WM.Wolfgang.Mielke
Hamburg (Weltexpresso) - In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1930 stirbt Maria Orska im Allgemeinen Jüdischen Krankenhaus von Wien. - Am 19. Mai findet die Beisetzung auf dem Hietzinger Friedhof statt. Ihr Grab ist nicht erhalten. Ihr Name wird auch nicht unter den dort Beerdigten aufgeführt. - 4 Monate nach ihrem Tod, am 17.9.1930, wird das gesamte Mobiliar ihrer Wohnung versteigert und damit in alle Welt verstreut.
Die Orska gerät in Vergessenheit. - Kortners Memoiren erscheinen 1959. Da sie darin jedoch nur als kurzzeitig erotische, verführerische, sozusagen flackernder Flamme genannt wird, scheint es nicht zu verlohnen, ihrer Spur nachzugehen. -
Im Theater-Lexikon des Henschel-Verlages von 1977/1978, also genau des Verlages, der jetzt das Buch über sie herausgebracht hat, ist sie nicht erwähnt. -
Auch in Henning Rischbieters Theater-Lexikon von 1983 gibt es keinen Eintrag über sie, obleich Rischbieter (1927 – 2013) ein intensiver und persönlicher Kortner-Kenner war. (Auch er hat über das Zustandekommen von Kortners Künstlernamen nichts überliefert.) -
Erstmals 1993 wird die Orska wieder erwähnt in dem im Rowohlt-Verlag von Jutta Dick (*1953) und Marina Sassenberg (*1958) herausgegebenen "Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. / Lexikon zu Leben und Werk". -
Sie wird dann auch durch einen Eintrag gewürdigt in Kay Wenigers (*1956) "Das große Personenlexikon des Films" (2001). -
2005 erschien ihre Biographie im CineGraph-Lexikon zum deutschsprachigen Film, verfasst von Frank Noack. -
Im Oktober 2007 wird der Wikipedia-Artikel über sie veröffentlicht.
2021 ist nun dieses Buch über 'die Orska' im Henschel-Verlag erschienen; - dem im Anhang noch eine Übersichts-Liste gut getan hätte, wann sie in welchem Theater engagiert war und welche Rollen sie wann, und, soweit nachverfolgbar, wie oft und eventuell auch auf Tournee gespielt hat. - Das kann ja aber in der zweiten Auflage nachgereicht werden.
Die Daten belegen, dass 'die Orska', - was für einen Künstler nichts Ungewöhnliches ist -, zeitweilig vergessen war – und so kann man dem Henschel-Verlag nur danken, diese kulturhistorische Lücke geschlossen zu haben.
Foto:
Das Bild zeigt die ehemalige Synagoge auf dem Gelände des Allgemeinen Krankenhauses, Wien, um 1903
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Info:
Ursula Overhage, "Sie spielte wie im Rausch" / Die Schauspielerin Maria Orska, Henschel-Verlag, 2021
Fritz Kortner, Aller Tage Abend, Kindler Verlag GmbH, München, 1959 (ist seitdem in mehreren Taschenbuchausgaben erschienen)
Ursula Overhage, "Sie spielte wie im Rausch" / Die Schauspielerin Maria Orska, Henschel-Verlag, 2021
Fritz Kortner, Aller Tage Abend, Kindler Verlag GmbH, München, 1959 (ist seitdem in mehreren Taschenbuchausgaben erschienen)