Eva Czernatzke
Trier (Weltexpresso) - Der große Sohn der Stadt Trier in der Galerie „KM9“: sieben Künstler setzen dem Marx-Rummel die Krone auf. Allerlei Schabernack wurde mit der Ikone getrieben. Am weitesten angereist war Peter Menne, Fotograf aus Offenbach, der nach Galerist Laas Koehler das Wort ergriff – und manch‘ geflügeltes Marx‘sches Wort mit Zitaten von dessen Schwiegersohn Paul Lafargue ergänzte.
Vor vollem Hause begrüßte Galerist Koehler neben Menne die Künstler Teresa Habild, die an der Offenbacher HfG – Hochschule für Gestaltung – studiert hat. Weiter Tom Klein, Daniel Rausch, Peter Braun und Elmar Hubert. Zwei Künstler konnten zur Vernissage nicht kommen.
Die Marx-Ikone werde so kommerzialisiert, dass es gelte, dem künstlerisch etwas entgegenzusetzen, so Laas Koehler. Ein Künstler formte die Marx-Büste zum Papierkorb-Deckel; durch Marxens Mund kann Müll entsorgt werden. Ein anderer formte einen Pflasterstein, aus dem oben der Vollbart-Kopf herausragt – und unten eine Faust herausjagt. Teresa Habild steuerte die Portraitsammlung „200 Jahre Hipster“ bei.
Zur Ausstellungseröffnung sprach Peter Menne, der Marx‘ Ideal einer „Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ aus dem Kommunistischen Manifest zitierte. Das sei da philosophisch abstrakt formuliert. Wie aber könne so ein Ideal konkretisiert werden, fragte er – und antwortete mit einem Zitat aus Paul Lafargues „Recht auf Faulheit“, wonach man „nicht mehr als drei Stunden täglich arbeiten [dürfe], um den Rest des Tages und der Nacht müßig zu gehen und flott zu leben“.
Dass Maschinen menschliche Arbeit ersetzen, sei heute deutlicher ausgeprägt als im 19. Jahrhundert, so Menne. Es gelte, das als Chance zur Befreiung von Arbeitspflichten aufzufassen – wie es heute beispielsweise mit der Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen aufgegriffen werde.
Der Fotograf hat zwei Bilder vom „Palast der Republik“ der DDR beigesteuert, der als „Erichs Lampenladen“ berühmt geworden sei. Und tatsächlich, auf dem einen, inzwischen historischen Foto, erstrahlt das da intakte Foyer in voller Lampenpracht. Das andere Photo zeigt den Abriß, den Menne in verschiedenen Phasen festgehalten hat. Unter dem Titel „Palazzo Prozzo. Zur Entsorgung der deutschen Freiheit“ hatte er die ganze Serie schon mal in Frankfurt gezeigt.
Zum Konzept, das hinter dem Kulturzentrum mit angeschlossenem Parlamentssitzungssaal stand, führte Menne manchen Gedanken aus, bevor er mit erhellendem Lafargue-Zitat schloß, das für die Bischofsstadt ganz besonders passe: „Jehova, der bärtige und sauertöpfische Gott, gibt seinen Verehrern das erhabenste Beispiel idealer Faulheit: nach sechs Tagen Arbeit ruht er auf alle Ewigkeit aus.“
Die Ausstellung, die auch manches Objekt aus der „Geldrausch“-Ausstellung der TuFa erneut zugänglich macht, ist noch bis zum 8. September geöffnet, der Eintritt ist frei.
Fotos:
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Peter Menne
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Im Gespräch
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