Praesentation Thoraschrein Foto AMF Dettmer 2Gedenkfeier und neue Präsentation im Archäologischen Museum Frankfurt

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im ganzen Deutschen Reich auf Befehl der NSDAP-Führung jüdische Einrichtungen zerstört. Auch die vier großen Synagogen in Frankfurt wurden in den frühen Morgenstunden des 10. November von den Nationalsozialisten verwüstet und in Brand gesteckt. Was seit Jahrzehnten verloren geglaubt war, wurde in den Jahren 1987 und 1990 zum Teil wiederentdeckt, als bei Grabungen des Museums für Vor- und Frühgeschichte, heute Archäologisches Museum Frankfurt (AMF), in den mit Abbruchschutt verfüllten Kellerräumen der zerstörten Synagoge am Börneplatz unter anderem Fragmente des Thoraschreins zu Tage kamen.

Im AMF werden die Fragmente des Thoraschreins zusammen mit den weiteren Funden der Ausgrabungen wissenschaftlich untersucht. Als Erstes sind die Reste des Thoraschreins für die Öffentlichkeit zu sehen. Bei der Präsentation wurde ganz bewusst davon abgesehen, die Fragmente im Sinne einer versuchten Rekonstruktion in der Ausstellung sortiert anzuordnen, da der Akt der Zerstörung nicht rückgängig zu machen oder gar zu „heilen“ ist.


AMFAnlässlich der Gedenkstunde am Dienstag, 10. November, im Archäologischen Museum sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig: „Die Untersuchung des Thoraschreins verspricht nicht nur archäologische und historische Erkenntnisse über die Synagoge am Börneplatz, sondern ist auch als kritische Revision einer städtischen Sammlung zu verstehen. Das Archäologische Museum steht damit stellvertretend für die Frankfurter Museumslandschaft, die derzeit im Rahmen der Provenienzforschung ihre Bestände überprüft. Ich bin mir daher sicher, dass der heute eröffneten Präsentation weitere folgen werden und das Archäologische Museum in enger Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde in den nächsten Jahren ein wichtiger Impulsgeber der Frankfurter Erinnerungskultur sein wird.“

Die Gedenkfeier konnte nur in sehr kleinem Rahmen stattfinden. Auf der Homepage des AMF sind die Reden unter https://archaeologisches-museum-frankfurt.de/de/ abrufbar.
Die Präsentation wird nach Wiedereröffnung der Museen voraussichtlich von Dezember bis 18. April 2021 im Querschiff der Karmeliterkirche zu sehen sein.

Fotos:
Präsentation des Thoraschreins
©AMF, Dettmer

Info:
Zur Ausstellung erscheint in der Publikationsreihe des Museums eine illustrierte Begleitbroschüre: Wolfgang David/Thomas Flügen, Der Thoraschrein der Synagoge am Börneplatz. Archäologisches Museum Frankfurt – Publikationen 1. Frankfurt am Main 2020. ISBN 978-3-88270-510-2