K ROSSL 1 Rebekka WaitzWiederaufnahme des Singspiels im Theater Willy Praml, Naxoshalle Frankfurt ab 15. November

Eric Fischling

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - "1998, als wir im beschaulichen Bad Vilbel das „Weiße Rössl“ inszenierten, schien die Welt noch in seinen Fugen. St. Wolfgang war noch des ewigen Kanzlers Sehnsuchtsort, Religionskriege gehörten ins Mittelalter, die Twin-Towers ragten in den New Yorker Himmel und die Deutschen waren allerhöchstens mit sich selbst beschäftigt.

20 Jahre später greifen wir nach dem Singspiel wie Schiffsbrüchige nach dem Strohhalm im Weltensturm. Was Komisches muss her, glühende Unterhaltung, ein toller Rhythmus, der einen weghebt, drüber hebt über die allgemeine Wetterlage. Fahren wir also doch mal wieder an den Wolfgangsee und schauen, wie herrlich hier noch einen Stein auf dem anderen steht. Naja?!" Das referiert als Resümee und die Konsequenz daraus das Theater Willy Praml. 

Und die Konsequenz geht so: Zumindest die Steine stehen noch aufeinander. Aber das „Weiße Rössl“ ist fest in arabischer Hand. Es wird noch immer gejodelt und geschuhplattelt – aber welche Gäste stecken da in den Lederhosen? Leopold ist zwar noch immer der patente österreichische Oberkellner, aber die angebetete Wirtin stammt aus Dubai (oder tut wenigstens, ihren Gästen entgegenkommend, so). Die Speisekarte klingt zwar österreichisch, aber der Schweinebraten ist aus! Die Stammgäste sind auch keine Piefkes mehr, sondern lodenfanatische Orientalen und das süße Klärchen heißt jetzt Jamila und ist im Burkini aber ebenso süß wie ehemals im Bikini. Und statt des österreichischen Kaisers kündigt sich die deutsche Kanzlerin zum Schützenfest an und weissagt:

S’ ist einmal im Leben so
Allen geht es ebenso,
Was man möcht' so gern
Liegt so fern.

IM ARABISCHEN RÖSSL ehemals IM WEISSEN RÖSSL ist eine Fortsetzung der Arbeit desTheaters mit Geflüchteten und Beheimateten, die 2016 mit Kleists Erdbeben in Chili begonnen hat, mit Lessings Nathan fortgesetzt wurde und nun in ein musikalisches Genre überführt werden soll.


Regie: Willy Praml
Mit: Fadi Alhamwi, Ramo Ali, Baha Al-Shaar, Kasem Alwadi, Fadi Bardaqji, Shawkat Dabyan, Jakob Gail, Muawia Harb, Birgit Heuser, Ibrahim Mahmoud, Güldeste Mamaç, Eiad Muobarak, Judith Speckmaier, Michael Weber.
Musiker: Güldeste Mamaç, Violine – Laila Lalosh, Kanun – Martin Lejeune, Bass, E-Gitarre, Euphonium – Amjad Sukar, Percussion – Stephan Weiler, Akkordeon.


Foto:
IM ARABISCHEN RÖSSL
©  Rebekka Waitz

Info:
Singspiel in drei Akten frei nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg von Hans Müller und Erik Charell, Gesangstexte von Robert Gilbert, Musik von Ralph Benatzky, sechs musikalische Einlagen von Robert Gilbert, Bruno Granichstaedten und Robert Stolz.
Spieldauer: 3h mit Pause
Eintritt: 25,-€ normal/ 18,-€ ermäßigt/ 10,-€ Schüler und Studenten/ 8,-€ Frankfurt-Pass
15./ 16./ 22./ 23./ 29./ 30.11 jeweils 19:30 Uhr
17./ 24.11. + 01.12. jeweils 18:00 Uhr