Serie: MITHRAS. Annäherungen an einen römischen Kult, bis 10. April 2023, Archäologisches Museum Frankfurt, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“, was ja eigentlich laut Dante am Eingang der Hölle steht, das sprach ich im Frankfurter Archäologischen Museum so vor mich hin, als ich, nach dem andächtigen Betrachten der hinreißenden Mithras Reliefs und Skulpturen, als die Welt noch in Ordnung schien, die begleitenden Texte las. Denn die Figur des MITHRAS, des neuen orientalischen Gottes im Alten Rom, die kannte ich ja gut, schließlich bin ich in den dortigen Verliesen, den unterirdischen Höhlen und Kerkern herumgestolpert, eine Touristenattraktion der Eingeweihten, wo der Geheimkult, die Mysterien um den aus dem Osten, aus Persien gekommenen Gott einst heimlich, aber intensiv gefeiert wurde.
Damals hatte ich auch gelernt, daß die Römer, mal wieder ganz schlau, den erst einmal als Ausländerreligion verschrienen, dann verbotenen Christenkult – Kult war immer - , der immer mehr Anhänger fand und heilige Messen in den unterirdischen Katakomben feierte, mit ihrem mysteriösen und ganz ganz geheimen MITHRAS den Römern und Römerinnen ein attraktives Gegenmodell boten: Sozusagen dem laschen Christus einen richtigen Mann gegenüberstellen. Den Römerinnen? Das eben nicht. Schon lange war auch im heutigen Rom bekannt, daß die Römerinnen damals überhaupt nicht zugelassen waren. Das war ein reiner Männerkult, ein Männerbund – und noch dazu einer, der unter den Legionären, den Soldaten des Römischen Reiches besondere Verbreitung fand. Schon die Mütze, diese heute pryghische Mütze genannte Kopfbekleidung, der Zipfel nach vorne…, aber nein, da sind wir jetzt unserer Zeit voraus. Denn erst einmal muß die Enttäuschung abgearbeitet werden, die immer eintritt, wenn man etwas fest Geglaubtes als falsch, als unhistorisch, als dummes Geschwätz zur Kenntnis nehmen muß.
Der römische Mithraskult war also kein Konkurrenzunternehmen zum Christentum?! Wenn man sich das mal durchdenkt, hätte man selber drauf kommen müssen, ganz ohne archäologische Forschung. Denn als Männerbund schloß er ja die Hälfte der Bevölkerung aus und noch dazu diejenigen, die über die Erziehung, auch die der Knaben, immensen Einfluß auf die Gedanken und Gefühle der kommenden Generationen haben. Das Christentum war immer eine, besonders durch Frauen weitergegebene Schicksalsgemeinschaft. Die vielen Heiligen etc. Aber, wenn keine Konkurrenz, warum trat dieser orientalische Mithras mit Aplomb in Rom in Erscheinung?
Das Alte Rom konnte gut einen neuen Götterhelden gebrauchen! Die eigenen Götter, eine einzige Vielgötterei, waren durchaus abgewirtschaftet und mit der berühmten Einvernahme ausländischer Kultur und ihrer Träger durch die Römer, eine Römisierung sondergleichen, war es in Rom ein Leichtes, diesen Mithras zu installieren, der ja aus Persien schon bekannt war in seiner Brüderschaft mit der Sonne. Und so wurde dies auch in Rom eine Einheit, der Sol invictus Mithras. Wie nun der römische, erst im 1. Jahrhundert eingewanderte Mithras mit dem echten Mithra, den man in Persien seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. kennt, zusammenhängt, ist eine eigene Geschichte, die auch noch nicht abschließend geklärt ist. Lassen wir es dabei, daß der römische Aufguß eine Wirkung entfaltete, die vor allem bei denen ankam, die in der Ferne Rom verteidigten, wie die im obergermansichen Limesgebiet im Norden, hier in der von ihnen gegründeten Stadt Nida, heute Frankfurt-Heddernheim, wo nicht nur ein Mithräum gefunden wurde, sondern sogar vier oder fünf.
Fortsetzung folgt.
Fotos:
Plakat der Ausstellung „Mithras. Annäherung an einen römischen Kult“ im Archäologischen Museum Frankfurt
Gestaltung: E. Quednau/Archäologisches Museum Frankfurt (AMF)
Info:
MITHRAS. Annäherungen an einen römischen Kult 25. November 2022 bis 10. April 2023, Sonderausstellung im Archäologischen Museum Frankfurt.
Vorträge
Jupiters Adler – Neues zu Göttern und Kulten im römischen Nida
Dr. Carsten Wenzel, Kustos Provinzialrömische Archäologie, Archäologisches Museum Frankfurt 15. Februar 18.30 Uhr
Mithras. Wege zu einer Ausstellung
Dr. Wolfgang David, leitender Direktor, Archäologisches Museum Frankfurt 15. März 18.30 Uhr
Weitere Vortragstermine folgen.
In Verbindung mit den Freunden des Archäologischen Museum Frankfurt 3€ / 1,50 € für Mitglieder
Direktorenführungen
mit Dr. Wolfgang David M.A.
4.12. / 15.1. / 12.2. / 10.4. (Ostermontag!) Sonntags 11.30 Uhr
30.11. / 21.12. / 11.1. / 1.2. / 29.3. Mittwochs 18.30 Uhr
10 € / 5 € + Eintritt
Kustoden-/Kuratorenführungen
mit Dr. Carsten Wenzel M.A. 22.1. / 26.2. / 5.3. / 26.3. Sonntags 11.30 Uhr
28.12. / 18.1. / 22.2. / 22.3. / 5.4. Mittwochs 18.30 Uhr
7 € / 3,50 € + Eintritt
Kustodinnenführungen
mit Dr. Natascha Bagherpour Kashani M.A. 15.12. / 02.02. / 09.03.
Donnerstags 16.30 Uhr
7 € / 3,50 € + Eintritt
Anmeldungen für die Direktoren- und Kuratorenführungen an fuehrungen.archaeologie@stadt- frankfurt.de
Offene Rundgänge
7.12. / 25.1. / 8.2. / 15.2.* / 1.3. / 8.3. / 15.3.*
Mittwoch 18:00
*wegen eines anschließenden Abendvortrages Beginn bereits um 17.00 Uhr Jeden Sonntag 14:00
5 €/3 € + Eintritt
Licht ins Dunkel - Offene Workshops
11. Dezember / 22. Januar / 26. Februar / 26. März
Sonntag 13:00
6€ Materialkosten (+ Eintritt, Kinder unter 18 Jahren sind frei)
Im Anschluss findet eine Führung durch die Sonderausstellung statt.
Schulklassenangebote und Kindergeburtstage
Workshops und Führungen
Im Rahmen von einstündigen Führungen bekommen die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in einen faszinierenden Kult, der uns heute noch in vielen Bereichen Rätsel aufgibt. Den Schularten und Jahrgangsstufen entsprechend werden die Themenschwerpunkte gewählt: Beispielsweise können mit Lateinklassen die ausgestellten Inschriften genauer besprochen werden oder man beschäftigt sich vor allem mit dem überlieferten Mythos der Gottheit Mithras.
Anmeldungen und Fragen an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Einblicke in einen Mysterienkult – Führung durch die Sonderausstellung (Dauer: ca. 1 Stunde;
Alter/Klassenstufe: 3. Klasse - Oberstufe bzw. ca. 8 - 18 Jahre). Die Führung ist kombinierbar mit folgenden Workshops:
Ein Mithrasheiligtum im Schuhkarton (Dauer: 2 Std.; Alter/Klassenstufe: 1.- 4. Klasse bzw. ca. 6 - 10 Jahre).
Wie sieht ein Mithrasheiligtum aus? Was gehört dort hinein und was können die Archäologinnen und Archäologen dazu sagen?
Nach einem kurzen Rundgang durch die Sonderausstellung, in dem einige Fragen beantwortet werden, geht es in die praktische Arbeit und jede Schülerin und jeder Schüler baut sein eigenes Mithrasheiligtum als Miniatur in einem Schuhkarton nach.
Dabei können die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen mit verschiedenen Materialien (Ton, Metall, Stein, Farben, Papier) konkret und kreativ umsetzen. Über den Austausch in der Gruppe kann ein Anknüpfungspunkt zu interkulturellem Lernen geschaffen werden und Bezüge zu heutigen Glaubenshäusern geschaffen werden.
Licht ins Dunkel – Eine Fettlampe herstellen (Dauer: ca. 45 Minuten; Alter/Klassenstufe: 3.- 6. Klasse bzw. ca. 6 - 12 Jahre)
Die Mithrasheiligtümer bestehen in der Regel aus geschlossenen Räumen ohne Fenster. Manchmal befinden sie sich sogar in Kellern von Häusern. Es herrschte also eine mystische und geheimnisvolle Stimmung in den dunklen Kulträumen. Beleuchtet wurden diese mit Kerzen oder Schalenlampen.
Nach diesem Workshop gehen jede Schülerin und jeder Schüler mit seiner eignen kleinen Schalenlampe nach Hause.
Löwe oder Rabe – Dein Weihegrad auf Metall geprägt (Dauer: 1 Std.; Alter/Klassenstufe: 3.- 6. Klasse bzw. ca. 6 - 12 Jahre)
Wer einer mithräischen Gemeinschaft beitreten wollte, musste sich einer Reihe von rituellen Prüfungen unterziehen. Sobald man in die Gruppe aufgenommen worden ist, begann man sich verschiedene Weihegrade hinaufzuarbeiten – wie man eine Leiter hinaufsteigt. Für die einzelnen Grade standen Symbole wie der Rabe oder der Löwe.
In dem Workshop werden die bekannten Symbole besprochen. Anschließend kann sich jede Schülerin und jeder Schüler seine eigene Plakette für ihren oder seinen Weihegrad aus Metall (Kupferfolie, die anschließend patiniert wird) prägen.
Alle Workshops und die Führung können auch als Kindergeburtstag gebucht werden. Kosten jeweils 150 € (inkl. Material, Workshop, Führung und Eintritt für max. 10 Kinder und 2 Begleitpersonen)
Dauer: 2 Stunden inkl. 20 Minuten Pause (Getränke und Snacks müssen mitgebracht werden)