2020 10 27 Laterna Magica c FDHVortrag von Anja Heuß am am Dienstag, 27. Oktober 2020, 19 Uhr,  im Arkadensaal des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Freie Deutsche Hochstift wurde und wird getragen von einem großen bürgerschaftlichen Engagement. Zu den Förderern des Hauses gehörten von Beginn an auch Bürger jüdischer Herkunft, die Geld für den Ankauf von Kunstwerken stifteten oder sich ehrenamtlich engagierten. Ab 1933 wurden sie in Deutschland wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt, ausgegrenzt oder sogar ermordet; ihre Kunstsammlungen wurden gewaltsam aufgelöst.

Seit 2019 überprüft die Provenienzforscherin Anja Heuß die Herkunft der Gemälde, die in der Zeit des Nationalsozialismus erworben wurden; das Projekt wird gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste. Nach knapp zwei Jahren ist es Zeit, eine Bilanz zu ziehen: Hat das Freie Deutsche Hochstift in der Zeit zwischen 1933 und 1945 „Raubkunst“ erworben? Wie geht die Provenienzforschung vor, auf welcher Grundlage arbeitet sie?

Im Zentrum des Vortrages stehen zwei Gemälde, bei denen ein verfolgungsbedingter Verkauf festgestellt werden konnte. Zum einen handelt es sich dabei um das Porträt des Großherzogs Carl August von SachsenWeimar-Eisenach von Ferdinand Jagemann. Es gehörte ursprünglich dem Weimarer Politiker Gustav Stresemann (1878 – 1929), der sich zeitlebens mit Goethes Werk auseinandergesetzt hatte und in vielen politisch schwierigen Situationen dem Freien Deutschen Hochstift beigestanden hatte. Nach seinem Tod erbte seine Witwe Käte Stresemann das Gemälde. Sie stammte aus einer assimilierten jüdischen Familie und musste deshalb im Sommer 1939 mit ihren beiden Söhnen emigrieren. Kurz vor ihrer Emigration in die Schweiz verkaufte sie das Bild an das Freie Deutsche Hochstift. Bei dem zweiten Gemälde handelt es sich um die Darstellung einer „Laterna magica“ eines anonymen Künstlers. Es gehörte dem Frankfurter Juristen Dr. Arthur Adler-Stiebel (1882 – 1938), der im Zuge des Novemberpogroms 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht wurde. Kurz nach seiner Entlassung starb er an den Folgen der Haft. Seine Mutter Hermine Adler (1857 – 1942) sah sich daraufhin gezwungen, das gemeinsam bewohnte Haus im Westend samt Inneneinrichtung zu veräußern. Beide Gemälde wurden über den Kunsthandel vom Freien Deutschen Hochstift erworben. Im Fall des Porträts des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach wurde inzwischen Kontakt zu den Erben der Familie Stresemann aufgenommen. Beim Gemälde einer Laterna magica konnten noch keine Erben ermittelt werden.

Dr. Anja Heuß hat ihre Dissertation über Kunst- und Kulturgutraub in Frankreich und der Sowjetunion verfasst. Von 2008 – 2019 war sie Provenienzforscherin der Staatsgalerie Stuttgart. Seit Januar 2019 ist sie als Provenienzforscherin im Freien Deutschen Hochstift tätig.

Foto:
© FDH

Info:
Eintritt
4 € / frei für Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts
Anmeldung erforderlich. Begrenzte Teilnehmerzahl.
Telefon + 49 (0)69 138 80-0, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Hygieneplan und Vorsorgemaßnahmen
Die Durchführung der Veranstaltungen erfolgt entsprechend eines umfassenden Hygieneplans, der nach behördlichen Vorgaben entwickelt und umgesetzt wurde. Es gelten die offiziell erlassenen Verordnungen und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, der Bundes- und Landesregierung, des Museumsverbandes und der Behörden der Stadt Frankfurt. Die Vorsorgemaßnahmen für den Infektionsschutz umfassen eine strenge Reduzierung der zugelassenen Besucherzahlen sowie die vermehrte Reinigung von neuralgischen Punkten. Die Saalbestuhlung wurde gemäß den bestehenden Vorgaben eingerichtet. Es gilt die Abstandsregel von mindestens 1,5 Metern, die Nies- und Hust-Etikette ist einzuhalten. Darüber hinaus ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtend. Dieser kann am Platz abgelegt werden. Der Mund-NasenSchutz kann mitgebracht oder an der Kasse zum Selbstkostenpreis erworben werden. Die Besucherinnen und Besucher werden vor Ort auf die Hygienevorschriften hingewiesen. Die Kontaktdaten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Veranstaltungen werden zur Nachverfolgung von Infektionsketten erfasst. Sie werden vier Wochen gesichert aufbewahrt und nur auf Anfrage an das zuständige Gesundheitsamt weitergegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie auf der Webseite hier: https://www.goethehaus-frankfurt.de/datenschutzerklaerung