Klaus Jürgen Schmidt
Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Er starb am 27. April 1991 in Athen; er starb an Herzschmerz, der ihm am Ort seines Wirkens, in Bremen, verursacht worden sein mochte. Ein Jahr vor seinem Tod, im März 1990, machte Bremens Bürgermeister Henning Scherf bei meiner Frau und mir in Zimbabwes Haupstadt Harare Zwischenstation. Ich arbeitete damals dort mit afrikanischen Kolleginnen und Kollegen als deren medialer Brückenbauer. Scherf war eingeladen, die Hansestadt bei der Feier zur Erreichung der Unabhängigkeit Namibias zu vertreten. Aber in seiner Begleitung fehlte der Mann, der vom Bremer Übersee-Museum aus schon länger daran mitgewirkt hatte, dass afrikanische Gesellschaften ihr – auch von Bremer Kaufleuten gestohlenes – Kulturgut zurückerhalten sollten.
Seit 1975 war Dr. Herbert Ganslmayr Direktor des Übersee-Museums in Bremen. Schon 1979 hatte er darauf aufmerksam gemacht, dass Museen des Nordens noch immer Geschäfte mit der Kultur des Südens machten. Im Juni jenes Jahres hatte das New Yorker Metropolitan Museum bei Sotheby's in London 240.000 Pfund für einen hölzernen Hocker bezahlt, es handelte sich um eine Luba-Schnitzerei aus dem heutigen Zaire.
Jetzt nahm mich in Harare jener Henning Scherf beiseite, der zusammen mit seiner Frau in der ersten Besucher-Reihe des Übersee-Museums gesessen hatte, als von dort im Mai 1981 die erste Folge meiner zweistündigen Live-Sendung „MATINEE IN ÜBERSEE“ ausgestrahlt worden war.
Henning Scherf wusste um die freundschaftliche Beziehung, die sich zwischen Herbert und mir entwickelt hatte. Und nun erfuhr ich, weshalb er bei mir in Harare einen Zwischenstopp eingelegt hatte, er brauchte einen Rat: „Das Gold aus dem Kreml – Geschichte der russischen Goldschmiedekunst“ – so war eine Ausstellung des Übersee-Museums von Juni bis August 1989 betitelt worden. Und, so erfuhr ich nun, dem Museumsdirektor werde jetzt vorgeworfen, bei der Finanzierung dieser Ausstellung geschummelt zu haben.
Ich erinnerte meinen Besucher an Folgendes: 1984 habe Ganslmayr zusammen mit meinem ehemaligen Chefredakteur bei Radio Bremen, Gert von Paczensky, die internationale Museums-Szene mit einem Buch aufgeschreckt: „NOFRETETE WILL NACH HAUSE“ (C. Bertelsmann, ISBN-978-3570035870).
Schon 1976 hätte ich Herberts überaus korrekten Umgang mit kulturellen und finanziellen Werten kennengelernt: Für seine erste Ausstellung als Direktor des Übersee-Museums sei er nach Borneo gereist. Dort, am Baram-River, hätten wir uns im Langhaus eines noch in seiner Ursprünglichkeit lebenden kleinen Volkes getroffen. Damals sei ich, zusammen mit meiner Familie und einem Fotografen, auf einer fast einjährigen Reportage-Reise in Südostasien unterwegs gewesen. Und ich hätte miterlebt, wie Herbert für seine Ausstellung gegen eine faire Leihgebühr und für eine begrenzte Zeit Gebrauchs- und Kunstgegenstände nach Bremen schaffen durfte.
1980 half er meinem Freund Michael Geyer und mir, das originale Bambusfloss von Rückkehrern aus den „Killing Fields“ Kambodschas vom Mekong zur Ausstellung „EIN FLOSS FÜR EUROPA“ an die Weser zu schaffen. Im Februar 1983 konnten Herbert und ich die gemeinsam vorbereitete Ausstellung „ÖKOLOGISCHE FOLGEN EINES KIREGES – ZUM BEISPIEL VIETNAM“ eröffnen. Das Museum folgte damit Herberts neuem Konzept, „ nicht nur ein Ort der Entspannung“ zu sein, „sondern auch seinen Teil zur Verdeutlichung der Probleme unserer Zeit“ beizutragen. Nichts, was Bremer „Pfeffersäcken“ gefallen mochte.
Ich konnte Herbert von Harare aus nicht mehr erreichen. Er starb in Athen ein Jahr später während einer Konferenz der UNESCO, die sich mit der Rückgabe von geraubtem Kulturgut an die Herkunftsländer beschäftigte.
Es hat weitere 30 Jahre gedauert, bis die Ideen des Dr. Herbert Ganslmayr international Beachtung fanden. In Bremen blieb sein Name dafür bisher weitgehend ausgeklammert.
Schon 1976 hätte ich Herberts überaus korrekten Umgang mit kulturellen und finanziellen Werten kennengelernt: Für seine erste Ausstellung als Direktor des Übersee-Museums sei er nach Borneo gereist. Dort, am Baram-River, hätten wir uns im Langhaus eines noch in seiner Ursprünglichkeit lebenden kleinen Volkes getroffen. Damals sei ich, zusammen mit meiner Familie und einem Fotografen, auf einer fast einjährigen Reportage-Reise in Südostasien unterwegs gewesen. Und ich hätte miterlebt, wie Herbert für seine Ausstellung gegen eine faire Leihgebühr und für eine begrenzte Zeit Gebrauchs- und Kunstgegenstände nach Bremen schaffen durfte.
1980 half er meinem Freund Michael Geyer und mir, das originale Bambusfloss von Rückkehrern aus den „Killing Fields“ Kambodschas vom Mekong zur Ausstellung „EIN FLOSS FÜR EUROPA“ an die Weser zu schaffen. Im Februar 1983 konnten Herbert und ich die gemeinsam vorbereitete Ausstellung „ÖKOLOGISCHE FOLGEN EINES KIREGES – ZUM BEISPIEL VIETNAM“ eröffnen. Das Museum folgte damit Herberts neuem Konzept, „ nicht nur ein Ort der Entspannung“ zu sein, „sondern auch seinen Teil zur Verdeutlichung der Probleme unserer Zeit“ beizutragen. Nichts, was Bremer „Pfeffersäcken“ gefallen mochte.
Ich konnte Herbert von Harare aus nicht mehr erreichen. Er starb in Athen ein Jahr später während einer Konferenz der UNESCO, die sich mit der Rückgabe von geraubtem Kulturgut an die Herkunftsländer beschäftigte.
Es hat weitere 30 Jahre gedauert, bis die Ideen des Dr. Herbert Ganslmayr international Beachtung fanden. In Bremen blieb sein Name dafür bisher weitgehend ausgeklammert.
Foto:
© KJS / Radio Bremen
Info:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Ganslmayr
https://taz.de/!1780996/
"taz", 10.02.1990
Direktor des Übersee-Museums: „Habe nie in die eigene Tasche gewirtschaftet“
https://taz.de/Rueckgabe-von-geraubter-Kunst/!5591215/
"taz", 12.05.2019
„Dieser Kollege ist wirklich ein Brechmittel“, so machte der Leiter des Staatlichen Museums für Völkerkunde in München, Andreas Lommel, seinem Ärger über den Bremer „Querulanten“ Luft.
http://www.radiobridge.net/matinee.html
http://www.radiobridge.net/KJS%20Stories.html
© KJS / Radio Bremen
Info:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Ganslmayr
https://taz.de/!1780996/
"taz", 10.02.1990
Direktor des Übersee-Museums: „Habe nie in die eigene Tasche gewirtschaftet“
https://taz.de/Rueckgabe-von-geraubter-Kunst/!5591215/
"taz", 12.05.2019
„Dieser Kollege ist wirklich ein Brechmittel“, so machte der Leiter des Staatlichen Museums für Völkerkunde in München, Andreas Lommel, seinem Ärger über den Bremer „Querulanten“ Luft.
http://www.radiobridge.net/matinee.html
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