Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Rahmen des Festjahrs „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ haben sich Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte an zahlreichen UNESCO-Projektschulen intensiv mit den Spuren jüdischen Lebens in der Vergangenheit und der jüdischen Gegenwart beschäftigt. Ausgangspunkt war eine Box mit Bilderkarten, die das Jüdische Museum Frankfurt gemeinsam mit der Deutschen UNESCO-Kommission entworfen hat. Mithilfe der Bilderkarten zur Gegenwart und Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland haben die Schülerinnen und Schüler unter anderem Fotoprojekte und Stadtführungen entwickelt und Gespräche mit jüdischen Jugendlichen geführt.
Zwölf der dabei entstandenen Projekte wurden am Donnerstag, 2. Juni, im Jüdischen Museum vorgestellt.
„Schule und Bildungspolitik sind gefordert, die Vielfalt jüdischer Gegenwart und Geschichte in Deutschland zu vermitteln und Bildungskonzepte gegen den wachsenden Antisemitismus zu entwickeln“, macht die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Prof. Maria Böhmer deutlich. „Ich freue mich sehr, dass unsere Bilderbox so intensiv für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit genutzt wird. Die Arbeiten der UNESCO-Projektschulen zeigen uns, wie wichtig pädagogische Kompetenz und leidenschaftliches Engagement für eine demokratische und offene Gesellschaft sind.“
Die Bilderbox besteht aus 36 Karten, die auf der Vorderseite Fotografien, Dokumente und Gemälde zeigen und auf der Rückseite mit Informationen und Anhaltspunkten für weitere Recherchen versehen sind. Einen besonderen Stellenwert kommt dabei den zeitgenössischen Aufnahmen des jüdischen Fotografen Rafael Herlich zu, denen historische Bilder zur Seite gestellt werden. Die Bilderbox ist inzwischen an über 2000 Schulen im Einsatz. Sie wird interaktiv im Unterricht eingesetzt, um eine vertiefte Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte und Gegenwart zu ermöglichen.
„Das Jüdische Museum Frankfurt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vielfalt der jüdischen Kultur in Geschichte und Gegenwart erfahrbar zu machen“, erläutert die Direktorin des Jüdischen Museums Prof. Mirjam Wenzel. „Die Bilderbox, die wir in Zusammenarbeit mit der Deutschen UNESCO-Kommission entwickelt haben, eröffnet Schülerinnen und Schülern vielfältige Zugänge zur jüdischen Gegenwart und lädt zu weiteren Erkundungen vor Ort und im Museum, vor allem aber zu Gesprächen ein.“
„Bei der Bekämpfung des Antisemitismus in den Schulen haben wir noch einen weiten Weg vor uns“, erklärt Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, anlässlich der Projektvorstellung. „Doch gerade dieser Weg lohnt sich. Denn kein Kind wird als Antisemit geboren. Und wenn wir bei jungen Menschen das Fundament legen für Toleranz und Respekt, wenn in jungen Leuten Verständnis wächst für Menschen, die zum Beispiel eine andere Religion, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung haben, dann haben wir unendlich viel gewonnen. Nämlich im besten Fall spätere Erwachsene, die diese demokratischen Werte mit Leben erfüllen.“
Die Präsentation der zwölf ausgewählten Projekte findet im Rahmen des dreitägigen Bildungsprogramms „Meeting Point JÜDISCHES MUSEUM – UNESCO-Projektschulen erkunden Gegenwart und Geschichte jüdischen Lebens“ am Jüdischen Museum Frankfurt statt, an dem 40 Jugendliche teilnehmen.
Beteiligte Schulen
Rouanet-Gymnasium Beeskow: Die Beeskower Synagoge von 1860 bis heute
Heinrich-Hertz-Schule Hamburg: Anne-Frank-Jahr 2021
Große Stadtschule „Geschwister-Scholl-Gymnasium“ Wismar: Auf den Straßen von Wismar
Adolf-Grimme-Gesamtschule Goslar: Stadtgeschichte erkunden und vermitteln
Grund- und Hauptschule Herderschule Bad Pyrmont: Der jüdische Friedhof Am Helsen
Max-Windmüller-Gymnasium Emden: Keep the memory alive!
Friedrich-Leopold-Woeste-Gymnasium Hemer: Begegnung und Dialog heute
Gymnasium Verl: Recherche zum jüdischen Leben in Gütersloh
Luisen-Gymnasium Düsseldorf: Begegnungen in Düsseldorf
Pascal-Gymnasium Grevenbroich: Jüdische Stadtgeschichte digital + vor Ort erkunden
Warndt-Gymnasium Völklingen: Meet Klezmer!
Oberschule „Gottfried Pabst von Ohain“ Freiberg: Erinnerungen an Erna Kisch
94. Oberschule Leipzig: Projekttage zum Jüdischen Leben in Leipzig
Hintergrund
Die Bilderbox zur Gegenwart und Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland wurde von der Deutschen UNESCO-Kommission und dem Jüdischen Museum Frankfurt anlässlich des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ entwickelt und durch das Auswärtige Amt gefördert. Das interaktiv und niedrigschwellig einsetzbare Bildungsmaterial weitet den Blick von Schülerinnen und Schülern auf das Judentum und jüdische Identitäten in Deutschland, setzt Impulse für eigene Projekte und regt Begegnungen an. Die Bilderbox kann über die Deutsche UNESCO-Kommission bezogen werden. Weitere Informationen finden sich unter unesco.de/bildung/unesco-projektschulen/unesco-projektschulen-deutschland/bilderbox.
Das Netzwerk der UNESCO-Projektschulen in Deutschland besteht aus rund 300 Schulen. Darin sind alle Schultypen und Bundesländer vertreten. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen auf Demokratie- und Menschenrechtsbildung, interkulturellem Lernen, Global Citizenship Education, Welterbebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Chancen und Risiken des digitalen Zeitalters. Die Bundeskoordination der UNESCO-Projektschulen ist bei der Deutschen UNESCO-Kommission in Bonn angesiedelt. Die UNESCO-Projektschulen arbeiten eng zusammen und profitieren vom weltweiten Austausch mit 12.000 Projektschulen in 182 Ländern. Weitere Informationen finden sich unter unesco.de/bildung/unesco-projektschulen/unesco-projektschulen-deutschland.
Das Jüdische Museum in Frankfurt am Main ist das älteste Jüdische Museum der Bundesrepublik Deutschland, das an zwei Standorten sowie im digitalen Raum die Vielfalt jüdischer Kulturen in Geschichte und Gegenwart erfahrbar macht. Das Bildungs- und Vermittlungsprogramm ist ein zentraler Bestandteil der Museumsarbeit und richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche, Schülerinnen und Schüler. Das Jüdische Museum Frankfurt versteht sich als ein Museum ohne Mauern. Mit seinen zahlreichen Angeboten stärkt es die transkulturelle Verständigung, macht jüdische Geschichte und Gegenwart erfahrbar und regt zur Selbstreflexion an. Weitere Informationen finden sich unter juedischesmuseum.de.
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