Friedrich Hoelderlin Pastell von Franz Karl Hiemer 1792 Copyright DLA MarbachFrankfurter neue Hölderlin-Festwoche 2020 vom 19. bis 25. September

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es war alles vorbereitet, um den Geburtstag  des Dichters Friedrich Hölderlin am 20. März dieses Jahres groß zu feiern, denn es war sein 250ster! ABer zuvor kam Corona und machte alle Pläne zunichte. Warum für Frankfurt, für das Goethehaus Friedrich Hölderlin so wichtig ist?  Mit Frankfurt verband ihn seine Lebensliebe, die Bankiersgattin Susette Gontard, in deren Haus am Großen Hirschgraben er von 1796 bis 1798 als Erzieher ihres Sohnes tätig war, bis die Liebesbeziehung entdeckt wurde und Hölderlin nach Bad Homburg floh.

Aus Anlaß des bundesweit gefeierten Jubiläumsjahrs veranstalten das Freie Deutsche Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum und das Kulturamt der Stadt Frankfurt anstelle der ausgefallenen biennalen Frankfurter Goethe-Festwoche ein Programm zu Ehren Friedrich Hölderlins. Von Samstag, 19., bis Freitag, 25. September, finden Diskussionen, Lesungen, Führungen und ein Liederabend an unterschiedlichen Orten und in Kooperation mit dem Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main statt.

Kulturdezernentin Ina Hartwig unterstreicht die Bedeutung Hölderlins in der deutschsprachigen Literaturgeschichte: „Mit der Festwoche ehren wir einen der größten Dichter deutscher Sprache. Friedrich Hölderlin verbrachte zwei prägende Jahre seines Lebens in Frankfurt. Beflügelt von der Liebe zu seiner Frankfurter Hausherrin Susette Gontard, die er als ‚Heilige‘, seine ‚Muse‘ und ‚Botin des Himmels‘ feierte, fand er für kurze Zeit innere Ruhe und die Erfüllung seiner Berufung zum Dichter. In Frankfurt vollendete er den ersten Band des Briefromans Hyperion und hier entwickelte er eine neue Form der Odendichtung. Ich lade die Bürgerinnen und Bürger herzlich ein, seine Lyrik und Prosa während der Hölderlin-Festwoche neu zu entdecken.“

Prof. Anne Bohnenkamp, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts, ergänzt: „Friedrich Hölderlin gehörte zu den Großen seiner Epoche, sein komplexes Schaffen entzieht sich jeder vereinfachenden Zuschreibung. Besonders die späten Gedichte haben vielfach zur Auseinandersetzung angeregt, auch über die Grenzen der Literatur und Philosophie hinaus.“

Eröffnet wird die Festwoche am Samstag, 19. September, um 15 Uhr vor dem Freien Deutschen Hochstift mit anschließender Wanderung aus Frankfurt nach Bad Homburg auf den Spuren eines eigens für das Jubiläumsjahr entwickelten Audiowalks, der den Titel „Hölderlin Heterotopia“ trägt. Zu den weiteren Höhepunkten der Frankfurter Hölderlin-Festwoche zählen unter anderem die Lesung „Staunend seh ich dich an“ mit Christian Brückner und Tilman Spreckelsen am Sonntag, 20. September, um 17 Uhr im Kulturamt Frankfurt im Freien Deutschen Hochstift, und der Vortrag von Prof. Luigi Reitani, Herausgeber einer zweibändigen kommentierten italienischen Ausgabe der Werke Hölderlins, zu Hölderlin und der Frühromantik am Dienstag, 22. September, um 19 Uhr, Freies Deutsches Hochstift. Unter dem Titel „Hölderlin in Bordeaux“ findet ein Gesprächsabend mit Jean Pierre Lefebvre und Achim Geisenhanslüke mit musikalischer Rahmung durch Martha Jordan und Klaus Dreier (Lieder nach Hölderlin) am Donnerstag, 24. September, um 20 Uhr in der Romanfabrik statt. Mit einem Gespräch zwischen Durs Grünbein und dem Berliner Literaturkritiker Gregor Dotzauer über die Wirkung Hölderlins auf Grünbeins Denken und Schreiben erfährt die Festwoche einen gebührenden Abschluss am Freitag, 25. September, um 19.30 Uhr im Kulturamt Frankfurt in der Evangelischen Akademie, Römerberg 9.

Julia Cloot, Kuratorin des vom Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main initiierten spartenübergreifenden Programms zum Hölderlin-Jubiläum im Rhein-Main-Gebiet, sagt: „Der Fokus von Hölderlin 2020 in der Region liegt auf seiner Bedeutung für die zeitgenössischen Künste. Der Audiowalk ‚Hölderlin Heterotopia‘ setzt den langen Dialog mit dem Dichter fort und zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig sich die gegenwärtige Hölderlinrezeption gestaltet. “
Sonja Vandenrath, Leiterin des Literaturreferates im Kulturamt und Kuratorin der Festwoche, erinnert an die Bedeutung von Hölderlins Frankfurter Jahren: „Friedrich Hölderlin hat ein Werk geschaffen, das an Tiefe und Schönheit seinesgleichen sucht. Wie sehr es mit Frankfurt verbunden ist, wissen nur wenige. Dabei bildeten die Jahre im Haus der Gontards die glücklichste und produktivste Zeit seines Lebens. Das Programm der Frankfurter Hölderlin-Festwoche folgt neben den biografischen auch den Spuren seines Werkes in den Künsten von heute.“

Im Rahmen des bundesweiten Projekts Hölderlin 2020 des Deutschen Literaturarchivs Marbach laden Veranstalter das ganze Jahr über zu Lesungen, Konzerten und Podien ein. Auch zahlreiche Institutionen in Frankfurt, Bad Homburg und im Rhein-Main-Gebiet beteiligen sich unter Federführung des Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main daran. Die Frankfurter Hölderlin-Festwoche wird ausgerichtet von dem Freien Deutschen Hochstift und dem Kulturamt Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit dem Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main. Medienpartner ist hr2-kultur.


Foto:

Friedrich Hölderlin, Pastell von Franz Karl Wiemer, 1792
© DLA Marbach

Info:
Die Plätze für sämtliche Veranstaltungen sind begrenzt, Kartenreservierungen nehmen die jeweiligen Veranstalter entgegen. Mehr Informationen und das Programm der Hölderlin-Festwoche sind unter http://www.literaturstadt-frankfurt.de und unter http://www.hoelderlin2020.de zu finden.