Zum Tod des Literaturwissenschaftlers und Kulturvermittlers kondoliert auch die Stadt Frankfurt
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der frühere Leiter der Abteilung „Kultur und Musik“ im Fernsehen des Hessischen Rundfunks (hr) und Mitbegründer des ARD-Kulturmagazins „ttt – Titel, Thesen, Temperamente“ Wilfried F. Schoeller ist am Montag im Alter von 78 Jahren in Berlin verstorben.
hr-Intendant Manfred Krupp würdigte den Journalisten, Literaturkritiker und Autor: „Wilfried F. Schoeller war ein hochgeschätzter Kollege, der nicht nur mit seiner Erfolgssendung ‚Bücher, Bücher‘ Maßstäbe setzte. Sein breites Wissen über Fachgrenzen hinaus, seine Neugier, sein tiefgründiger Humor und sein stets zugewandter Austausch mit dem Publikum waren beispielhaft.“
Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in München arbeitete der 1941 in Illertissen geborene Wilfried F. Schoeller zunächst als Verlagslektor und freier Autor, bevor er 1972 als Literaturredakteur zum hr wechselte. Hier wurde der promovierte Literaturwissenschaftler schnell zu einer prägenden Persönlichkeit in der TV-Kultur, der Interviews mit allen wichtigen Zeitgenossen führte. Neben der Gesprächssendung „Wechselrede“ gehörten anspruchsvolle mehrteilige Dokumentationen über Heinrich Mann, Alfred Döblin, B. Traven, Uwe Johnson und andere zu seinen Markenzeichen.
Als Buchautor veröffentliche Wilfried F. Schoeller zahlreiche Monografien, wie zum Beispiel über Michail Bulgakow, Christian Friedrich Daniel Schubart, Franz Marc oder Ernst Litfaß, und gab das Gesamtwerk von Oskar Maria Graf heraus. Schoeller arbeitete unter anderem als Professor für Literatur des 20. Jahrhunderts, Literaturkritik und Medien an der Universität Bremen und war Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland. Für seine Arbeit wurde der Vater des Fotografen Martin Schoeller und der Regisseurin Bettina Schoeller-Bouju unter anderem mit dem Grimme-Preis (ehrende Anerkennung) und dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet.
Zum Tod des Literaturkritikers und Autors Wilfried F. Schoeller kondoliert auch Kulturdezernentin Ina Hartwig seiner Familie und drückt ihre tief empfundene Anteilnahme aus.
„Wilfried F. Schoeller war ein Büchermensch, ein Literaturkenner und Biograf, dem es gelang, seine Leidenschaft an andere weiterzugeben: als Literaturredakteur, später als Abteilungsleiter von ,Aktuelle Kultur und Musik‘ und Moderator der von ihm begründeten Sendung ,Bücher, Bücher‘ im Hessischen Rundfunk. Ein Vierteljahrhundert prägte Wilfried F. Schoeller die Literatursendungen des Hessischen Rundfunks. Als Gesprächspartner überzeugte er mit seinem Charme und seiner scharfen Ironie und moderierte gemeinsam mit Erhard Denninger über viele Jahre die Römerberggespräche in Frankfurt. Wilfried F. Schoeller wird der Literaturszene und auch mir ganz persönlich sehr fehlen.“
Schoeller wurde am 3. Juli 1941 in Illertissen geboren und war Mitbegründer der ARD-Kultursendung „Titel, Thesen, Temperamente“. Der promovierte Germanist und Historiker war ab 1972 Literaturredakteur beim Hessischen Rundfunk und von 1993 bis 2002 Leiter der Abteilung „Aktuelle Kultur und Musik“. Im Hessischen Fernsehen moderierte er zehn Jahre lang die von ihm begründete Sendung „Bücher, Bücher“, die er mit ins Leben rief. Zu Schoellers wichtigsten Werken gehören Arbeiten über Heinrich Mann, Theodor W. Adorno und Franz Marc. Als Herausgeber war er für das Gesamtwerk von Oskar Maria Graf und die Tagebücher von Klaus Mann verantwortlich. Zudem schrieb er zahlreiche Hörspiele und Fernseh-Drehbücher.
1990 erhielt er den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Von 2002 bis 2009 war er Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland. Er starb im Alter von 78 Jahren in Berlin, wie seine Familie bekannt gab.
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