tirol.orf.atStadt Frankfurt trauert um den früheren Direktor des Kunstvereins

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zum Tod von Peter Weiermair drückt die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Ina Hartwig, seiner Familie ihre tief empfundene Anteilnahme aus: „Peter Weiermair bleibt für immer mit Frankfurt verbunden, denn er hat die Stadt um eine wichtige Facette bereichert: Seine Ausstellungen strahlten bundesweit aus. Während seiner Tätigkeit als Leiter des Frankfurter Kunstvereins verlieh er der künstlerischen Fotografie einen besonderen Stellenwert in der Gegenwartskunst und machte den Frankfurter Kunstverein zum zentralen Treffpunkt für Kunst in Frankfurt und darüber hinaus.“

Peter Weiermair war in seiner Frankfurter Zeit derjenige, der schon den Glanz nach Frankfurt brachten, als hier noch nicht allzuviel los war. Wie sehr er ein Gespür für das Kommende hatte, konnte man immer besser im Nachhinein feststellen. Dann nämlich, wenn man merkte, daß Namen, die man durch seine Ausstellungen kannte, erst Jahre später national und international bekannt wurden. Wir Frankfurter verdanken ihm viel!

Weiermair wurde am 22. April 1944 in Steinhörnig in Oberbayern geboren und wuchs in Innsbruck auf. Er studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Innsbruck und Wien. 1966 gründete er den Verlag „allerheiligenpresse“ und 1968 das „Forum für aktuelle Kunst“ in Innsbruck, das er bis 1979 leitete. Zudem arbeitete Weiermair von 1969 bis 1979 in Innsbruck als Kurator an der Tiroler Landesgalerie Galerie im Taxispalais.

Ab 1980 leitete er den Frankfurter Kunstverein. Über 200 Ausstellungen mit Werken etwa von John Coplans, Robert Mapplethorpe, Hiroshi Sugimoto, Lewis Baltz, Mario Cravo Neto, Michel Francois, Peter Peryer, Ann Mandelbaum und Tracey Moffatt wurden in dieser Zeit von ihm im Frankfurter Kunstverein gezeigt, darunter Erstpräsentationen in Deutschland. Weiermair beschäftigte sich schon sehr früh mit der Fotografie als eigenständiger Kunstform und stärkte ihre Bedeutung als festen Bestandteil der zeitgenössischen Kunst.

Während seiner Frankfurter Zeit war er zudem als Professor für zeitgenössische Kunst und Kunstvermittlung an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach tätig. 1997 erfolgte die Bestellung zum Direktor des Salzburger Rupertinums in Nachfolge von Museumsgründer Otto Breicha. 2001 wechselte er als Direktor in die Galleria d’Arte Moderna in Bologna, die er bis 2007 leitete. Nach seiner Zeit in Bologna lebte Weiermair wieder in Innsbruck und arbeitete als freier Kurator vornehmlich in Österreich. So kuratierte er etwa beim Europäischen Forum Alpbach und 2009 für die Kunsthalle Wien die Themenausstellung „Das Porträt. Fotografie als Bühne“. 2014 war im Arnulf Rainer Museum in Baden die von Weiermair kuratierte Ausstellung „Rainer und die Alte Kunst“ zu sehen. Er veröffentlichte zahllose Publikationen zur Körperfotografie des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit Anthologien wie „Männer sehen Männer“ (1986) und „Frauen sehen Männer“ (1995) legte er früh den Grundstein für die Auseinandersetzung mit Körperbildern. Peter Weiermair wurde 77 Jahre alt.

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