Veranstalter ziehen nach dem Literaturfestival bis zum 10. Juni eine überaus positive Bilanz

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -  Zum krönenden Abschluss von literaTurm 2018 lasen am Sonntagabend, 10. Juni, der 92-jährige Martin Walser und sein Sohn Jakob Augstein aus dem autobiografischen Gesprächsband „Das Leben wortwörtlich“, in dem sich Walser zum eigenen Leben als Stoff seines Schreibens bekennt: „Jeder Roman ist eine Autobiographie, ein Selbstporträt des Autors zum Zeitpunkt des Schreibens.“

Autobiografisch grundierte Romane bildeten eine der vier Säulen des Festivalprogramms, das unter dem Motto „Biografie“ stand. Die drei anderen setzten sich zusammen aus klassischen Biografien, Autobiografien und Romanen, die das Leben von realen Künstlern erzählen. Diese Mischung verschiedener Genres ergab sich aus dem Thema, das in diesem Jahr dem biografischen Erzählen gewidmet war. Damit bewegte sich das Festival zwischen Fiktion und Realität. Als Auftragswerk des Festivals hat die Büchnerpreisträgerin Felicitas Hoppe gemeinsam mit der Komponistin Iris ter Schiphorst ein Zusammenspiel aus Text und Musik entwickelt, die das Ensemble Modern intonierte. Dies war der große Auftakt des Festivals im Dominikanerkloster, der das Publikum begeisterte.

Es folgten sechs Festivaltage mit insgesamt 39 Veranstaltungen, die das Thema „Biografie“ ausleuchteten. Ausverkauft waren neben der Eröffnung die Lesungen mit Lamya Kaddor, David Schalko, Patrick Bahners, Karl Heinz Bohrer, Eva Demski, Durs Grünbein, Emmanuelle Loyer, Ijoma Mangold, Ulrike Edschmid zu Susan Sontag und Peter Kurzeck sowie der Abschlussabend mit Martin Walser. Mit Marcel Beyer, Durs Grünbein, Felicitas Hoppe und Josef Winkler nahmen allein vier Büchnerpreisträger teil. Die Lesungen fanden zu einem großen Teil in den obersten Etagen Frankfurter Hochhäuser rund um die Alte Oper statt. Auch in der Region gab es zahlreiche Veranstaltungen, die in diesem Jahr so gut wie noch nie zuvor besucht wurden. Insgesamt wurden während des Festivals 3.500 Besucher gezählt.

literaTurm hat erneut bewiesen, dass ein konzeptionell anspruchsvolles Programm von der Buch- und Literaturstadt Frankfurt und der Bevölkerung in der gesamten Rhein-Main-Region geschätzt wird. Die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt Ina Hartwig betonte: „Die große Resonanz beim Publikum freut mich besonders deshalb, weil literaTurm als kuratiertes Konzeptfestival den Bürgern anspruchsvolle Veranstaltungen bietet und über eine klare inhaltliche Zielsetzung und ein darauf ausgerichtetes Programm verfügt. Außerdem freut mich, dass zu den Lesungen ein sehr gemischtes Publikum gekommen ist.“

Die Leiterin des Festivals, Sonja Vandenrath, die das Programm konzipiert hat, zog auch inhaltlich eine sehr gute Bilanz: „Das Festival hat einem in Literatur und Wissenschaft virulentem Thema die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit verschafft. Aus den Lesungen und Gesprächen habe ich die Erkenntnis gezogen, dass das biografische Erzählen von heute die Fiktionalität aller Identität inszeniert, ohne sie den Anschein von Wahrheit zu kosten.“

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Info:
literaTurm wird vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main veranstaltet und findet im zweijährigen Turnus statt. In diesem Jahr wurde die regionale Ausdehnung des Festivals durch den Kulturfonds Rhein-Main gefördert. Medienpartner waren hr2-kultur, die Frankfurter Rundschau und das Journal Frankfurt. Die nächste Auflage des Literaturfestivals findet im Juni 2020 statt.
Unter http://www.literaturm.de sind alle Informationen zu Veranstaltungen und Teilnehmenden abrufbar.