Das Lederhemd der Frankfurter Sammlung Copyright Wolfgang GuenzelWeltkulturen Museum Frankfurt gibt Lederhemd der Lakota an Chief Duane Hollow Horn Bear in Rosebud, South Dakota, USA zurück

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Mittelpunkt der Debatte um die Dekolonialisierung von Museen stehen die Forderungen nach Restitution von Sammlungsobjekten. Das Weltkulturen Museum stellt sich dieser Herausforderung und kommt nun der Bitte um Rückführung in einem ganz speziellen Fall nach: Am 12. Juni wurde das historische Lederhemd des bekannten politischen Führers der Teton Lakota, Chief Daniel Hollow Horn Bear (†1913 in Washington, D.C.), dem Urenkel und Nachfolger Chief Duane Hollow Horn Bear in Rosebud, South Dakota, USA übergeben.

Das Weltkulturen Museum erwarb das Hemd im Jahr 1908 im Tausch mit dem American Museum of Natural History (AMNH) in New York. Das AMNH hatte es im Jahr 1906 als Teil einer großen Sammlung des New Yorker Millionärs, Sozialisten und Philantropen James Graham Phelps Stokes (1872 – 1960) erhalten. Unter welchen Umständen das Hemd zuvor aus dem persönlichen Besitz des Chiefs in die Sammlung Phelps gelangte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. 113 Jahre befand sich das Hemd dann im Besitz des Weltkulturen Museums und war 30 Jahre als Dauerleihgabe im Deutschen Ledermuseum Offenbach zu sehen.

Bei einem Besuch im Weltkulturen Museum 2019 besichtigte Chief Duane Hollow Horn Bear das Hemd und äußerte die Bitte um Rückführung. Er präsentierte eine historische Porträt-Aufnahme des Fotografen John Alvin Anderson aus dem Jahre 1900, die Chief Daniel Hollow Horn Bear (Mato He Oklogeca) im betreffenden Hemd zeigt. Als erfahrener politischer Führer setze er sich in Washington, D.C. für die Indigenen Gemeinschaften in den damaligen Reservationen ein. Er und seine gesamte indigene Community mussten die damals vorherrschenden repressiv-kolonialzeitlichen Verhältnisse erleiden.

Das Objekt stellt für die indigene Gemeinschaft der Teton Lakota ein kulturell spezifisches, identitätsstiftendes Objekt von religiöser Bedeutung dar. Es trägt spezielle Muster aus bunten Glasperlen und Menschenhaar, die zweifellos der Familie Hollow Horn Bear zuzuordnen sind und den persönlichen Besitz vor 1906 belegen. Auch wenn keine Unrechtmäßigkeit des Objekterwerbs nachgewiesen werden konnte, entschieden sich das Weltkulturen Museum und Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, aus moralisch-ethischen Erwägungen für eine Repatriierung. Die Rückkehr des Hemdes ist für Chief Duane Hollow Horn Bear und seine Familie wie die Rückkehr des Urgroßvaters selbst.

Durch die großzügige Unterstützung des Weltkulturen Freundeskreises wurde die Transportfinanzierung ermöglicht. Die Rückgabe wurde vom US-Generalkonsulat in Frankfurt, vom nationalen NAGPRA-Programm (Native American Graves Protection and Repatriation Act) des Innenministeriums der USA und vom Smithsonian National Museum of the American Indian in Washington, D.C. begleitet.

Foto:
Das Lederhemd der Frankfurter Sammlung 
© Wolfgang Guenzel

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Quelle: Stadt Frankfurt