IHA2022 PrizeWinner QuayQuarterTower Sydney 3XN Kopenhagen AdamMork 7Der zehnte Internationalen Hochhaus Preis, der für 2022/23, Teil 3

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schon immer hatte ich den Internationalen Hochhauspreis interessiert verfolgt und versucht, unter den Ausgewählten und zuletzt dem Sieger ästhetische Kriterien zu finden, die für die Auswahl wichtig, ja entscheidend wären. Das einzige, was ich fand, waren Moden, wie ich sie bezeichnete, daß man nämlich am Aussehen der Hochhäuser in etwa die Zeit, in der sie entstanden sind, erkennen kann. Das erste Hochhaus in Frankfurt entstand AB 1928, das IG-Hochhaus, also das der damaligen Interessengemeinschaft Farbenindustrie und war ein sensationeller Bau von Hans Poelzig, der bis heute beeindruckt.

Erst der Siegerbau, QUAY QUARTER TOWER aus Sydney von den Architekten 3XN aus Kopenhagen geplant, gebaut für AMP Capital, der kein Neubau ist, sondern ein dort stehendes Hochaus entkernt hat, dann aber völlig umgestaltet hat, sodaß doppelt so viel Raum geschaffen wurde, wobei mehr als die Hälfte der Baumasse erhalten bleiben konnte, damit dann die eigentlichen Abrißarbeiten entfielen, hohe Kosten und mindestens ein Jahr Bauzeit eingespart wurde und nach neuester Rechnung zudem CO₂ , also erst dieser Siegerbau, ein besonders nachhaltig gebautes Hochhaus brachte mich auf den kulturhistorischen Bruch, den wir alle erleben und leben, ohne daß wir dessen gewahr sind, bzw. darüber sprechen und schreiben.

Um diesen kulturhistorischen Bruch klarer werden zu lassen, muß ich erst einmal weit ausholen. Von den Griechen sind uns einige Tempel und Theater erhalten. Mit dem von den Römern erfundenen Zement sind Bauten für die Ewigkeit entstanden, die man u.a. in Rom besichtigen kann, wobei das Wichtigste für unsere Generationen dabei die Erhaltung des Urzustands ist, was so weit geht, daß oft Veränderungen der Zwischenzeit rückgebaut werden, damit der Urzustand wiederhergestellt ist. Das gilt auch für die Burgen des Mittelalters, das gilt für die Kirchen aller Epochen, das gilt für die stabilen Renaissancebauten, den ausladenden Barock. Auch die Bauten der Gründerzeit, des Jugendstils, des Bauhauses, der Moderne sind längst durch unseren Denkmalschutz auch für die Zukunft im Original gesichert.

Doch was ist mit den Hochhäusern, deren Verfallswert schon bei der Konstruktion und dem Neubau heute einkalkuliert wird. Sicher wird es einige, besondere Hochhäuser geben, die gehegt und gepflegt als Ausweis ihrer Zeit stehen bleiben dürfen, aber die Masse wird den Weg gehen, den jetzt der Siegerbau QUAY QUARTER TOWER aufzeigt. Hochhäuser werden entkernt, ihre bauliche Struktur erhalten und zu etwas ganz Neuem umgebaut, aufgebaut, was sowohl der Ästhetik der Zeit entspricht, wie auch den technischen Neuerungen an Material und Nachhaltigkeitsanspruch.

Damit ist die bisherige Schutzwürdigkeit von besonderen Bauten, die erst in unserer Zeit Thema wurde und sehr ernsthaft betrieben wird, obsolet geworden. Man kann sicher auch viele Gründe dafür finden, daß Hochhäuser schneller veralten und für den Hochhausbau sehr viel innovativere und technisch modernere Bauweisen und Materialien ständig ge- und erfunden werden. Die Entwicklung geht also in eine gespaltene, differenzierte Richtung. Es wird ‚billige‘ Hochhäuser geben, die insbesondere in China aus dem Boden schießen, sozusagen ein Einheitshochhaus, von denen schon beim Bauern ihre Entsorgung mitgedacht wird. Diese werden entweder ganz abgerissen oder beim Abreißen und Neubauen zunehmend in ihrer Struktur erhalten, aber im Aussehen völlig verändert, so daß optisch ein Neubau entsteht. Und es wird singuläre Hochhäuser geben, die wie Unikate in ihrer Gestalt auch mit Hilfe des Denkmalschutzes erhalten bleiben.

Fotos:
©PrizeWinner QuayQuarterTower Sydney 3XN Kopenhagen AdamMork

Info:
Der Internationale Hochhauspreis, Ausstellung vom 10.November bis 22. Januar 2023, Das DAM zu GAst im Museum Angewandte Kunst
www.museumangewandtekunst.de