Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ihre Gedichte, Prosa- und Dramentexte wurden nicht nur in romantischen Zirkeln zur Kontroverse: Bewunderung und Verachtung, Lobpreis und Unverständnis waren die Reaktionen auf Karoline Günderrodes Werk, das bis heute polarisiert. Schlimmer ist, daß sie für viele gar nicht mehr bekannt ist. Es ist also eine gute Idee mit und in ihrem Namen eine Veranstaltung durchzuführen, die mehr sein muß als die Erinnerung an eine an der Liebe Verzweifelnde. Sie hatte lange hier in Frankfurt gelebt und konnte sich mit der den Frauen zugewiesenen Rolle nicht einverstanden erklären. Sie wollte auch kreativ sein dürfen und die gleichen Rechte haben wie Männer.
Darum darf mit ihrem Namen nicht nur ihr Selbstmord verbunden sein, den sie im Alter von 26 verübte, als sie sich mit einem Dolch am Rheinufer bei Winkel erstach. Sie hatte ein Liebesverhältnis mit dem verheirateten Friedrich Creuzer, das dieser seiner Frau wegen löste, was Karoline Günderrode nicht verwand. Dies ist deshalb tragisch, weil sie sich ja als Frau nicht als von Männern abhängig verstand und dann doch in die Falle fiel, die ausgerechnet die Romantik vertieft hatte: daß die Liebe das Wichtigste auf der Welt sei. Ob Bettine und Clemens von Brentano, Achim von Arnim oder Johann Wolfgang von Goethe, sie alle hielten viel von ihrer Dichtung und von ihr. Deshalb war die Zuschreibung ihrer Zeit, die von ihr als „Sappho der Romantik“ sprachen, zwar ehrenwert, konnten jedoch nicht verhindern, daß ihre Schriften heute meist nur antiquarisch zu erwerben sind. Im gängigen Buchhandel ist sie kaum vertreten.
Die Literaturwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Frederike Middelhoff und PD Dr. Martina Wernli nehmen dies zum Anlass, Karoline von Günderrodes Werk in einem zweitägigen Workshop wieder zu lesen und neu zu reflektieren:
Noch Zukunft haben. Das Werk Karoline von Günderrodes (1780-1806)
neu gelesen
am 14. und 15. Januar 2021
Online-Veranstaltung (Beginn jeweils 9.30 Uhr).
In der Veranstaltung geht es unter anderem um Elemente des Romantischen in Günderrodes Werk, das Schreiben unter Pseudonym, über Theorien des Fragments, die Deutung ihrer mythologisch orientierten Texte und ihre Orient-Faszination. Die teilnehmenden Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftler sind außer an der Goethe-Universität an den Universitäten Hamburg, Frankfurt an der Oder, Oxford, Hyderabad und Halle-Wittenberg tätig.
Die Günderrode-Veranstaltung bildet den Auftakt zu einer Reihe von Autorinnen-Workshops, die unter dem Namen Kalathiskos. Die Autorinnen der Romantik zwei Mal jährlich an der Goethe-Universität Frankfurt stattfinden sollen. Mit ihrem Titel nimmt die Workshop-Serie den antiken Korb – kalathiskos – als Sammelbehälter in seiner wörtlichen und sinnbildlichen Bedeutung auf und erinnert gleichzeitig an Sophie Mereau gleichnamiges Zeitschriftenprojekt von 1801 und 1802. Die Reihe wird ebenfalls von Frederike Middelhoff und Martina Wernli konzipiert und organisiert.
Für September 2021 ist anlässlich des 250. Geburtstags von Rahel Levin Varnhagen der zweite Workshop vorgesehen. Weitere Veranstaltungen zu Autorinnen wie Veit/Schlegel, Caroline Schlegel/Schelling, Bettine von Arnim, Helmine von Chézy und Sophie Tieck-Knorring sind in Planung.
Foto:
©Stadtarchiv Karlsruhe 8/PB III 1894.
Info:
Anmeldung und Zoom-Link per Mail:
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Weitere Informationen zum Programm:
http://www.uni-frankfurt.de/Middelhoff