Aus dem neuen B3 Kulturkiosk, 6/2020
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - B3, die Biennale des bewegten Bildes, verschickt inzwischen in ihrem Newsletter viele Kunst- und Kulturinformationen, die sich gut weiterleiten lassen, was wir hiermit tuen.
Hollywood protestiert gegen Rassismus
Zahlreiche Hollywood-Akteure haben in den letzten Tagen öffentlich Rassismus angeprangert. Wie „Variety“ am 30. Mai berichtete haben u.a. Netflix, Amazon, Hulu, HBO, Starz ihre Social Media-Konten genutzt, um im Rahmen der landesweiten Proteste gegen den gewaltsamen Tod von George Floyd Stellung zu beziehen und die Black Lives Matter-Bewegung zu unterstützen. Netflix twitterte: "Schweigen ist Mitschuld. Schwarze Leben sind wichtig. Wir haben eine Plattform, und wir sind unseren schwarzen Mitgliedern, Angestellten, Schöpfern und Talenten gegenüber verpflichtet, das Wort zu ergreifen". Laut dem Branchenblatt haben auch Disney, ViacomCBS, Warner Bros., A24, Lionsgate, BET, FX Networks, Fox Entertainment und AMC zusammen mit der Academy of Motion Pictures entsprechende Protest-Erklärungen veröffentlicht.
Top-Jury für 13th Street Shocking Short
Der 13th Street Shocking Short wird in seiner 21. Ausgabe von einer hochkarätigen Jury vergeben: Oscar-Preisträgerin Caroline Link, die Schauspieler_innen Franziska Weisz, Nilam Farooq, Tim Oliver Schultz und Wotan Wilke Möhring, Filmproduzent Oliver Berben und NBCUniversal Programmchefin Karin Schrader küren am 3. Juli den diesjährigen Gewinnerfilm. Zusätzlich zum Hauptpreis - die Teilnahme am Filmmasters Program der Universal Studios in Hollywood - erhalten die drei Finalist*innen dieses Jahr Preisgelder in Höhe von insgesamt EUR 30.000. Mit dem renommierten Kurzfilmpreis 13th Street Shocking Short fördert NBCUniversal seit über 20 Jahren junge Filmemacher*innen in den Genres Krimi, Thriller, Mystery, Action und Horror.
Grüne Filmwirtschaft: Eine Leseempfehlung
Die Journalistin und Filmproduzentin Ines Meier hat auf www.kino-zeit.de einen interessanten Artikel rund um das Thema Klimawandel und Filmwirtschaft verfasst. Sie definiert Handlungsbedarf und analysiert erste Ansätze in der ressourcenintensiven Filmbranche. Ihr Fazit: „Die ... Branche hat ... ihre Verantwortung und Vorbildfunktion inzwischen erkannt und setzt sich in Sachen Klimaschutz in Bewegung. Die vielen Ebenen von der Produktion über inhaltliche filmische Schwerpunkte bis hin zur Festival- und Kinoauswertung, die sie dafür justieren muss, sind dabei eine riesige Herausforderung – aber auch ihr großes Potenzial.“
Kampagne gegen häusliche Gewalt
Die UFA und die Agentur Die Botschaft starten gemeinsam mit der Bertelsmann Content Alliance und der Schauspielerin Natalia Wörner eine Kampagne gegen häusliche Gewalt an Frauen. „#sicherheim“ ist eine digitale Plattform mit umfassender angeschlossener Medienkampagne, die das Thema in die Öffentlichkeit rückt – zu einem Zeitpunkt, an dem die Betroffenenzahlen immer weiter steigen. Ziel des Projekts ist es, Betroffenen Perspektiven aufzuzeigen und sie zu ermutigen, aktiv nach Hilfe zu suchen.
KI kuratiert Kunst
Revolution in Rumänien: Der Chefkurator der Biennale 2022 in Bukarest ist Jarvis, ein Programm für künstliche Intelligenz, das vom Wiener Studio Spinnwerk entwickelt wird. Benannt nach dem KI-Butler des Superhelden Iron Man, soll Jarvis "tiefes Lernen anwenden, um selbstständig aus Datenbanken von Universitäten, Galerien oder Kunstzentren zu lernen" und Werke auswählen, die zum gewählten Thema passen, sagte Spinnwerk-Gründer Razvan Ion gegenüber der Kunstzeitung. Die 10. Bukarester Biennale wird vom 19. Mai bis 17. Juli 2022 stattfinden. Anstelle der diesjährigen Ausgabe der Bukarester Biennale finden vom 23. bis 28. Juni 2020 zwei Online-Veranstaltungen statt - ein kuratorischer Workshop und ein Symposium mit dem Titel "Contemporary Art Biennials - Our Hegemonic Machines in States of Emergency". Die offizielle Eröffnung wurde auf das Frühjahr 2021 verschoben.
Österreich unterstützt Produzenten mit Ausfallhaftung
Auch in Österreich läuft die Film- und Fernsehbranche nach dem Corona-Lockdown wieder an. Die Dreharbeiten sollen bereits ab Anfang Juni wieder aufgenommen werden können. Zur Freude der Produzenten hat Finanzminister Gernot Blümel die Einrichtung eines Haftungsfonds in Höhe von 25 Millionen Euro verkündet, der als nichtrückzahlbarer Ausfallzuschuss eingesetzt werden kann, falls es bei einer zweiten Corona-Welle wieder zu Drehstopps kommen sollte. Das Zuschussvolumen pro Filmprojekt kann bis zu 75 Prozent der Produktionskosten betragen. (Quelle: Blickpunkt:Film)
Google: Abstand checken via AR
Google hat mit Sodar eine neue Web App veröffentlicht, die den Nutzer mithilfe von Augmented Reality dabei unterstützt, die empfohlenen zwei Meter Abstand zu anderen Personen einzuhalten. Die App basiert auf dem WebXR-Standard und lässt sich daher bequem im Chrome-Browser starten. Dann sieht man seine Umgebung durch die Kamera des Smartphones, nur dass am Boden ein Kreis mit einem Radius von zwei Metern auftaucht. Manko: Die App unterstützt lediglich neuere Android-Geräte, ältere Smartphones und iOS-Nutzer bleiben außen vor. Sodar ist die jüngste Anwendung aus Experiments with Google, einer von Google kuratierten Sammlung außergewöhnlicher Apps, die größtenteils von unabhängigen Entwicklern stammen und Open Source sind.
Südkorea kurbelt Kinobesuche an
Um das Publikum wieder in die Kinos zu locken, stellt das nationale Filmförderungsgremium Korean Film Council (KOFIC) Rabattcoupons zur Verfügung. Mit diesen Coupons erhalten Verbraucher einen Zuschuss von 6.000 KRW (4,89 $), wenn sie eine Kinokarte bei einer der großen Kinoketten und vielen unabhängigen Anbietern kaufen. Bei Eintrittskarten, die in normalen Zeiten durchschnittlich 10.000 KRW (8,15 $) kosten, bedeutet dies eine Ersparnis von etwa 60%. Das Programm hat am 1. Juni begonnen und läuft bis zu drei Wochen lang. KOFIC will bis zu 1,3 Millionen Coupons zur Verfügung stellen.
Kunst statt Werbung
"Wem gehört dieser Raum?" heißt die aktuelle Außenraum-Ausstellung der Fachklasse für zeitbasierte Medien von Professor Carsten Nicolai n der Hochschule für bildende Künste in Dresden. 13 Künstler präsentieren Plakatkunst auf aktuell nicht genutzten Werbeflächen der Firma Mambo Plak in ganz Dresden. Die Anordnung der Plakate wird den Plakatierenden überlassen, welche dadurch eine kuratierende Rolle übernehmen. Die Dauer der Ausstellung im öffentlichen Raum ist ungewiss. Durch den Hashtag #KCN und einen QR-Code findet eine Verknüpfung zurück in den digitalen Raum statt. Die Aktion ist so angelegt, dass sie auch zukünftig im digitalen und analogen Raum wiederholt und ergänzt werden kann. Die Ausstellung versteht sich ebenso als ein Format, jedem den Zugang zu Kunst zu ermöglichen, junge Künstler und Künstlerinnen eine Plattform zu bieten und so die Sichtbarkeit der Dresdner Kunstszene zu bewahren.
Absolut sicher: Kultur in der Peepshow
In einer Wiener Peepshow werden in den nächsten 14 Tagen unter dem Titel „Kultursalon Guckloch“ regelmäßig Sänger_innen und Schauspieler_innen auftreten. Eine Vorstellung dauert 15 Minuten, maximal 18 Menschen können zusehen. Das Publikum beobachtet die Shows aus nächster Nähe – geschützt in Kabinen. Als Eintrittspreis wird empfohlen, den Peepshow-Preis von einem Euro pro Minute zu bezahlen. Ein Teil der Einnahmen wird an Vereine gespendet, die Sexarbeiter_innen unterstützen.
FILMTIPPS
„I have a dream... With this faith we will be able to work together, to pray together, to struggle together, to go to jail together, to stand up for freedom together, knowing that we will be free one day. This will be the day when all of God's children will be able to sing with new meaning. "My country, 'tis of thee, sweet land of liberty, of thee I sing. Land where my fathers died, land of the pilgrim's pride, from every mountain side, let freedom ring.'' And if America is to be a great nation, this must become true... When we allow freedom to ring—when we let it ring from every city and every hamlet, from every state and every city, we will be able to speed up that day when all of God's children, black men and white men, Jews and Gentiles, Protestants and Catholics, will be able to join hands and sing in the words of the old Negro spiritual, "Free at last, Free at last, Great God a-mighty, "We are free at last.“ Martin Luther King, 1963
Filmklassiker zum Thema Rassismus jeglicher Couleur:
Wer die Nachtigall stört
Originaltitel To Kill a Mockingbird, nach dem gleichnamigen Roman von Harper Lee
Erschienen 1962
Produktionsland USA
Regie Robert Mulligan
Cast Gregor Peck
Erhältlich in Deutschland erhältlich auf Amazon
In einer kleinen Stadt im Alabama der Dreißiger Jahre zu Zeiten der großen Depression lebt der Anwalt Atticus Finch mit seinen beiden Kindern „Scout“ und „Jem“. Scout erzählt die Geschichte, die in einem Sommer begann und im darauffolgenden endete. Atticus Finch ist ein toleranter und vorurteilsloser Mann und liebevoller Vater. Er macht in einer Zeit und einem Land, wo Rassismus allgegenwärtig ist, keinen Unterschied zwischen den Menschen. In jenem Sommer wird er als Pflichtverteidiger des bitterarmen schwarzen Farmarbeiters Tom Robinson berufen. Als Niggerfreund beschimpft, belegt er Toms Unschuld. Dieser wird aber von der ausschließlich weißen Jury trotzdem schuldig gesprochen. Atticus, wie ihn seine Kinder nennen, will weiter für ihn kämpfen... Ein einfühlsamer, verstörender Film mit Rückgrat.
In der Hitze der Nacht
Originaltitel In the Heat of the Night, basierend auf dem gleichnamigen Roman von John Ball
Erschienen 1967
Produktionsland USA
Regie Norman Jewison
Cast Sidney Poitier und Rod Steiger
Erhältlich in Deutschland erhältlich auf Amazon
Der Film erzählt die Geschichte des afroamerikanischen Polizeidetektivs Virgil Tibbs aus dem Norden der USA, der einen Mordfall in der Kleinstadt Sparta im vom Rassismus geprägten Süden aufklären soll. Die Zusammenarbeit mit der dortigen Polizei und vor allem mit ihrem weißen Chef, William Gillespie, gestaltet sich nicht gerade einfach. Sowohl Tibbs wie auch Gillespie werden zuerst einmal von ihren Vorurteilen geleitet. Sie nähern sich aber immer mehr einander an, und Gillespie rettet Tibbs vor einem sich gegen ihn formierten Lynch-Mob... Am Ende stehen nicht mehr die Vorurteile zwischen ihnen, sondern Respekt verbindet sie.
Angst essen Seele auf
Erschienen 1974
Produktionsland Deutschland
Regie Rainer Werner Fassbinder
Cast Brigitte Mira und El Hedi Ben Salem
Erhältlich in Deutschland erhältlich auf Amazon
Emmi Kurowski, eine verwitwete Putzfrau, verliebt sich in den 20 Jahre jüngeren Marokkaner Ali und heiratet ihn. Ihre Kinder, Nachbarn und Kollegen missbilligen das vor allem aus fremdenfeindlichen Gründen sehr und lassen das die beiden mit diversen Schikanen immer wieder spüren. Irgendwann akzeptieren sie dann aus reinem Eigennutz das Paar. Die Nachbarschaft ist froh, dass ein starker Mann im Haus wohnt, der helfen kann, und Emmis Kinder brauchen sie als Babysitterin für ihre Kinder. Mit der scheinbaren Akzeptanz der anderen kommt aber die Entfremdung zwischen den beiden. Ali geht wieder in die Kneipe, in der er Emmi kennengelernt hatte, und tröstet sich dort. Emmi will ihn wieder zurückholen... Melodram, das mit kühler Brillanz die Mißachtung von Minderheiten und die Mechanismen sozialer Unterdrückung analysiert... (Lexikon des internationalen Films)
Unbedingt auch anschauen:
Die Farbe Lila
Originaltitel The Color Purple
Erschienen 1985
Produktionsland USA
Der große Diktator
Originaltitel The Great Dictator
Erschienen 1940
Produktionsland USA
Die zwölf Geschworenen
Originaltitel 12 Angry Men
Erschienen 1957
Produktionsland USA
12 Years a Slave
Erschienen 2013
Produktionsland USA
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