Mozart in poetisch-musikalischem Gewand

Wiesbaden (Weltexpresso) - Am Sonntagabend wurde erneut eine außergewöhnliche Inszenierung im Rahmen des Rheingau Musikfestivals gezeigt. Es beginnt damit, dass Corinna Harfouch in Manier der ‚Comedia del Arte‘ unbeholfen auf die Bühne gestolpert kommt und dort - in musikalischer Begleitung gejagt von Auszügen der Ouvertüre zu „Die Hochzeit des Figaro“ - umständlich bemüht ist, einen Paravent aufzustellen. Hinter diesem wird sie sich alsdann gewollt ungeschickt tollpatschig umkleiden, um schlussendlich in schwarzer Kniebundhose als „Junger Mozart“ verkleidet Bühnenpräsenz anzunehmen.

Dies tut sie dann wahrhaft vorbildlich! Als auf der Bühne wiederauferstandener Mozart zitiert sie z.B. aus dessen Briefen, die dieser einst an seinen stets als übermächtig empfundenen Vater schrieb und sich bitterlich über den Erzbischof beschwerte. Hierbei wechseln sich noch Rezitation und Klavierbegleitung ab. Künstlerische Höchstleistung zeigt sich späterhin dann, als Textvortrag und musikalische Darbietung miteinander verschmelzen. Hierbei passt sie sich dann im Sprachduktus vollkommen an die wunderbare Klaviermusik der Ausnahmepianistin Hideyo Harada an.

Um die Szenen aus Don Giovanni zu verdeutlichen, müssen zwei Handpuppen zu Hilfe genommen werden. Blitzschnell und gekonnt werden die Rollen wechselt.

Als sie späterhin einmal aus dieser minutiös an die Klavierbegleitung angepasste sprachliche Rhythmisierung herausfällt, spürt sie das sofort und unterbricht souverän. Sie entschuldigt sich und bittet Hadeyo Harada noch einmal erneut anzusetzen. Dies geschieht in Sekundenschnelle und zeugt von einer Sprach- und Schauspielkunst in allerhöchster Professionalität!

Bravo! Vollkommene Virtuosität in Sprache als auch Musik.

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©: Ansgar Klostermann, RMF