Claudia Schulmerich
Wiesbaden (Weltexpresso) – Eigentlich war der Auftakt ja schon am 27. Februar, als im Literaturhaus Clementine MAX ANNAS seinen neuesten Krimi MORDUNTERSUCHUNGSKOMMISSION vorstellte, der in diesem Jahr Krimistipendiat der Landeshauptstadt ist und in dieser Funktion Mitglied der Jury ist, die im Krimifestival am Schluß die Sieger kürt
Warum wir das herausheben, hat damit zu tun, daß wir das Buch für außerordentlich gelungen halten und noch beim daran Denken ein schales Gefühl einen beschleicht. Obwohl er ein Westdeutscher ist, hat Max Annas mit seinem Krimi kenntnisreich und mentalitätssicher ein düsteres Kapitel der DDR Geschichte aufgeschlagen, nämlich die Abneigung weiter Teile der damaligen DDR-Bevölkerung gegenüber den Schwarzen, die als Arbeiter aus Afrika zum Aufbau der DDR geholt worden waren, aber oft auf Ablehnung stießen – oder wie hier aus solchen Gründen zum Mordopfer wurden.
Daß bei zunehmender Aufklärung dann den örtlichen Kriminalbeamten der Fall vom Ministerium für Staatssicherheit entzogen wurde, war politisches Kalkül, damit im sozialistischen Arbeiter und Bauernstaat keine rassistischen Verbrechen geschahen. Das Buch ist auch deshalb erschütternd, weil man beginnt zu verstehen, warum im heutigen Ostdeutschland der BRD eine Partei wie die AfD solchen Zulauf hat. Der Roman von Max Annas stand auf der Krimibestenliste, wo wir ihn besprochen hatten. Weil wir wegen Anwesenheit zur BERLINALE zur Veranstaltung nicht dabei sein konnten, wenigstens im Nachhinein das Bedauern des Versäumens.
Für das schnelle Wiedersehen mit Christian Petzold dagegen taugte die BERLINALE wiederum, denn dort hatte er seinen Film UNDINE im Wettbewerb, was in der der Aufführung folgenden Pressekonferenzen vertieft wird. Das fiel am Sonntagabend in Wiesbaden absolut auf, wie gelöst einer der herausragenden deutschen Regisseure war, der wohl vom Buch und Regie her ein Händchen für Schauspieler, insbesondere Schauspielerinnen hat. Er war gekommen, weil das Ermittlerpaar in seinen drei „Polizeiruf 110“-Folgen „Kreise“, Tatorte“ und „Wölfe“ Barbara Auer und Matthias Brandt den diesjährigen, erst zweiten Ehrenpreis für herausragende schauspielerische Leistungen erhalten hatten, der an diesem Abend überreicht wurde.
Am Abend vorher, also am Samstag und noch in Berlin hatte Petzolds Hauptdarstellerin Paula Beer den Silbernen Bären als Beste Schauspielerin der BERLINALE 2020 erhalten. Angesprochen auf die außerordentlichen Leistungen von Nina Hoss im Wettbewerbsfilm SCHWESTERLEIN, die durch Petzoldfilme berühmt wurde und die deshalb - nicht nur unserer Meinung nach - diesen Preis noch mehr verdient hätte, lächelte er nur und verwies darauf, daß Nina Hoss in seinen Filmen dasselbe erreicht habe. Auf der BERLINALE 2007 hat sie für YELLA ebenfalls den Silbernen Bären erhalten, aber 2012 ebenfalls zur BERLINALE in BARBARA die Kritiker noch weitaus mehr entzückt. Das ist für einen Regisseur schon eine erstaunliche Dichte an Schauspielerleistungen, zu der man nur gratulieren kann.
Damit noch nicht genug. Einen Abend zuvor, am Freitagabend hatte sein Film UNDINE bereits in der Sektion „Internationaler Wettbewerb“ den FIPRESCI-Preis („Fédération Internationale de la Cinématographique“) erhalten. Ebenfalls eine hohe Ehre. Und jetzt auch noch Wiesbaden. Es läuft.
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© Redaktion
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Das Festival läuft bis 8. März
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