cannes europeanelectionMANIFEST zur Europawahl europäischer Filmemacher*innen auf den Filmfestspielen in Cannes

Romana Reich

Cannes (Weltexpresso) - In Cannes stellten europäische Filmemacher*innen ein Manifest vor, in dem, in dem sie die Bedeutung der Stimmabgabe bei den bevorstehenden Europawahlen unterstreichen. Dieses Manifest wurde von 500 Persönlichkeiten aus der Filmwelt unterzeichnet, darunter Jacques Audiard, Julie Bertuccelli, Susanne Bier, Costa-Gavras, Luc und Jean-Pierre Dardenne, Julie Delpy, Ralph Fiennes, Stephen Frears, Valeria Golino, Miguel Gomes, Agnieszka Holland, Alan Parker, Pawel Pawlikowski, Céline Sciamma, Stellan Skarsgaard, Wim Wenders und viele andere.

Das Manifest beruht auf einer gemeinsamen Initiative des Verbands der französischen Filmregisseur*innen (SRF), der Quinzaine, der European Film Academy (EFA), des Verbandes der europäischen Filmregisseur*innen und der Gesellschaft der audiovisuellen Autor*innen (SAA).

Sie betonen die hohe Bedeutung dieser Wahlen, sowohl für die Grundrechte als auch für die künstlerische Freiheit: " Ein freies und demokratisches Europa: Das ist auch ein Europa der Gedanken- und Meinungsfreiheit. Es ist unsere Pflicht, dieses Europa gegen Extremismus und rückwärtsgewandtes Denken zu verteidigen sowie gegen jeden Versuch, die Bedeutung der Kultur herunterzuspielen, da sie ein wesentlicher Eckpfeiler der Union ist. Vom 23. bis 26. Mai, geht wählen!"


DAS MANIFEST

Ja, es ist wahr: Europa ist nicht vollkommen.

Wir werfen der EU manchmal – und zu Recht! – vor, Seele und Emotionen vermissen zu lassen und eine Sprache zu sprechen, die nur wenige von uns verstehen.

Wir werfen ihr vor, die ökologischen, sozialen und politischen Krisen nicht meistern zu können, die sie heute erschüttern, und auch der Flüchtlingstragödie nicht gewachsen zu sein.

Doch trotz aller Schwächen und Mängel finden wir auch Menschlichkeit und Schönheit in Europa. Und wir bemühen uns, Europa zu beschreiben – in feinsinnigen Bildern und einer Sprache, die all seine Völker leichter verstehen.

Wir sollten nicht vergessen, dass sich die Völker Europas vereint haben, um in Frieden miteinander zu leben. Aus ursprünglich sechs Mitgliedstaaten sind mittlerweile 28 geworden – eine einzigartige Union, die der gesamten Menschheit als Inspiration dient.

Die Europäische Union gründet auf der Überwindung von Grenzen, auf Freizügigkeit, Austausch, Brüderlichkeit und Solidarität, mithin auf Werten, die heute von allen Seiten bedroht sind, und zwar auch von innen.

Sie ist aber auch eine Union der Kultur. In einem Europa, dessen tragende Säulen schon immer Innovation und Kreativität waren, ist die Kultur ein Herzensanliegen.

Ein freies und demokratisches Europa: Das ist auch ein Europa der Gedanken- und Meinungsfreiheit. Es ist unsere Pflicht, dieses Europa gegen Extremismus und rückwärtsgewandtes Denken zu verteidigen.

Dieses brüchige Gleichgewicht muss gewahrt und verstärkt werden. Es muss vor denen geschützt werden, die es zerstören wollen, indem sie spalten, sich von ihm lossagen, fliehen oder sich absondern.

Die wesentliche Frage lautet: Wie lässt sich das Europa schaffen, das wir uns wünschen, ein Europa, das alle eint, ein offenes Europa, das Freiheit und Frieden Raum bietet?

Unsere Antwort muss sein, dass wir uns dafür einsetzen und Ideen ins Feld führen, damit die Waffen auch künftig schweigen.

Daher geben wir bei der Europawahl vom 23. bis zum 26. Mai unsere Stimme ab. Es geht um unsere gemeinsame Zukunft – oder aber darum, ob wir überhaupt eine Zukunft haben.
 
Foto:
Unterzeichner des Manifestes in Cannes
© European Film Academy