Hauck Bauer Cartoons Copyright Caricatura MuseumVom 2. Oktober 2020 bis zum 7. März 2021 im Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sie sind seriös, anarchistisch und komisch zugleich: Elias Hauck und Dominik Bauer sind das Cartoon-Duo Hauck & Bauer. Die einen bezeichnen sie als die „Geburtshelfer des extrovertierten Humors“ (Deutscher Karikaturenpreis), die anderen als „Lithographen des gezeichneten Humors“ (Main-Echo). Das Caricatura Museum Frankfurt würdigt den groben Strich und feinen Witz der beiden Wunderkinder des zeitgenössischen Cartoons in einer großen Ausstellung vom 2. Oktober 2020 bis 7. März 2021.

Kennengelernt haben sich Elias Hauck und Dominik Bauer im Altgriechisch-Kurs ihrer Schule im unterfränkischen Alzenau. Beide, Jahrgang 1978, machten ihr Abitur am dortigen SpessartGymnasium und schätzten gleich wechselseitig ihren Sinn für Komik. In den Folgejahren probierten sie unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit aus, bis die ersten gemeinsamen Cartoons 2002 in der Berliner Kneipe „Zwiebelfisch“ nach dem bis heute gültigen Prinzip entstanden: Dominik Bauer textet einen Witz, Elias Hauck testet und zeichnet ihn, anschließend werden Details wie Bildaufbau oder Mimik der Figuren gemeinsam besprochen. Kommuniziert wird via E-Mail und am Telefon, denn inzwischen lebt Hauck in Berlin und Bauer in Frankfurt am Main.

In diesem Prozess entstehen minimalistische Cartoons und luftige Strips in Schwarz-Weiß, die meist Alltagsmenschen in Alltagssituationen zeigen. Während der reduzierte Strich die Figuren eher als Typen erscheinen lässt, verleihen mimische Details und lebensnahe Dialoge ihnen Individualität und Charakter. In den knappen Wortwechseln, die von der Sportleidenschaft über die Zwischenmenschlichkeit bis zur Politik eine Vielzahl möglicher Themen behandeln, offenbaren die Protagonisten fast immer irgendetwas, das üblicherweise unausgesprochen bleibt, und geben so pointiert Auskunft über ihre Ambitionen und Selbsttäuschungen.

Damit gelingt es Hauck & Bauer, die deutsche Alltagswirklichkeit an jenen Stätten abzubilden, wo sich ihre Bewohner zu flüchtigen Alltagsbegegnungen treffen: im Wirtshaus, auf der Straße, beim Abendbrot. Bundesweite Bekanntheit erlangten Hauck & Bauer mit ihren (meist aus einer Abfolge von vier Bildern bestehenden) Comicstrips unter dem Titel „Am Rande der Gesellschaft“, die sie seit März 2003 wöchentlich in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung veröffentlichen. Im Satiremagazin TITANIC tragen sie seit Juli 2008 allmonatlich zur Rubrik „Hier lacht der Betrachter“ bei, es folgten Cartoons in zahlreichen anderen Publikationsforen, zum Beispiel im Cicero und auf Spiegel Online. Ihre Fernsehtauglichkeit haben sie schließlich mit Cartoonfilmen in Anke Engelkes TV-Show „Anke hat Zeit“ (WDR) unter Beweis gestellt. 

Zu den Besonderheiten im Werk von Hauck & Bauer zählt die eigentümliche Spannung zwischen roher, skizzenhafter Zeichentechnik und präzise gesetztem Text und Thema, die sich im Regelfall in einer herausragenden Pointe auflöst. Der karge Filzstrich lässt viel Raum für großnasige Figuren und Einfühlungsvermögen der Schauenden. Dabei helfen die subtile Mimik und der minimalistische, deutungsoffene Gestus der Figuren ebenso wie ihre soziale Verortung in einer Welt der Klein- und Vorstädte, in der man den Fortschritt weder umarmt noch ablehnt, sondern ihm abwartend gegenübersteht. Wer sich davon angesprochen fühlt, lacht immer auch ein bisschen über sich selbst. Die Komik im Werk von Hauck & Bauer verdankt sich nicht zuletzt ihrer reduktionistischen Methode: Sie lassen das Unkomische einfach weg.

Hauck & Bauer haben mittlerweile sieben Buchpublikationen vorgelegt und wurden für ihre Werke mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Deutschen Karikaturenpreis zweimal in Silber und zuletzt 2018 mit dem Geflügelten Bleistift für eine besondere Leistung.


Publikationen

 Am Rande der Gesellschaft. Carlsen, Hamburg 2007.
 Hier entsteht für Sie eine neue Sackgasse. Verlag Antje Kunstmann, München 2010.
 Bin ich Jesus? Die Kunst, nicht zu antworten. Dominik Bauer, Elias Hauck, Michael Tetzlaff, Verlag Antje Kunstmann, München 2011.
 Man tut, was man kann: Nix. Verlag Antje Kunstmann, München 2013.
 Ich kann einfach nicht Wein sagen. Verlag Antje Kunstmann, München 2016.
 Ist das noch Entspannung oder schon Langeweile? Verlag Antje Kunstmann, München 2018.
 Cartoons. Verlag Antje Kunstmann, München 2020.

Zur Ausstellung

Die Sonderausstellung zeigt die lustigsten Cartoons und besten Strips von Hauck & Bauer. Dabei führt sie durch das Spektrum der sozialen Schauplätze, in denen sich der unnachahmliche Witz der beiden entfaltet und zeichnet chronologisch die Evolutionsstufen der gemeinsamen Arbeit nach. Präsentiert wird zudem eine Auswahl der Filme, die Hauck & Bauer für Anke Engelkes Sendung „Anke hat Zeit“ entwickelten. Die Schau wird ergänzt durch Skulpturen des Kasseler Bildhauers Sigi Böttcher, der Cartoons von Hauck & Bauer in die dritte Dimension überführt. Ausgestellt werden überdies ein Gemälde von Michael Sowa, das einen Cartoon des Duos adaptiert, sowie etliche andere Objekte und Erinnerungsstücke aus dem Besitz der Künstler.