Hanswerner Kruse
Fulda (Weltexpresso) - In der vollbesetzten Kapelle des Vonderau-Museums nahmen die zwei Autoren Uwe Wilhelm und Martin Lutz das Publikum mit auf eine Zeitreise in das rebellische Berlin von 1968. „Die Tote im Wannsee“ heißt der spannende Krimi, aus dem sie im Wechsel einige Passagen vortrugen. Den Roman hatten sie als Trio gemeinsam geschrieben, doch der dritte Mann, Sven Kellerhoff, fehlte an diesem Abend im Leseland.
Während die Studenten in Berlin die Revolution probieren, wird eine, mit über zwanzig Messerstichen getötete Frau aus dem Wannsee gefischt. Im Laufe der Ermittlungsarbeit begegnen eineinander Kommissar Heller und die Kommunardin Louise und verlieben sich. Der Krimi wird spannend und mit viel schwarzem Humor erzählt:
Beispielsweise taumelt ein reicher Bauunternehmer mit einer Axt im Kopf im Rotlichtviertel „Stutti“ herum und wird von einem Auto überfahren. Seine häufig von ihm besuchte Domina, „Madame de Sade“, wird verhaftet, doch die bekundet, so etwas gehöre nicht zu ihrem Repertoire. Bald wird als Täterin die Ehefrau entlarvt, „die dem Martyrium ihrer Ehe ein Ende bereiten wollte.“
Sehr viel mehr erfährt man jedoch nicht über die Tote aus dem Wannsee, denn die beiden Literaten inszenieren keine traditionelle Lesung, sondern einen unterhaltsamen und vielseitigen Abend: Der älteste der drei Berliner Schriftsteller war 1968 gerade mal neun Jahre alt und darum war die Recherchearbeit immens, um im Buch das Lebensgefühl und den Zeitgeist wieder auferstehen zu lassen.
Zwischendurch erzählen die beiden Autoren Geschichten von einst, etwa wie war das mit der Mauer ringsum die Stadt, warum wurden die Demonstrationen irgendwann gewalttätig, welche Rolle spielten die Frauen in der Revolte? Mussten sie in den Kommunen kochen, während die Männer die Revolution planten? Die Passagen aus dem Kriminalroman und die Hintergrunderzählungen der Schreiber vermischen sich.
Lutz und Wilhelm berichten ehrlich von den Problemen und Freuden des kollektiven Arbeitens: „Es ist nicht einfach zu Dritt zu schreiben.“ Das ging nicht ohne genaue Planung, ehrliche Absprache, häufigen Streit - und offenbar viel Rotwein. „Aber alleine hätten wir das nicht hinbekommen“, meinen sie, „und es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht.“ Die drei arbeiten weiter zusammen, die gesamte Geschichte ist als Trilogie geplant, derzeit recherchieren sie für das zweite Buch.
Im Sinne von 1968 ist das Trio wohl auf dem rechten (also linken) Weg, denn damals beschwor man unaufhörlich das Arbeiten, Leben und Kämpfen im Kollektiv. Die Mitglieder der legendären Berliner Kommune 1 wurden vom „Stern“ nackt (von hinten) abgelichtet und kassierten dafür eine Menge Geld: „Erst blechen, dann sprechen“, hieß es. In diesem Sinne ließen sich auch die drei Schriftsteller nackt (von hinten) fotografieren und enthüllten unter dem Jubel des Publikums ihre Fotoplane in der ehrwürdigen Kapelle.
Foto:
Hanswerner Kruse
Info:
Lutz, Wilhelm, Kellerhoff: Die Tote im Wannsee, Ullstein Verlag, englische Broschur, 383 Seiten, 16 Euro
Sehr viel mehr erfährt man jedoch nicht über die Tote aus dem Wannsee, denn die beiden Literaten inszenieren keine traditionelle Lesung, sondern einen unterhaltsamen und vielseitigen Abend: Der älteste der drei Berliner Schriftsteller war 1968 gerade mal neun Jahre alt und darum war die Recherchearbeit immens, um im Buch das Lebensgefühl und den Zeitgeist wieder auferstehen zu lassen.
Zwischendurch erzählen die beiden Autoren Geschichten von einst, etwa wie war das mit der Mauer ringsum die Stadt, warum wurden die Demonstrationen irgendwann gewalttätig, welche Rolle spielten die Frauen in der Revolte? Mussten sie in den Kommunen kochen, während die Männer die Revolution planten? Die Passagen aus dem Kriminalroman und die Hintergrunderzählungen der Schreiber vermischen sich.
Lutz und Wilhelm berichten ehrlich von den Problemen und Freuden des kollektiven Arbeitens: „Es ist nicht einfach zu Dritt zu schreiben.“ Das ging nicht ohne genaue Planung, ehrliche Absprache, häufigen Streit - und offenbar viel Rotwein. „Aber alleine hätten wir das nicht hinbekommen“, meinen sie, „und es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht.“ Die drei arbeiten weiter zusammen, die gesamte Geschichte ist als Trilogie geplant, derzeit recherchieren sie für das zweite Buch.
Im Sinne von 1968 ist das Trio wohl auf dem rechten (also linken) Weg, denn damals beschwor man unaufhörlich das Arbeiten, Leben und Kämpfen im Kollektiv. Die Mitglieder der legendären Berliner Kommune 1 wurden vom „Stern“ nackt (von hinten) abgelichtet und kassierten dafür eine Menge Geld: „Erst blechen, dann sprechen“, hieß es. In diesem Sinne ließen sich auch die drei Schriftsteller nackt (von hinten) fotografieren und enthüllten unter dem Jubel des Publikums ihre Fotoplane in der ehrwürdigen Kapelle.
Foto:
Hanswerner Kruse
Info:
Lutz, Wilhelm, Kellerhoff: Die Tote im Wannsee, Ullstein Verlag, englische Broschur, 383 Seiten, 16 Euro