Lena Lustig
Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden (Weltexpresso) - Die dritte Ausgabe des Tanzfestival Rhein-Main lockte 7.600 Tanzbegeisterte in seine Spielorte in Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden.
Nach siebzehn ereignisreichen Festivaltagen fiel am Sonntagabend im Frankfurter Mousonturm der letzte Vorhang für das Tanzfestival Rhein-Main 2018. Die bisher umfangreichste Festivalaus- gabe überzeugte rund 7.600 Zuschauer*innen im Rhein-Main-Gebiet. Davon besuchten etwa 900 Besucher*innen den Tanztag Rhein-Main, bei dem Partner in zehn Städten der Region zum Tanzen einluden.
Das diesjährige Programm brachte nicht nur neue Stücke internationaler Choreografie-Stars auf die Bühnen, sondern präsentierte auch Produktionen aufstrebender Künstler*innen, die in der Rhein-Main-Region leben und arbeiten. Tanzstücke für Kinder und Jugendliche komplettierten das Programm, welches ganz dem Motto der Tanzplattform Rhein-Main treu blieb, unterschied- lichste Personengruppen für die vielfältigen Formen und Ästhetiken des Tanzes zu begeistern und bestehende Grenzen und Kategorisierungen in Frage zu stellen.
Karsten Wiegand, Intendant des Staatstheaters Darmstadt, freut sich besonders über den wach- senden Erfolg des Tanzfestival Rhein-Main: "Es ist großartig zu sehen, wie viele unterschiedliche Menschen über den Tanz zusammenfinden. Dass in einer Aufführung Handlungen, Emotionen und Atmosphären erlebbar werden, die nur durch Tanz ausgedrückt werden können – das habe ich bei diesem Tanzfestival oft gesehen. Und ich habe Aufführungen gesehen, die durch Tanz in Grenzbereiche vorgestoßen sind. Das starke Publikumsinteresse am Tanzfestival zeigt, dass viele Menschen in der Region die Faszination am Tanz mit uns teilen."
Der Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Uwe Eric Laufenberg ergänzt: „Es ist immer wieder beeindruckend, was alles möglich wird, wenn sich drei etablierte Spielstätten und ein Ballettensemble zusammentun.“
Auch der Intendant des Künstlerhauses Mousonturm Matthias Pees zieht ein positives Resümee: „Es freut mich, dass das ehrgeizige Unterfangen Tanzfestival, in dem so viel Engagement und Leidenschaft für den Tanz zusammenkommen, erneut so positive Resonanz erfahren hat. Letzt- lich bringt das Tanzfestival in zwei Wochen konzentriert zusammen, woran die Tanzplattform Rhein-Main das ganze Jahr über arbeitet: Künstlerresidenzen, Ko- und Eigenproduktionen, die von den Kurator*innen Anna Wagner und Bruno Heynderickx durch Werke etablierter Choreogra- fiegrößen ergänzt werden. Neben dem intensiven Austausch zwischen Tanzversierten ermöglicht das Festival allen Interessierten einen tollen Einblick in die faszinierende Vielfalt des Tanzes.“
Rasante Shows und ausverkaufte Säle
Nach dem Festivalauftakt mit den Tänzer*innen des Hessischen Staatsballetts und Ohad Naha- rins Welterfolg Sadeh21 ging es zum Eröffnungswochenende weiter mit dem Doppelabend Opus/Näss mit Leon & The Wolf und der Massala Company, der für seine Originalität vom Publi- kum mit Standing Ovations gefeiert wurde. Für reichlich Nervenkitzel sorgte am Sonntagabend Roberto Olivans Cuculand Souvenir, welches durch die temporeiche Verbindung von Tanz und Akrobatik die Zuschauer*innen nicht selten den Atem anhalten ließ.
Ausverkaufte Ränge gab es bei den Vorstellungen von Story Water von Emanuel Gat Dance & Ensemble Modern im Frankfurt LAB. Auch die Uraufführung von Ayla Pierrot Arendts Harmless Being und die Vorstellungen von Celestial Sorrow (Meg Stuart & Jompet Kuswidananto / Damaged Goods) erfreuten sich herausragendem Interesse. Gelohnt hat sich in diesem Jahr auch das Angebot für Kinder von 3-6 Jahren: viele Vorstellungen des neuen Stücks Labyrinth von Birutė Banevičiūtė waren bis auf den letzten Platz mit staunenden Kids besetzt. Tolle Resonanz erfuhr zudem die interaktive Performance-Installation Whist, mit der das Künstler*innenduo AΦE (Este- ban Fourmi und Aoi Nakamura) im Staatstheater Darmstadt und im Wiesbadener Theatercafé Station machte. Die Arbeit faszinierte mit einem Mix aus Kunstinstallation, 360°-Film und Theate- rinszenierung und entließ Zuschauer*innen nicht ohne eine psychoanalytische Auswertung ihrer individuellen Bewegungsmuster.
Der Choreograf und Tänzer Taulant Shehu, der sein neues Stück Dua im Rahmen der Städte- übergreifenden Residenz der Tanzplattform Rhein-Main in Wiesbaden und Frankfurt erarbeitete, präsentierte das Stück in vollen Häusern. Zwei Stücke, die sich eingehend mit dem (Tanz-)Körper und dessen Wahrnehmung auseinandersetzen, feierten ebenfalls große Erfolge. Dis_Sylphide von Saša Asentićs & Collaborators füllte ebenso die Sitzreihen wie The Way You Look (at me) Tonight von Claire Cunningham und Jess Curtis.
In Ergänzung zum Bühnenprogramm forderte der sechste Tanztag Rhein-Main am 10.11.2018 noch mehr Tanzbegeisterte als im letzten Jahr zum Mittanzen und Entdecken aller erdenklichen Tänze und Tanzstile auf. Knapp 900 Tanzenthusiast*innen strömten einen ganzen Tag lang in die teilnehmenden Institutionen, Vereine, Theater und Tanzschulen in Bad Homburg, Darmstadt, Frankfurt, Friedberg, Friedrichsdorf, Liederbach, Offenbach, Rüsselsheim, Schwalbach und Wiesbaden. In rund 180 Schnupperkursen wartete eine unglaubliche Vielfalt an Tanzstilen – von klassischem Ballett, Walzer und zeitgenössischem Tanz über historische Tanzformen, Flamenco oder Bollywood, hin zu Hip-Hop und Swing – darauf, ausprobiert zu werden. Abends setzte sich das gemeinschaftliche Tanzen im Mousonturm fort, wo das große Tanzfest, das mittlerweile Tra- dition beim Tanztag ist, bis spät in die Nacht andauerte. Sieben unterschiedliche Gruppen und Vereine leiteten noch einmal abschließend Tänze an, die von den Besucher*innen nach- und mitgetanzt wurden.
Organisiert wird das Tanzfestival Rhein-Main von der Tanzplattform Rhein-Main, einem dreijähri- gen Kooperationsprojekt zwischen dem Künstlerhaus Mousonturm und dem Hessischen Staats- ballett, das wiederum zu den beiden Staatstheatern in Darmstadt und Wiesbaden gehört. Erst- mals haben sich damit die Tanzsparte zweier Staatstheater und ein internationales Produktions- haus über einen längeren Zeitraum zusammengetan – und bringen ihren kreativen Input, ihre Ideen und Erfahrungen ein. Kuratiert haben das Tanzfestival Rhein-Main 2018 Anna Wagner, Dramaturgin am Frankfurter Mousonturm, und Bruno Heynderickx, Kurator des Hessischen Staatsballetts.
Foto:
SADEH21 | Ohad Naharin / Hessisches Staatsballett © Bettina Stöß
Info:
www.tanzplattformrheinmain.de
www.tanzplattformrheinmain.de