Die türkische Schriftstellerin im Gespräch mit Buchmessenchef Juergen Boos über die Gefährung von Intellektuellen in der heutigen Türkei
Katharina Klein
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Aslı Erdoğan ist eine von rund 170 Journalistinnen und Journalisten, die nach dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 inhaftiert wurden. Ihr wurde vorgeworfen, Propaganda für eine illegale Organisation zu betreiben. Erdoğans Prozess wurde ausgesetzt, seit September 2017 lebt und arbeitet sie in Frankfurt. Im Gespräch mit Messedirektor Juergen Boos wird Aslı Erdoğan am Dienstag, 24. April, um 19.30 Uhr über ihre Erfahrungen als politische Gefangene berichten, über ihr Leben und Schreiben im Ausland und über die Welle der Solidarität, die ihr und anderen türkischen Journalisten weltweit entgegengebracht wurde. Die Veranstaltung findet im Frankfurter PresseClub , Ulmenstraße 20, in englischer Sprache statt. Sonja Vandenrath, Literaturbeauftragte der Stadt Frankfurt, begrüßt die Gäste.
Vor genau zehn Jahren, im Oktober 2008, war die Türkei das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Aslı Erdoğan reiste damals als Teil der offiziellen Autorendelegation nach Frankfurt und erlangte mit ihren Büchern und Essays international Bekanntheit. Seit dem Gastlandauftritt habe sich die Türkei von einem demokratisch geprägten Staat, der den Anschluss an die EU suchte, in eine Autokratie verwandelt, so die Frankfurter Buchmesse weiter: Nach dem Putschversuch im Juli 2016 hat die türkische Regierung den Notstand ausgerufen, er gilt zumindest bis zum 19. April 2018 fort.
Auf dieser Grundlage können unter anderem Ausgangssperren kurzfristig verhängt, Durchsuchungen vorgenommen und allgemeine Personenkontrollen jederzeit durchgeführt werden. Unabhängige und regimekritische Berichterstatter werden eingeschüchtert oder verfolgt, für viele Autorinnen und Autoren, Journalisten, Verleger, Juristen und Lehrende sind die Arbeitsbedingungen in der Türkei untragbar geworden. Aslı Erdoğan saß 132 Tage im Frauengefängnis Bakırköy, im Dezember 2016 wurde sie aus der Haft entlassen. Die vielfach ausgezeichnete Autorin erhielt im September 2017 in Osnabrück den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis (die Laudatio hielt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins), im Januar dieses Jahres nahm sie den Simone-de-Beauvoir-Preis für die Rechte der Frauen entgegen. Von Oktober 2017 bis September 2019 ist sie Gastautorin des Programms "Stadt der Zuflucht" in Frankfurt. Das Programm wird getragen von der Stadt Frankfurt (für die Wohnung) und der Frankfurter Buchmesse (für das Stipendium). Litprom ist für die Betreuung der Autorin zuständig.
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Organisiert wird die Veranstaltung vom Verein Litprom. Der Eintritt ist frei. Um eine Anmeldung bis Sonntag, 22. April, an E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wird gebeten.