mittelalter bis in die Gegenwart in einer effektvollen
Inszenierung erleben: Hinterleuchtete Pläne mit der Stadtsilhouette und den wichtigsten Verkehrswegen werfen ihre Schatten in den Raum, sodass die Entwicklung der Stadtgestalt in der historischen Reihung auf einen Blick nachvollziehbar wird. Zauberhaft unterstreicht die Installation
die kontemplative Atmosphäre des Kreuzganges.

Die sparsame Inszenierung des Ostflügels mit eigens entworfenen, beleuchteten Sitzskulpturen konzentriert die Wahrnehmung auf den Kontrast zwischen dem historischen Kreuzgang und den Skyscrapers, die sich hinter dem Kloster erheben. Transparente Organzavorhänge rhythmisieren den Raum im Südflügel. Mit eleganten, spitzbogigen Ausschnitten greifen sie die mittelalterliche Fensterform auf und steigern die Erhabenheit des Raumes. Von oben beleuchtet, lenken sie die Aufmerksamkeit der Besucher auf die charakteristischen Architekturformen des Klosters. Eine besondere Spannung entsteht aus dem Aufeinandertreffen der massiven Materialität der Klostermauern und dem beim Durchschreiten sanft schwingenden, lichtgetränkten Organza. Diese
Station des Lichtrundganges bietet zusammen mit den Objekten des Lapidariums des Archäologischen Museums eine phantasievolle Zeitreise.

Der Westflügel bereitet schließlich dem illuminierten Garten und der imposanten Magnolie eine stimmungsvolle Bühne. Im „Hortus conclusus illuminatus“ erweckt ein großer Schwarm von Lichtwesen das Florale zum Leben und betont das natürliche Grün. Mit einfachen, aber äußerst wirkungsvollen Mitteln rückt „Licht ohne Ende“ die festliche Stimmung des Refektoriums in den Fokus. Lichtbänder akzentuieren die mittels optischen Kniffs in die Unendlichkeit
verlängerten fünf Sandsteinsäulen. Die Architekturinszenierung mit einem leichten 1950er-Jahre-Touch schafft ein klar strukturiertes, geordnetes Ambiente. Hier können die Besucher ihre Raumeindrücke in Ruhe auf sich wirken lassen und den Luminale-Rundgang im Karmeliterkloster rekapitulieren. Diese Installation ist wegen der Finissage am Freitag, 23. März 2018, erst ab 22 Uhr ungestört zu erleben.

„Mir war es wichtig, dass die für das Karmeliterkloster entwickelten Inszenierungen auf das Gebäude und seine Architektur, das Institut für Stadtgeschichte und seine Bestände oder ganz allgemein auf historische Themen Bezug nehmen. Und das ist in diesem Jahr wieder sehr eindrucksvoll gelungen“, unterstreicht Jutta Zwilling, die im Institut für Stadtgeschichte für die Luminale verantwortlich ist.

Zum Ende der Luminale im Karmeliterkloster laden bdia Hessen und Institut für Stadtgeschichte unter dem Titel „INNENarchitekturOFFEN 2018“ am Freitag, 23. März 2018 von 16.30 bis 22 Uhr zur Finissage mit Projektpräsentationen der bdia-Mitglieder, Vorträgen, Livemusik von poptweenjazz
und Networking ein. Der Vortrag „Ganz oben der größte Bauplatz in Frankfurt“ von Prof. Dr. Ing. Karsten Tichelmann von der TU Darmstadt um 17 Uhr widmet sich den Wohnraumpotentialen durch Aufstockungen in Bestlagen. Um 17.30 Uhr referiert Dipl.-Ing. Martin Goldhammer von Meixner Schlüter Wendt Architekten unter dem Titel „Transformation eines Zeitzeugen vom Silo zum Wohnhochhaus“ über den Henniger Turm als emotionales Denkmal.

Fotos:
alle © Institut für Stadtgeschichte, Jutta Zwilling

Info: 
Die geführte Stadtspaziergänge vom Journal Frankfurt kosten 16 Euro pro Person, Treffpunkt 15 Minuten vor Beginn Paulskirche
Buchung: www.frankfurter-stadtevents.de/luminale

Institut für Stadtgeschichte