K 01 EdAtkins SimonThomson Sky News Live 2015 ongoing InstallationsansichtStGallen FotoSebastianStadlerThe Humans And The Media am 23. Januar im Kunstmuseum St. Gallen

Anna von Stillmark

St. Gallen (Weltexpresso) - Im Rahmen der Ausstellung «The Humans» diskutieren Gabriel Hubmann (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Candice Breitz, Francesco Arena und Rossella Biscotti im Kunstmuseum St.Gallen Fragen der gegenseitigen Wechselwirkung zwischen Medienkommunikation und den dadurch bedingten Haltungen zu geopolitischen Problemstellungen und weltweiten Migrationsbewegungen. Ausgehend von den in der St.Galler Ausstellung präsentierten Werken soll das Potenzial diskutiert werden, in dem Kunst die historisch und kulturell geprägten Parameter unserer jeweiligen Vorstellung von Welt und Menschlichkeit thematisiert.

THE HUMANS
15. September 2018 - 17. März 2019, Kunstmuseum
Teilnehmende Künstler: Francesco Arena, Ed Atkins – Simon Thompson, Rossella Biscotti, Candice Breitz, Daniela Ortiz, Artur Zmijewski.

K Titel The Humans TLDR PityPorn«Fake News» und «Alternative Wahrheiten» haben die Art verändert, wie wir die Welt sehen und Nachrichten interpretieren. Nie zuvor haben sich falsche Informationen den wahren so sehr angenähert und unsere Wahrnehmung der Welt derart verändert. Flüchtlingskrise, Asylpolitik, ökologische Desaster, Handelskrieg... Jeden Tag erreichen uns Nachrichten und Bilder zu menschlichen, sozialen und politischen Katastrophen – verschieden gefiltert durch neue schnelle Formen der Kommunikation und die klassischen Medien. Der Blick der Kunstschaffenden auf die aktuellen Ereignisse in der Welt eröffnet einen anderen, einen hintergründigen Blick auf das Weltgeschehen.

Die Gruppenausstellung The Humans erforscht, wie Künstler ihre unabhängige Sicht auf die Welt formulieren und wie sie in Wirklichkeiten eintauchen, die traditionellen und neuen Medien verwehrt bleiben. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler beleuchten dabei neben der Rolle unseres digitalen Medienkonsums auch Fragen nach unserem Umgang mit Menschen am Rande der Gesellschaft und unsere Haltung zu den weltweiten Migrationsbewegungen.


Ein Beispiel für eine künstlerische Interpretation des Zeitgeschehens lieferte bereits ein aufsehenerregendes Bild des 19. Jahrhunderts: Vor genau 200 Jahren entstand das berühmte Gemälde von Théodore Géricault (1791–1824) Das Floss der Medusa (Le Radeau de la Méduse, 491 × 716 cm, Louvre, Paris). Dieses bildgewaltige Meisterwerk beruht auf einer Sensationsmeldung. 1816 begleitete die Fregatte Méduse unter dem unerfahrener Kapitän Hugues Duroy de Chaumareys einen Konvoi nach Senegal, der Infanteristen zum Schutz des überseeischen Besitzes sowie Verwaltungsbeamte und Forscher in das ferne Land bringen sollte. An Bord waren annähernd 400 Personen, darunter auch der neue Gouverneur des Senegal, der Royalist Julien-Desiré Schmaltz. Das Schiff lief auf Grund und war nicht mehr frei zu bekommen, so dass der Kapitän den Bau eines Flosses aus Masten und Rahen der Medusa befahl, da lediglich sechs Rettungsboote vorhanden waren. Die Boote sollten das Floss mit 150 Männern an Land ziehen.

Nach kurzer Zeit kappte man aber die Seile und überliess die Menschen auf dem Floss ihrem Schicksal. Das Floss war völlig überfüllt und es herrschten bald katastrophale Verhältnisse. Es kam zum Extremfall von Kannibalismus. Nach 13 Tagen konnten schliesslich vom Schiff Argus nur noch 15 Personen gerettet werden. Géricault befragte die Überlebenden damals selbst zu ihren Erlebnissen, da er seine Informationen für das zeitgenössische Historienbild aus erster Hand erhalten wollte.

Die Nachricht traf die öffentliche Meinung so heftig, dass sie selbst die damalige Regierung erschütterte. Seit diesem Moment hat die Kunst stets eine wichtige Beziehung zur Medienkommunikation unterhalten. Zu einem Zeitpunkt, in dem sich Nachrichtenkanäle multiplizieren, ihre einflussreiche Position aber zusehends verlieren, übernehmen sie die Rolle von Zeitzeugen in einem sich stetig verändernden medialen Prozess. The Humans fokussiert auf das Medium des Bildes und des Videos, das vermehrt Einfluss auf die heutige Gesellschaft ausübt. Die Kunstschaffenden generieren eine neue Form von Realismus, indem sie sich Situationen annähern, die von den Medien unbeachtet bleiben würden. Géricault als Vertreter der französischen Romantik nutzte das Thema, um den neuen Typus eines zeitgenössischen Historienbildes zu schaffen: ein „Ereignisbild“. Diese grundsätzliche Beziehung spielt eine zentrale Rolle in der Ausstellung.

KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER
FRANCESCO ARENA
ED ATKINS
SIMON THOMSON
ROSSELLA BISCOTTI
CANDICE BREITZ
DANIELA ORTIZ
ARTUR ZMIJEWSKI

Kurator: Lorenzo Benedetti

Fotos:
© Museum

Info:
Symposium: The Humans And The Media
23. Januar 2019, 18.30 Uhr, KunstmuseumF