Redaktion tachles
In jüngster Zeit erfasst auch die Archäologie die Ergebnisse des Feminismus. Denn warum sollen in dieser ehrwürdigen Wissenschaft über Jahrhunderte nicht ebenso viele Fehler aufgrund männlicher Perspektiven gemacht worden sein wie in vielen anderen Feldern? Wissenschaftlerinnen wie Rona Avissar Lewis, Ruth Schuster oder Rachel Hallote haben in ihren Publikationen darauf aufmerksam gemacht, dass die Betrachtung und Einordnung nackter weiblicher Figuren aus der Antike, die man auf Zypern, in Israel und anderen nahöstlichen Ländern gefunden hat, rein gar nichts mit dem Thema «Fruchtbarkeit» zu tun haben müssen, wie das nun über 50 Jahren lang gedeutet wurde.
Der nackte weibliche Körper werde in vielerlei Form dargestellt, ja, es gäbe natürlich auch Figuren, die eindeutig auf Schwangerschaft oder Sexualität hinweisen oder gar deutlich zeigen, doch nicht alle nackten Frauenkörper haben etwas mit dem Thema «Gebärfähigkeit» zu tun, und daher würden sie überhaupt nichts über die Geburtenrate in den verschiedenen Gegenden in der Antike aussagen, wie man dies bislang geglaubt hatte.
Die Wissenschaftlerinnen verweisen darauf, dass auch die Darstellung des nackten männlichen Körpers unterschiedlich gedeutet werden kann. In einem Fall sei dies schlicht ein Stück Realität, so etwa in Ägyptens Kunst, wo nackte Männer ihre Arbeit verrichteten, in anderen Fällen werden sie als göttlich dargestellt mit makellosem Körper.
Ebenso müsste man nun also die nackte weibliche Figur neu deuten. Was inzwischen geschieht und einen völlig neuen Blick auf die Kulturentwicklung gibt. Wo geht es um Fruchtbarkeit, wo wird die Frau als Göttin gezeigt, wo hat sie nochmals ganz andere Attribute? Und kann es sein, dass die Frau in der antiken Gesellschaft vielleicht sogar mit mehr Hochachtung und einer völlig anderen gesellschaftlichen Position betrachtet wurde als wir uns das gemeinhin vorstellen?
Möglicherweise wird also die feministische Archäologie unser Weltbild, das in Filmen wie «Ben Hur» und anderen hollywoodesk festgezimmert wurde, komplett umstossen.
Foto:
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 23. Juli 2021
Die Wissenschaftlerinnen verweisen darauf, dass auch die Darstellung des nackten männlichen Körpers unterschiedlich gedeutet werden kann. In einem Fall sei dies schlicht ein Stück Realität, so etwa in Ägyptens Kunst, wo nackte Männer ihre Arbeit verrichteten, in anderen Fällen werden sie als göttlich dargestellt mit makellosem Körper.
Ebenso müsste man nun also die nackte weibliche Figur neu deuten. Was inzwischen geschieht und einen völlig neuen Blick auf die Kulturentwicklung gibt. Wo geht es um Fruchtbarkeit, wo wird die Frau als Göttin gezeigt, wo hat sie nochmals ganz andere Attribute? Und kann es sein, dass die Frau in der antiken Gesellschaft vielleicht sogar mit mehr Hochachtung und einer völlig anderen gesellschaftlichen Position betrachtet wurde als wir uns das gemeinhin vorstellen?
Möglicherweise wird also die feministische Archäologie unser Weltbild, das in Filmen wie «Ben Hur» und anderen hollywoodesk festgezimmert wurde, komplett umstossen.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 23. Juli 2021