Künstlerinnengespräch mit Mojgan Razzaghi
Hanswerner Kruse
Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Zum Beginn einer kurzen Winterpause lud die Kunststation zu einem Künstlerinnengespräch. Mojgan Razzaghi sprach über die Kultur im Iran, inmitten ihrer inszenierten Fotografien von verhüllten iranischen Musikerinnen.
Die Künstlerin lebt mit ihrem iranischstämmigen Mann in Deutschland, reist aber häufig in ihr Heimatland, um dort zu arbeiten. Auch die in der Salonschau ausgestellten Bilder zum Thema „Verboten“ entstanden in Teheran. Die Fotokünstlerin hatte auf unterschiedliche Weise verhüllte oder verdeckte Solistinnen mit ihren Streichinstrumenten abgelichtet, die sie dort niemals hätte zeigen dürfen (wir berichteten).
„Radfahren, Cello spielen oder sich bunt anzuziehen, das ist uns Frauen verboten, weil es als erotisch gilt“, berichtet Razzaghi - ohne zu klagen: „Wir müssen als Künstlerinnen oder Wissenschaftlerinnen einfach kreativ sein, um Wege zu finden, uns zu verwirklichen und die roten Linien nicht zu überschreiten.“ Die persische Kultur sei ursprünglich farbig und vielfältig, sogar die Kunst ist figurativ. Jedoch nicht erst seit der Revolution von 1979 wurde immer wieder versucht, sie zu vereinheitlichen. „Aber diese Kultur hat eine lange Tradition, sie lässt sich nicht so einfach abschaffen“, so sie.
„Bis dahin hatten wir ein normales Leben“, weiß sie aus Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern, „es gab religiöse und nicht religiöse Leute, aber wir haben uns gegenseitig respektiert.“ Hinsichtlich ihrer künstlerischen Arbeit muss sie nun mächtig aufpassen, dass ihre Werke nicht als regimekritisch ausgelegt werden. Bereits im Studium durften sie und die anderen Kunststudentinnen zwar viel ausprobieren, aber ihre Arbeiten (fast) niemals öffentlich zeigen. Razzaghis farbenfrohe Fotos sind streng komponiert, dennoch schweben sie zwischen Verhüllung und Lebenslust.
Mehrfach betont sie, dass es ihr um die Rechte aller Frauen auf dieser Welt geht. In vielen Ländern sei die Situation noch viel bedrückender als in ihrer Heimat. Doch auch in den westlichen demokratischen Ländern müssten sie um ihre Rechte kämpfen.
In der nun beendeten Ausstellung zeigte sie eine maskierte Violinistin. Eine leise Provokation, denn in den Theatern ihres Landes sind Maskierungen ebenfalls verboten. Dabei müssten doch eigentlich viele Frauen unaufhörlich Masken tragen, um ihre Weiblichkeit, ihre Gefühle, ihre Intelligenz hinter Larven zu verbergen. Das sei ja westlichen Frauen auch nicht ganz fremd... Mit diesem Thema will Razzaghi sich in der nächsten Zeit künstlerisch auseinandersetzen,
Foto:
Mojgan Razzaghi mit ihrem Mann
© Hanswerner Kruse
Info:
Betriebsferien in der Kunststation bis 12. Dezember
www.kunststation-kleinsassen.de