pauly swr.deOberbürgermeister Feldmann und Kulturdezernentin Hartwig verabschieden den Intendanten und Geschäftsführer der Alten Oper

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Inzwischen kann man wirklich davon sprechen, daß die Stadt Frankfurt die besten Voraussetzungen dafür bietet, sich hier berufliche Meriten zu erwerben, die in der Welt wahrgenommen werden und dann dazu führen,  daß sie Angebote für führende Managerpositionen in den Weltstädte von Kunst und Musik erhalten. Das war auch in der Vergangenheit so, aber die beiden letzten Fälle sind schon spektakulär. Der ehemalige Direktor des Städel, Max Hollein, ist heute Chef des Metropolitan Museum of Art in New York City und Stephan Pauly, bisher Alte Oper, geht an das berühmteste Konzerthaus der Welt nach Wien.

Mit dem Ende der Saison 2019/20 verbindet sich nun also eine Zäsur für die Alte Oper Frankfurt: Achteinhalb Jahre nachdem er im März 2012 sein Amt als Intendant und Geschäftsführer der Alten Oper antrat, verlässt Stephan Pauly das Haus, um vom 1. Juli an die Intendanz der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien/des Wiener Musikvereins zu übernehmen. Einschließlich der kommenden Saison 2020/21 tragen somit acht Spielzeiten die programmatische Handschrift Paulys.

Umgekehrt geht der Dank an den Intendanten für seine Verdienste um das Haus. Peter Feldmann, als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Alten Oper Frankfurt, sagt: „In seinen acht Spielzeiten habe ich Stephan Pauly als aufgeschlossenen, innovativen wie entschlossenen Kulturmacher erlebt. Die Großprojekte, die er entworfen und realisiert hat, haben die Stadt ebenso bereichert wie auch beispielsweise sein umfangreiches neu angestoßenes Programm für die Kleinen. In den 70er Jahren wurde an die Alte Oper die Forderung nach einem ‚Haus für alle‘ gestellt, heute sprechen wir eher von aktiver kultureller Teilhabe: Beides zu verwirklichen, war Stephan Pauly eine Herzensangelegenheit, und dafür danke ich ihm ganz persönlich!“

Auch Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats der Alten Oper Frankfurt, würdigt die Leistung Paulys: „Die Kulturstadt Frankfurt darf sich glücklich schätzen, in den vergangenen Jahren von einer Persönlichkeit wie Stephan Pauly geprägt worden zu sein. Regelmäßig konnte er erstklassige Künstler und Künstlerinnen in die Stadt holen, die besten Orchester sind aufgetreten. Zudem hat er mit seiner stark inhaltlich orientierten Arbeit wichtige Impulse für das Frankfurter Kulturleben gesetzt. Stephan Paulys Amtszeit belegt für mich auf beeindruckende Weise die Wirkmacht von Kreativität und Anspruch, aber auch von Synergien und Vernetzung – zwischen Genres, Epochen und zwischen den Kulturinstitutionen der Stadt.“

Pauly baute während seiner Zeit als Intendant und Geschäftsführer die Position der Alten Oper Frankfurt als eines der wichtigsten Konzerthäuser Europas aus: Die international führenden Orchester, Dirigenten und Solisten folgten der Einladung nach Frankfurt und sorgten für herausragende Konzerterlebnisse. Er prägte darüber hinaus das Haus unter anderem durch die Einführung des Musikvermittlungsprogramms „Pegasus – Musik erleben!“ als eigenständige Sparte und durch Großprojekte wie „One Day in Life“ mit dem Architekten Daniel Libeskind, bei dem im Mai 2016 ganz Frankfurt zum Spielort für 75 Konzerte wurde, oder „Anders hören“ mit der Performancekünstlerin Marina Abramović im März 2019. Während seiner Intendanz setzte er neue Schwerpunkte, etwa in Gestalt eines inhaltlich ausgerichteten Musikfests zu Beginn einer jeden Spielzeit oder in den über die Saison verteilten Fokus-Festivals. Profil erhielten diese Schwerpunkte auch durch den Gedanken der Vernetzung und die Suche nach Synergien und Querbezügen. Genre- oder epochenübergreifende Programme und, damit einhergehend, Kooperationen zwischen verschiedenen Frankfurter Kulturinstitutionen sorgten dafür, dass auch Menschen jenseits des Klassikpublikums angesprochen wurden. Gleiches gilt für die neu eingeführten Formate, die das Publikum als Akteure mit ins musikalische Geschehen einbezogen, oder für die neu eingeführten Reihen „Jazz im Mozart Saal“ und „Weltmusik im Mozart Saal“.

Für Pauly bleibt „die dankbare Erinnerung an eine erfüllte Zeit, die ich gemeinsam mit meinem engagierten Team gestalten konnte. Wenn es uns dabei gelungen ist, nicht nur die Ansprüche unseres Stammpublikums zu erfüllen und regelmäßig die gesamte künstlerische Exzellenz ins Haus zu holen, sondern auch Menschen neu zu begeistern und ihnen bereichernde und substanzielle Erfahrungen zu ermöglichen, haben wir viel bewegt.“

In dankbarer Erinnerung behält Pauly auch „die vielen schönen und inspirierenden Begegnungen mit Künstler*innen, aus denen oft neue Programmideen entstanden, die treue Unterstützung durch die Gesellschaft Freunde der Alten Oper, aber auch durch Sponsoren und Förderer und die produktive Zusammenarbeit mit den Dienstleistern, dem Aufsichtsrat, den Partnern, den Mietern und der Stadt.“ Und er verabschiedet sich mit den Worten: „Es war wunderbar, für dieses Haus arbeiten zu dürfen und gemeinsam mit dem Team all die Jahre zu versuchen, das zu verwirklichen, was die Alte Oper ist und sein soll: ein Haus für alle. Für die Musik. Für das gemeinsame Erleben. Für die Erfahrung, dass Kultur mit anderen Menschen gemeinsam zu erleben lebensbereichernd und lebenswichtig ist. Meinem Nachfolger Dr. Markus Fein und dem gesamten Team der Alten Oper wünsche ich alles Gute, viel Freude und Erfolg für die Zukunft!“

Die Nachfolge von Pauly als Intendant und Geschäftsführer der Alten Oper Frankfurt tritt am 1. September Markus Fein an, der derzeit die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern leitet.

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