Schloss Mannheim öffnet neue Dauerausstellung
Sabine Zoller
Mannheim (Weltexpresso) - Ab sofort hat die berühmte Hofmusik aus der Zeit von Kurfürst Carl Theodor einen besonderen Platz im Schloss: Mit der Öffnung der dauerhaften Ausstellung „Hofmusik“, wurde im „Trabantensaal“, dem ehemaligen ersten Vorzimmer des Kurfürstlichen Appartements in der Beletage, wird nicht nur die Musik von den Meistern der Hofmusik und berühmten Besuchern, wie Wolfgang Amadeus Mozart und seine der Kurfürstin gewidmeten Sonaten für Hammerklavier und Violine, erklingen. Neben den kurfürstlichen Förderern werden herausragende Musiker und Charakteristika der kurpfälzischen Hofmusik vorgestellt. „Die Geschichte der Hofmusik in Mannheim ist ein außerordentlicher Schatz. Mit der Präsentation in einem eigenen Raum bieten wir unseren Gästen ein ganz besonderes Erlebnis dieses bedeutenden Aspekts der Schlossgeschichte“, sagte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten.
Mannheimer Schule
„Preussische Tactik und Mannheimer Musik setzen die Teutschen über alle Völker hinweg“, rühmte Lord Fordyce Ende des 18. Jahrhunderts. In der Tat gab Mannheim damals musikalisch den Ton an. Unter der Herrschaft von Kurfürst Carl Theodor spielte eine der größten, besten und zugleich innovativsten Hofkapellen Europas in der Kurpfalz. Musikliebhaber aus ganz Europa kamen damals nach Mannheim, um die Aufführungen des Hoforchesters mitzuerleben. Das Ausbildungssystem „Mannheimer Schule“ setzte neue Maßstäbe. Da dieses bedeutende Thema der Kurpfälzer Geschichte bislang in keiner Dauerpräsentation erlebbar ist, konzipierten die Staatlichen Schlösser und Gärten im Trabantensaal des Mannheimer Schlosses eine Dauerausstellung. Neben neun kostbaren originalen Streichinstrumenten der Hofkapelle werden Gemälde, Grafiken und ein Bühnenbildmodell der Hofoper zu sehen sein. Audiostationen und Filme erschließen eindrucksvoll die musikalische Glanzzeit – am Originalschauplatz ihres Wirkens.
Eindrucksvolle Ausbildung
Die Bedeutung der Mannheimer Schule lag in einem herausragenden Ausbildungssystem, einer außergewöhnlichen fürstlichen Unterstützung und zahlreichen Innovationen. Vieles des „Mannheimer Systems“ war äußerst modern: Teamgeist und Teamarbeit, Begabtenförderung durch Stipendien, faire Sozialleistungen, leistungsorientiertes Gehalt oder Gratifikationen bei Bedürftigkeit sowie musikalische Innovationen. Grundsteine der modernen Oper wurden in Mannheim gelegt, ebenso wie die Einführung eines einheitlichen Bogenstrichs im Orchester - heute eine Selbstverständlichkeit - ein neues Klangbild ergab. „Unsere Medienstationen machen zusammen mit den Exponaten wie den Instrumenten, Gemälden und Grafiken die Mannheimer Spielkultur hör- und sehbar“, erklärt Dr. Uta Coburger, die für Schloss Mannheim zuständige Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten und Kuratorin der Ausstellung. Wissenschaftliche Beratung erhielt sie beim Erstellen des Konzeptes und der Musikauswahl durch Dr. Bärbel Pelker, die von 1990 bis 2015 zur kurpfälzischen Hofmusik an der „Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften geforscht hatte.
Mäzenatentum
Die Anfänge der berühmten Hofmusik liegen in den Düsseldorfer und Innsbrucker Kapellen des Kurfürsten Carl Philipp, doch das Fundament für die Mannheimer Schule legte die „Mediceische Stiftung“ seiner Schwägerin, der Kurfürstin Anna Maria Luisa de‘ Medici, im Jahr 1743. Dank jährlicher Zuwendungen konnte die Hofmusik aufgebaut werden. Carl Philipps Nachfolger, der sehr gut Flöte und Cello spielende Kurfürst Carl Theodor, förderte zunehmend deutschsprachige Werke, während Kurfürstin Elisabeth Auguste für Theater- und Opernaufführungen verantwortlich war. Die hohe Wertschätzung der Musik durch das Kurfürstenpaar, das einzigartige Fördersystem und die soliden Arbeitsbedingungen zogen Musiker aus ganz Europa nach Mannheim, die ihre Musikeinflüsse mitbrachten. Umgekehrt absolvierten Mannheimer Musiker bejubelte Konzertreisen nach Paris oder London oder wurden, wie Franziska Danzi-Lebrun, als Primadonna für die Eröffnung der Mailänder Scala gebucht.
Hofoper Mannheim
Auch die Mannheimer Hofoper, die sich unter der Regentschaft Carl Theodors zu einem Opernzentrum von europäischem Rang entwickelte, wird vorgestellt: Ein Bühnenbildmodell, der Entwurf des Bühnenvorhangs und ein Blätterbuch lassen die Hofoper wiedererstehen. Weitere Schwerpunkte der Ausstellung sind das Ausbildungsmodell „Mannheimer Schule“, die Orchestererzieher, die Kapellmeister, einzelne Virtuosen, etwa der Flötist Johann Baptist Wendling, sowie das Thema Mozart und Mannheim. Mozart erhielt zwar keine Anstellung in Mannheim, aber seine dort geknüpften freundschaftlichen Kontakte bewährten sich dennoch: Mit Hilfe des Kapellmeisters Christian Cannabich und des Tenors Anton Raaff erhielt er den ehrenvollen kurfürstlichen Auftrag, die Oper Idomeneo für München komponieren zu dürfen, die 1781 im dortigen Residenztheater uraufgeführt wurde.
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Info:
Nach der aktuellen Corona-Verordnung des Landes ist Schloss Mannheim noch bis einschließlich Mittwoch, den 17. März 2021 geschlossen. Aktuelle Informationen bezüglich der Öffnungszeiten für Schloss Mannheim unter: www.schloss-mannheim.de.